Der grüne Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat „Atomkraftwerke“ gesagt. Er werde eine weitere Nutzung nicht „ideologisch abwehren“, äußerte er in einem Fernsehinterview und meinte weiter, daß für den kommenden Winter Atomkraft nicht helfen werde, zu weit seien Vorbereitungen und Abbrucharbeiten bereits fortgeschritten. Daß Habeck dies ausspricht, sorgte für erheblichen Wirbel.
Auch der energiepolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Michael Kruse, will jetzt den Rückbau des Kohlekraftwerkes Moorburg bei Hamburg aussetzen. Dieses nagelneue, nur fünf Jahre alte Kohlekraftwerk wurde von den Hamburgern kurzerhand einfach stillgelegt. Der nordrhein-westfälische Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) legte ebenso nach und forderte, es dürfe „keine Denkverbote und Tabus“ geben.
Dabei hatte Habeck nur gesagt, er lasse sein Ministerium prüfen, inwieweit dies möglich sei. Dies hätte er nicht öffentlich sagen müssen, sondern als eine von vielen internen Maßnahmen in seinem Ministerium veranlassen können.
Norddeutsche Grüne setzten auf Windräder
Und nein, es ist keine tiefere Einsicht bei ihm, daß man ein Industrieland nicht mit zufälligem Strom aus Windrädern und Fotozellen versorgen kann und deshalb ein Ende der Energiewende dringend geboten sei. Er sitzt jetzt nur an der entscheidenden Nahtstelle zwischen Utopie und Irrsinn der sogenannten Energiewende und der Realität. Dies kann mitunter schmerzhaft sein. So langsam wird sogar die bisher verblüffend ruhige Wirtschaft laut und protestiert gegen Verknappung und Verteuerung der Energie. Viele Betriebe müssen bereits dicht machen oder wandern unbemerkt ab.
Auf der anderen Seite sitzen Habecks grüne Jünger, die vollkommen unbeleckt von Kenntnissen, Ausbildung oder gar Berufserfahrung „Sichere Energieversorgung: Nein danke!“ rufen. Gerade erst hat ein Parteitag der Grünen in Schleswig-Holstein mehrheitlich beschlossen:“»Kein Terminal für LNG Gas“. Schleswig-Holstein benötige kein LNG Terminal, bestimmten die Parteimitglieder.
Den Antrag hatte der grüne Energieminister von Schleswig-Holstein, Jan Philipp Albrecht, eingebracht und ihn mit Abhängigkeit von russischen Gasimporten begründet. Auch Habeck hatte sich für grüne Verhältnisse ziemlich weit vorgewagt und für ein Terminal für Flüssiggas-Tanker plädiert. Doch die Zukunft der Energieversorgung sei klimaneutral und dafür solle bis 2035 die Nutzung fossiler Gase enden, meinten die fundamentalen Grünen im Norden und sagten weiter, LNG sei keine Zukunftstechnologie. Zukunftsträchtig sind dort nur die Windräder, mit denen das Land bereits vollgestopft ist.
Deutschlands Energieversorgung steht auf der Kippe
Habecks Parteikollegin Steffi Lemke zeigt, wie es weitergeht. Die sitzt jetzt nicht mehr in einer Kita-Stube für schwer erziehbare Kinder, sondern auf dem Chefsessel des Bundesumweltministeriums. Sie besuchte vor kurzem Warschau und polterte den verdutzten Polen entgegen: Wenn dort tatsächlich wie geplant sechs Atomkraftwerke gebaut werden sollten, würde Deutschland „rechtliche Instrumente“ herausholen. In der polnischen Presse sorgte diese unverhohlene großsprecherische Drohung für helle Aufregung, hierzulande wurde sie kaum kolportiert.
Wäre es nicht so ernst, ob könnte man den Sturz des grünen „Hans guck in die Luft“ auf den Boden der Tatsachen belustigt zur Kenntnis nehmen. So aber steht die Energieversorgung eines Industrielandes auf der Kippe. Denn munter machen die grünen Brigaden in ihrer Abschaltorgie weiter; sprengten die Kühltürme des gut funktionierenden und zuverlässig arbeitenden Kernkraftwerkes Philippsburg in die Luft, wollen bis Jahresende die drei letzten Kernkraftwerke abschalten, daneben auch nebenbei schockweise Kohlekraftwerke. Im Gegenzug sollen in die Höhe wachsen Windräder; in der Hoffnung, daß die ein wenig Strom liefern können.
Daran ändern auch Habecks leise Gedankenspiele nichts. Sie zeigen lediglich, daß er ein wenig zu begreifen scheint, was er anrichtet. Er sieht ja auch nicht mehr wirklich frisch dabei aus, sondern wirkt zuweilen doch arg mitgenommen. Man kann es ihm nicht verdenken.
Erdgasspeicher sind leer
Für das Land eine hochgradig gefährliche Lage: Kraftwerke schaltet man nicht an oder aus wie einen Laptop in einem Prenzlauer Cafe; Tagebau, Kraftwerke und Leitungsnetze sind in jahrzehntelangen Arbeiten aufgebaut worden und benötigen eine langfristige Planung und Steuerung.
Auch Gasspeicher füllt man nicht so nebenbei, wie dies Habeck neuerdings will – in der Art eines kindlichen „Fuß auf den Boden“- Stampfens. Nach einem neuen Gesetzentwurf von ihm sollen die Betreiber der Gasspeicher in Deutschland verpflichtet werden, bestimmte Mengen an Erdgas zu speichern. Die sind ziemlich leer, hat auch Habeck zur Kenntnis nehmen müssen.
Nord Stream 2 war die deutsche Reserveleitung
Woher die zusätzlichen gewaltigen Gasmengen kommen sollen, steht nicht im Entwurf. Auch nicht, wer die Lagerhaltung bezahlen soll. Bisher wurden die Speicher immer im Sommer einigermaßen gefüllt, wenn der Verbrauch aufgrund warmer Temperaturen sank und die Gaspreise niedrig waren. Doch künftig dürfte deutlich mehr Erdgas zur Stromerzeugung in Kraftwerken benötigt werden. Das ist nicht nur deutlich teurer als Kohle oder Uran, die zusätzlichen 30 bis 50 neuen Kraftwerke sind ebenfalls nicht vorhanden. Sollte die wichtige Erdgaspipeline zerstört werden, durch die bisher sibirisches Gas nach Europa strömt, fallen mit einem Schlag 55 Prozent der Importmengen von Erdgas aus. Diese Leitung verläuft übrigens durch die Ukraine.
Die deutschen Gasspeicher gehören in der Mehrheit der Wingas, an der wiederum russische Unternehmen wie Gazprom beteiligt sind – nicht nur an Gasspeichern, sondern auch an Betreiberfirmen der Gasleitungsnetze. Die einzige Reserveleitung Nord Stream 2 liegt betriebsfertig auf dem Grund der Ostsee und ist mít Gas gefüllt, darf nur nicht benutzt werden, und gerade hat die Nord Stream 2 AG, die im schweizerischen Zug sitzt, ihre 140 Angestellten entlassen.
Der Wahnsinn in der Energieversorgung nimmt an Fahrt auf.