Mit Spott reagiert das altbundesrepublikanische Feuilleton auf Gedanken des sächsischen Ministerpräsidenten Kretschmer zur Stalin-Note von 1952. Dabei liefert diese Debatte den Beweis, wie unauflöslich die Lebensläufe des Ost- und des Weststaates miteinander verknüpft sind. Ein Kommentar von Thorsten Hinz.
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Kein Mensch wird jemals wissen und sagen können wie die Dinge sich entwickelt hätten wenn der Westen sich mit Stalin zu einem zweiten Jalta zusammengesetzt hätte, und den Stalin-Plan umgesetzt hätte.
Soviel kann man wohl sagen: Es hätte ein Neues Deutschland gegeben, mit den Grenzen von heute, also ohne „Ostgebiete“. Das Gebiet wäre bis auf ein 100.000-Mann-Heer entmilitarisiert gewesen und natürlich bündnisfrei. Etwa wie Finnland im Kalten Krieg.
Finnland konnte im Kalten Krieg, nationalstaatlich-demokratisch organisiert, in Freiheit leben. Super.
Große Frage: Hätte auch das Neue Deutschland den Kalten Krieg so überstehen können und -noch größere Frage- nach 1989 frei und blockfrei weiterbestanden, und auch heute noch so bestehen? Ohne Aufnahme in die Immerengereunion?
Und ja, hätte es dann in den 50er-Jahren ebenfalls ein Wirtschaftswunder gegeben?
Niemand wird das jemals wissen und sagen können.
Das Thema eignet sich natürlich wunderbar in der Diskussion um die Deutschland-Abschaffung durch die Immerengereunion und das durch den Ukraine-Krieg neu aufgeflammte imperialistische „Ringen“ um den Raum „von Kamtschatka bis Gibraltar“ bzw. „von Gibraltar bis Kamtschatka“.
Es wäre vor allem die Dichte der ausländischen Beobachter, Spitzel und Einflüsterer sehr viel geringer gewesen – etwa wie in Österreich bis heute. Mit der Folge, dass sich eine freiheitliche Rechtspartei auf ganz natürliche Weise problemlos hätte entfalten können – ähnlich wie die FPÖ. Vielleicht sogar zwei Rechtsparteien, in Fortfolge von DNVP und DVP. Natürlich wäre dasselbe auch auf der linken Seite mit der KPD passiert. Die politische Mitte und insbesondere die Unionparteien hätten sich dermaßen dominant entwickeln können. Der neue deutsche Nachkriegs-Staat zwischen Rhein und Oder hätte womöglich die Weimarer Reichsverfassung übernommen, als kleinsten gemeinsamen Nenner, auf den man sich hätte einigen können, mit allen Vor- und Nachteilen. Die Wirtschaft hätte enorm geboomt. Zwischen Sachsen, Thüringen, Hessen, NRW und BaWü hätte sich mit das stärkste europäische Kraftzentrum herausgebildet. Und vor allen: die EU hätte sich nicht nato-und krakenartig ausweiten und ausbreiten können, sondern wäre ein rein wirtschaftlicher Zweckverband geblieben.
Die politische Mitte in Gestalt der Unionsparteien hätten sich bei weitem NICHT so dominant entwickeln können.
FAZ Kohler sollte auch registrieren, das die Ukrainer die besten Helfer bei Hitlers Judenmorden waren und dass heute erneut Armenier verfolgt und ausradiert werden, weil man deren Schutzmacht um Interessen an Weltkronkammer durchzusetzen. Das geht aber schon seit 1918 und die Juden hat man auch geopfert, weil es in Amerika keinen interessierte! Erst als man die Deutschen an der Gurgel hatte, durften Juden in Amerika ihren Standpunkt und ihre Rechte deutlich vertreten! Und was ist Putinismus? Selbstverständlich kein Demokrat, aber tut was für sein!!Land, für seine Interessen, das was ich bei vielen deutschen Politkern vermisse! Bei all den kriminellen, undemokratischen Handlungen des Westens, kann ich Putin nicht veruteilen! Die herrschende Politik des Westens bringt nur deswegen weniger eigene Bürger um, weil das in fremden Ländern einfacher ist! Soll ich die jetzt alle aufzählen? Dagegen sind die Nachstalinisten Russlands Waisenknaben, einschließlich Putin.
Adenauer hat mit seiner bedingungslosen Entscheidung für den Westen dazu beigetragen, dass Deutschland bis heute (!) zum zentralen Austragungsort in einem West-Ost-Konflikt ausersehen wurde. Die Aufrüstung von 1656 war nur eine logische Folge seines Weges von 1952. Sollte es in unseren Tagen zu einem großen Krieg kommen, würde unser Land zwischen Donau und Nordmeer zu einer Wüste. Es ist noch nicht vorbei.
Das ist der Preis, den wir für siebzig oder J
jetzt bald achtzig, Jahre Zugehörigkeit zum „besten aller möglichen deutschen Staaten“ im Extremfall zahlen müssen.
„Bekanntlich äußert Kretschmer immer wieder abweichende Meinungen zum Ukraine-Krieg und zu den Rußland-Sanktionen, die gerade auch Sachsen schädigen. Ähnlich äußerten sich die Sächsische Zeitung und das Redaktionsnetzwerk Deutschland.“
nanu? SäZ und RND äußerten sich ähnlich? Ist die Revolution schon im Gange? habe ich etwas verpaßt?
Nein, die nachfolgenden Sätze lassen etwas anderes vermuten: eine irreführende Syntax und Deixis. Der zweite Satz hätte demzufolge nämlich heißen müssen:
„Ähnlich wie Kohler äußerten sich die Sächsische Zeitung und das Redaktionsnetzwerk Deutschland.“
Sicherlich ist die Kohlersche Kritik aus dem Geist westlicher Deutungsüberlegenheit verzichtbar. Was die Gustav-Heinemann-Partei anging, so war sie vor allem eine Partei des illusionären Friedens zwischen den Blöcken, die sich bereits gebildet hatten. Die Westmächte hätten Stalins Spiel nicht mitgespielt, da dessen Lösung zu ihrem Nachteil gewesen wäre. Adenauer wußte sehr gut, daß Schwanken gegenüber dem Stalin-Angebot einen radikalen Vertrauensverlust eingebracht hätte, und Vertrauen brauchte die gerade gegründete Bundesrepublik nach dem Zusammenbruch eigener politischer Großraumambitionen unbedingt. Daher lehnte Adenauer jedes Schwanken zwischen Ost und West ab. Zudem fürchtete Adenauer das Einvernehmen zwischen den Siegermächten à la Potsdam. Im Gegensatz zu 1990 hätte Deutschland nämlich nicht gleichberechtigt mit verhandelt, sondern es wäre bloßes Objekt gewesen. Zum wiedervereinigten Deutschland sollten überdies auch die deutschen Ostgebiete gehören. Adenauer gedachte den Kalten Krieg zur Wiedererlangung der Souveränität auszunutzen. Die Politik der Stärke sollte die Wiedervereinigung bringen. Die amerikanische Entspannungpolitik bedeutete das Scheitern dieser Politik.
Erstens hatte die Bundesrepublik keine Wahlfreiheit. Zweitens gab es mit stalinistischen Aussagen grauenhafte und mörderische Erfahrungen. Drittens wir haben wichtigere Probleme augenblicklich, wir brauchen Neuwahlen. Viertens Kretschmer bringt jetzt solche Themen, um Leichtgläubige für die CDU zu keilen und mit dem Thema Zwietracht in der AfD zu sähen und den Boden für die Wagenknechtpartei zu bereiten. Weder Stalin / Putin wollten oder wollen genauso wie einige Westalliierte ein nationales starkes Deutschland oder ähnlich strukturierte europäische Staaten die ein starkes unabhängiges vereinigtes Europa bilden. China, USA und Russland wollen uns als abhängige Vasallen. Ein Beispiel: Wer als Ostmärker die Wiedervereinigung mit Deutschland verlangt macht sich in Österreich strafbar und landet schnell im Gefängnis. Dieses Gesetz , von der SU als Bedingung für die Unabhängigkeit implantiert und Putin will das nicht ändern. Sollte Österreich sich mit Deutschland vereinen, würde die Rote Armee einmarschieren dürfen. Angesagt ist Bildung eines starken unabhängigen , wehrhaften Europa, das mit anderen Großmächten auf Augenhöhe verkehrt.
Adenauer betrachtete seinen Weststaat nicht als Übergangssituation, sondern Endpunkt: Endlich hatte er seine Rheinische Republik, ohne das verhaßte lutherisch-atheistische Ostelbien. Hier bestand völlige Einigkeit mit den Westmächten, die zwar nicht explizit gegen eine Wiedervereinigung waren, aber doch um das Hanebüchene und daher Fragile der Jalta-Ordnung wussten, deren Kern die geglückte Zerschlagung Deutschlands war. Mit einer Neutralisierung Deutschlands wäre sie zusammengebrochen. Selbstverständlich ist Stalin nie ein Deutschland zugetaner Politiker gewesen, seine Beziehung zu uns war – ganz russische Tradition – rein opportunistisch. Doch dürfte ihm klar gewesen sein, soviel Weisheit kann man ihm zutrauen, zu begreifen, daß es nie eine russische Kontrolle bis zum Rhein geben würde – dazu brauchte es keinen Patton oder Operation Unthinkable. Also wollte er wenigstens die Westmächte wieder hinter die Ardennen bekommen. Hier wäre für einen patriotischen deutschen Kanzler die Chance gewesen, klug das Kriegsergebnis wenigstens in der Oder-Neiße-Sparvariante zu annihilieren. Aber mit der CDU hatten die Westdeutschen sich die Teilung gewählt – und die haben wir bis heute.
Sehr klug argumentiert, lieber Hellerberger. Sie haben den Alten aus Rhöndorf (der schon als Kölner Oberbürgermeister absolut westorientiert war) durchschaut. Der späte Adenauer greift – zumindest in puncto Westbindung – übrigens Traditionen des dritten Reiches mit auf. Denn auch dieses war bereits tendenziell dem angelsächsischen Westen zugeneigt und warnte mit markigen Worten vor den asiatischen Horden – ähnlich wie es die CDU in dem 1950ern dann weiterhin tat. Seit 1933 bis heute haben wir also ein westernized Vaterland. Hingegen zuvor die Weimarer Republik und das Kaiserreich waren auf Ausgleich zwischen Ost und West bedacht und betonten die Mittlerrolle und Brückenfunktion Deutschlands. Davon wollten weder Adolf Hitler noch Konrad Adenauer etwas wissen – zu unserem bleibenden Schaden.
Sie regen sich über ein Schmierenblatt auf, das einem Habeck einen Preis gestiftet hat, um ihm zu zeigen wie lieb sie ihn haben?
Da könnten Sie sich auch über die Union aufregen, die ist auch weit weg von dem was sie einmal war – eigentlich ist sie das Gegenteil dessen was sie einmal war, wie die FAZ.
Von einer echten Zeitung mit echtem Journalismus und tiefgründigen Artikeln zu einem staatlich subventionierten Schmierblatt. Wahrlich ein tiefer Fall, aber wenn man so etwas vor sich hat lohnt sich keine Zeile über diese Schicht. Sie finden inhaltlich gleiche Artikel in einem Antifajournal oder einem grünen Subventionsblatt oder im ÖRR.
Nein, da ist nichts mehr. Gerade ich als ehemaliger DDR-Bürger bin K. Adenauer sehr dankbar für seine Politik. J. Stalin wollte Deutschland nicht vereinen, sondern die USA aus Europa verdrängen. Das wollte und will die politische Linke der alten Bundesrepublik natürlich auch – bis heute.
Was haben die USA in Europa verloren? Nichts. Genauso wenig wie Rußland.
Hmmm…liegt der der Teil Rußlands westlich des Urals mit Moskau und St. Petersburg nicht in Europa?
Oder meinen Sie, die Russen sollten diese Gebiete aufgeben, weil sie in Europa nichts verloren haben.
Ich nehme an, Hellerberger meint nicht Cis-Uralien als Ganzes sondern nur das westlich des Dnjepr gelegene Europa.
@Hellerberger Ohne die USA damals sprächen auch Sie heute wenigstens auf dem Amt Russisch. Alle europäischen Länder lagen damals am Boden und waren ein leichtes Opfer. Das wollte Stalin ausnutzen.
Tatsächlich hat die USA das Vordringen der Sowjets nach Mittel- und Südosteuropa mit mehr als 10 Mrd. Dollar (nach heutiger Kaufkraft mehr als 500 Mrd. Dollar) mitfananziert und in Jalta Europa mit der Sowjet Union geteilt.
Die Amis haben dann auch die von ihnen besetzten Gebiete Mecklenburg, Sachse-Anhalts, Thüringen und Sachsens (Treffpunkt Torgau), ebenso wie die westlichen Gebiete der Tschechoslowakei den Sowjets übergeben.
Elementare Geschichtskenntnisse könnten nicht schaden !
Grandios und wunderbar dialektisch betrachtet. Kretschmer ist ein halbwegs Sehender unter einer Horde von selbstverschuldet (verblödeten) Blinden. Die herrschende politische Klasse der BRD samt ihrer Unterstützer ist nicht satisfaktionsfähig – weder innenpolitisch noch außenpolitisch. Habeck geriert sich wie Günter Mittag, Roth wie Joachim Herrmann, Scholz wie Honecker. Nur Baerbock ist einzigartig. So verblödet war jetzt keiner aus der DDR-Führung. Es gibt noch vieles, was auf den Tisch gehört. Die Art und Weise der Ostkolonisation ab 1990 ist auch eine Spielart westlicher Blödheit. Die kurzfristige Vernichtung eines riesigen Kapitalstocks mitsamt ihrer begleitenden sozialen Vernichtung muss und wird als gigantische Fehlleistung in die deutsche Geschichte eingehen. Die Transfergelder haben wieder auf typisch westdeutsche Art die Probleme nur zugeschüttet. Und jetzt diese politische und wirtschaftliche Selbstaufgabe… einfach nur irrsinnig. Westdeutsche handeln wie Autisten. Völlig resistent für die Wahrnehmung der Realität. Und sie handeln ohne jeden Verstand.
Hier muß ich widersprechen. Einen echten „Kapitalstock“ gab es in der DDR 1990 nicht mehr. Vernichtet wurde er schon in Teilen kurz nach der sowjetischen Übernahme und bis 1961 durch die Flucht von Unternehmern in den Westen, der Rest wurde von der SED bis in die 80er zerstört – mithin der Hintergrund des Zusammenbruchs der DDR 1989. Sehr viel mehr wurde Ostdeutschland nach 1990 demographisch geschädigt, durch die gewollte und geförderte Umsiedlung junger Ostdeutscher in den West, die damit die westdeutsche Kinderlosigkeit ausgleichen sollten. Wie alle Raubzüge funktionierte das aber nur einmal, dann war Fünfneu leergeräumt und dazu kam die rasche Adaption des westlichen Feminismus durch die Ost-Frauen, womit die Geburtenrate auch im Osten kollabierte. Damit war der Niedergang des Ostens zementiert. Ich erkenne aber auch im Osten heute wenig Neigung, aus den eigenen Schützengräben herauszukommen, noch ein gesamtdeutsches Bewußtsein – siehe Putinismus. Mit sich selbst entlastenden Schuldzuweisung sollte man daher vorsichtig sein.
Ihre Worte machen mich erneut sehr nachdenklich, geschätzter Hellerberger. Sie rauben mir den letzten Rest an Ost-Hoffnung, den ich (als eine Wessi) in die neuen Bundesländer projiziere …
Lieber Andre Möller, wie immer wenn es um Kretschmer geht kann ich nur warnen auf ihn hereinzufallen. Der Mann ist unser gefährlichster Gegner. Greift, gerade vor Wahlen, unsere Themen auf um nach der Wahl wieder „Ätsch seid wieder reingefallen“ zu sagen und mit SPD und Grünen ins Bett zu steigen. Falls nach der Landtagswahl im nächsten Jahr es für ihn nicht ganz reicht holt er auch noch die Linken in seine Koalition. Sein hinterhältiger, machtgeiler Charakter bereitet ihm dabei keine schlaflosen Nächte. Uns in Sachsen kann nur eines retten, 51 % AfD.
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