Nicht alles was rechtens ist, ist auch richtig. Dieser Satz beweist sich einmal mehr in Anbetracht der Flugaffäre von Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD), die ihren Sohn von der Flugbereitschaft des BMVg (Bundesverteidigungsministerium) nach Sylt in den Urlaub einfliegen ließ. Vordergründig eine praktische Mitnahme, flog Lambrecht doch selbst auf die Nordsee-Insel, um dort gemeinsam mit Parteigenossin Bärbel Bas einen Wahlkampf-Aufritt für die Landtagswahl in Schleswig-Holstein zu bestreiten. Vorausgegangen war ein Truppenbesuch beim Bataillon Elektronische Kampfführung 911.
Der reisefreudige Filius hatte im Vorfeld der Affäre ein Foto von sich in einem Regierungshelikopter auf seiner privaten Instagram-Seite gepostet. Ein Blick auf sein Profil zeigt: Der Mitflug war kein Einzelfall. Immer wieder inszeniert sich Alexander Lambrecht fast schon staatsmännisch in Regierungsmaschinen, mal mit schickem Anzug auf dem Rollfeld, mal mit noblem Catering an Bord eines Flugzeugs. Das BMVg spricht von insgesamt sieben Reisen, die Lambrechts Sohn an Bord von Regierungsmaschinen absolviert habe.
Daß auf diese Bilder ein mediales Echo folgen würde, mußte den Verantwortlichen im BMVg schnell klar gewesen sein. Unverzüglich teilten sie der Öffentlichkeit mit, daß doch alles rechtens sei. Wie ein Ministeriumssprecher betonte, habe Lambrecht den Mitflug in einem Hubschrauber der Flugbereitschaft ordnungsgemäß beantragt und „die Kosten gemäß der Richtlinie zu einhundert Prozent übernommen“. Der Tenor: Hier gibt es nichts zu sehen, also weitermachen.
Taktlosigkeit regiert
Daß die Kritik seitens der Opposition und auch des Koalitionspartners FDP trotzdem nicht abreißt, liegt vor allem am Eindruck, den die Instagram-Bilder von Alexander Lambrecht hinterlassen. Wie wirken solche Fotos auf normale Menschen, die sich in Zeiten der Krise auf wirtschaftlich harte Jahre einstellen müssen?
Vor diesem Hintergrund muß hier mindestens eine gewisse Taktlosigkeit und mangelndes Fingerspitzengefühl attestiert werden – gerade von einer Bundesregierung, die nicht müde wird, Otto-Normal-Bürger den Verzicht auf Flugreisen, Fleisch und den Umstieg aufs Lastenrad schmackhaft zu machen. Der Eindruck elitärer Abgehobenheit kommt nicht von ungefähr.
Lambrecht ist das Militärische fremd
Es ist nicht das erste Fettnäpfchen, das die Verteidigungsministerin in ihrer kurzen Amtszeit mitgenommen hat. So sollen hochrangige Offiziere ihre Verstimmung darüber kundgetan haben, auf den Fluren des BMVg nicht von Lambrecht gegrüßt zu werden. Zu einem Truppenbesuch in Mali erschien die Ministerin in Stöckelschuhen, obwohl die Besucherregeln aus Sicherheitsgründen festes Schuhwerk vorsehen.
Das alles kommt bei den Soldaten natürlich nicht gut an. Daß Lambrecht als Quoten-Ministerin selbst keine große Begeisterung für die Bundeswehr oder das Militärische empfindet, ist offensichtlich und manifestiert sich in einer Respektlosigkeit gegenüber den Angehörigen unserer Streitkräfte. Einmal mehr wird deutlich, wie entrückt die politischen Verantwortlichen in Deutschland vom normalen Volk und den Gepflogenheiten einer transparenten Demokratie sind.