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Bärendienst erwiesen: Die AfD und ihre Wichtigtuer

Bärendienst erwiesen: Die AfD und ihre Wichtigtuer

Bärendienst erwiesen: Die AfD und ihre Wichtigtuer

Petr Bystron und Norbert Kleinwächter von der AfD kommentieren wild drauf los.
Petr Bystron und Norbert Kleinwächter von der AfD kommentieren wild drauf los.
Petr Bystron und Norbert Kleinwächter: Kommentare vom Spielfeldrand Foto: Picture alliance dpa / Montage: JF
Bärendienst erwiesen
 

Die AfD und ihre Wichtigtuer

Die eine AfD-Chefin wird von der Polizei aus ihrer Wohnung evakuiert, der andere AfD-Chef liegt auf der Intensivstation im Krankenhaus. Als wäre das alles noch nicht schlimm genug, muß sich die AfD mit Lautsprechern aus der eigenen Partei herumschlagen, die die schrecklichen Vorfälle zur Eigen-PR nutzen. Ein Kommentar.
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Als wäre das alles noch nicht schlimm genug. Der eine AfD-Vorsitzende wird nach einer mutmaßlichen Attacke auf der Intensivstation des Krankenhauses behandelt, die andere AfD-Chefin wird – nachweislich – von der Schweizer Polizei aus ihrem Haus nach einer Bedrohungslage evakuiert. Wo sind wir eigentlich hingekommen?

Im ganzen Land macht sich eine Gereiztheit breit, die sich mehr und mehr in Aggressivität und auch Gewalt umschlägt. Nach massiven Corona-Einschränkungen und 16 Jahren Merkel – in denen sich ein Mehltau über die Gesellschaft gelegt hat – brechen sich nun gleich mehrere Krisen Bahn, die das Leben der Menschen in diesem Land in seinen Grundfesten erschüttern.

Wenn der Bundespräsident politisch Andersdenkenden mit dem Vokabular des Strafrechts zu Leibe rückt, ist eine Grenze überschritten. Die linksextreme Szene, deren Gewaltpotential sich zuletzt an der Knochenbrecher-Bande um Lina E. zeigte – und dafür mit einer vergleichsweise geringen Strafe davonkam –, kann sich nur ermutigt fühlen, wenn selbst das Staatsoberhaupt „keine mildernden Umstände“ für Wähler sehen will, die anders abstimmen als er.

AfD-Parteilautsprecher verbreiten Falschnachrichten

Als wäre das alles noch nicht schlimm genug. Wer sich die Öffentlichkeitsarbeit der AfD – deren Vorsitzende ohne Personenschutz kaum noch vor die Tür können – der vergangenen Stunden und Tage anschaut, weiß: Es geht noch schlimmer.

Nachdem Weidels Pressesprecher kryptisch von einem „sicherheitsrelevanten Vorfall“ berichtete, der auch schon einige Tage zurücklag, meldet sich plötzlich der stellvertretende Vorsitzende der AfD im Bundestag, Norbert Kleinwächter, zu Wort und behauptet, seine Vorsitzende sei in einem „Safe House“. Ergebnis: Weidels Pressesprecher muß dementieren und am späten Abend auch noch eingestehen, daß die Chefin auf Mallorca ist. Was bleibt hängen und wird nun dankbar vom politischen Gegner ausgeschlachtet? Weidel im Urlaub, das deutsche Bundeskriminalamt weiß von nichts.

Wie kommt ein mit dem Thema überhaupt nicht befaßter Kleinwächter dazu, sich öffentlich zu einem Thema zu äußern, das ihn nichts angeht? Liegt es etwa daran, daß in wenigen Tagen der Fraktionsvorstand der AfD gewählt wird und Kleinwächters Chancen auf Wiederwahl schlecht stehen? Oder ist es einfach ungefilterter Drang nach Aufmerksamkeit? Am Ende ist es vor allem eines: dumm und unprofessionell.

Mut zur Wahrheit

Warum wurde der Fall Weidel nicht von Beginn an transparent öffentlich gemacht? Wer von „sicherheitsrelevanten Vorfällen“ raunt, muß liefern. Es ist doch klar, daß die Bürger wissen wollen, was da los ist. Mut zur Wahrheit. Jeder hätte Verständnis gehabt, wenn Weidel gesagt hätte: „Ja, es gab einen Vorfall. Meine Familie wurde von der Schweizer Polizei aus ihren vier Wänden evakuiert, alle standen unter Schock. Bitte sehen Sie es mir nach, daß ich die Kinder an einen sicheren Ort gebracht habe und einige Veranstaltungen abgesagt habe.“ Es ist doch alles schon schlimm genug.

Man sollte der AfD, zehn Jahre nach der Gründung, unterstellen können, es mit der Professionalisierung wenigstens versucht zu haben. Auch die Wähler haben wenig Lust, einer kakophonen Partei ihre Stimme zu geben, bei der ein Teil der handelnden Protagonisten es offenbar als persönliche Hauptaufgabe sieht, einer imaginierten Basis Räuberpistolen vorzusetzen, nur, damit man als Hinterbänkler endlich auch mal seinen Namen in die – sonst so scharf kritisierten – „Mainstream-Medien“ bekommt.

Den Parteivorsitzenden einen Bärendienst erwiesen

Auch im Fall des weiter im Krankenhaus befindlichen Chrupalla agieren bereits die immer gleichen geltungssüchtigen Polit-Lautsprecher. Petr Bystron, der weder vor Ort in Ingolstadt war, noch zum engen Kreis um Tino Chrupalla gehört, verbreitet Informationen zum angeblichen Gesundheitszustand des AfD-Chefs. „Nicht mehr ansprechbar“, behauptet Bystron gegenüber dem Journalisten Boris Reitschuster. Als die Zeit dann bei Bystron nachfragt, muß er kleinlaut zugeben, daß Chrupalla derzeit „nicht erreichbar“ sei. Was der Tatsache geschuldet sein dürfte, daß er im Krankenhaus liegt. Aber Bystron bekam seine Schlagzeile, muß jetzt zurückrudern und streut so selbst die Zweifel, über die er sich dann später larmoyant beklagt.

Wer koordiniert eigentlich die Pressearbeit der Partei? Wieso setzen Hinterbänkler ihr eigene Agenda, ohne, daß sie jemand zur Räson ruft? Was hat die AfD die vergangenen zehn Jahre eigentlich gemacht? So etwas erlaubt sich keine andere Rechtspartei in Europa.

Ihren Parteichefs – die ihr Privatleben und noch viel mehr der Partei opfern – haben Kleinwächter und Bystron einen Bärendienst erwiesen. Als wäre das alles noch nicht schlimm genug, muß sich die Partei auch noch mit ihren Wichtigtuern herumschlagen.

Junge Freiheit Wochenzeitung für Debatte 19-23 Wir wollen es wissen Große Online Offensive

Petr Bystron und Norbert Kleinwächter: Kommentare vom Spielfeldrand Foto: Picture alliance dpa / Montage: JF
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