Während Deutschland versucht, eine Mitte ohne Rand und eine Linke ohne Rechte zu proklamieren, gilt es in anderen Ländern noch als normal, konservativ oder gar patriotisch zu sein. Die Selbstverortung „konservativ“ fällt selbst Christdemokraten oft schwer. Viel lieber steht man in der undifferenzierten linken „Mitte“ und grenzt sich nach rechts ab, anstatt eine Zukunftsgeschichte des Konservativen zu erzählen.
Dort ist man empört, über die transatlantische Erinnerung an einst gemeinsam verteidigte Werte wie Freiheit – und leider auch ignorant gegenüber der Dynamik einer neuen Weltordnung mit neuen Allianzen, Spielern, Medien und Interessen. Deutschlands Konservative separieren sich damit selbst von jenen europäischen und auch transatlantischen Netzwerken, die sich weder den Anspruch nationaler Interessen noch den Stolz auf die eigene Geschichte und Kultur durch das Gejammer dauerempörter Linker nehmen lassen.
Sicher gibt die Wiederwahl Trumps hier einen weltweiten Schub in der Wahrnehmung, doch bereits vorher existierten zahlreiche liberal-konservative Netzwerke Gleichgesinnter in Europa und den USA. Man trifft sich auf hohem intellektuellem Niveau, um bei aller Differenz mit verwandten Geistern zu debattieren, und pflegt damit Allianzen unter Wissenschaftlern, Politikern, Journalisten, Aktivisten, Geistlichen und auch Künstlern.
Deutsche Konservative verpassen den Anschluß
Gerade erst ging in London die ARC-Konferenz mit 4.000 Teilnehmern zu Ende und versammelte die intellektuelle Elite Europas, Politiker von Australien über Old Europe und den US-Kongreß, um über eine „better story“ des Westens zu debattieren. Es fehlten dort, wie auch bei der National Conservatism Conference (NatCon) deutsche Politiker, weil sie sich schwertun, in frei denkenden Kreisen gesehen zu werden. Was soll die Presse zu Hause denken? Gerade versetzt die jährlich in den USA stattfindende Conservative Political Action Conference (CPAC) das deutsche Feuilleton in Rage.
„Ultrarechte“ kämen da zusammen, der US-Vize-Präsident J.D. Vance, dessen Münchner Rede noch nicht bei allen fertigverdaut wurde, legte dort noch einmal nach in der Neuerzählung des Westens. Konservative und liberale Staatsführer wie Milei, Meloni und Fico sind da, die Deutschen zieren sich.
Dabei gibt es längst auch einen europäischen Ableger als CPAC-Ungarn in Orbáns Budapest, bei dem die Christdemokraten seit Jahren eingeladen sind, aber nicht gesehen werden wollen. Die AfD wird diesen Part jetzt übernehmen. Die deutschen Konservativen verpassen den Anschluß, während sich der Westen gerade sehr selbstbewußt neu vernetzt.