Seit dem 1. Juni haben wir den sogenannten „Pride Month“. Der Monat soll die sexuelle Vielfalt zelebrieren und ist für viele die perfekte Gelegenheit, einmal wieder allen zu zeigen, wie weltoffen, locker und tolerant man doch ist. Auch für alle möglichen Organisationen und Unternehmen ist der sommerliche Regenbogenmonat wie gemacht, um sich mal wieder ins Gespräch zu bringen und eine multimediale Reichweite zu erlangen, für die sie normalerweise viel Geld für Werbung und Marketing ausgeben müßten.
Natürlich nur da, wo es auch paßt und es weder Mut noch Kunden kostet. So hat BMW auf Facebook sein legendäres Firmenlogo in die tugendhaft leuchtenden Farben der Toleranz getaucht. Zumindest in Deutschland. Die Firmenseiten in der Saudi-Arabien und der Türkei hat das Traditionsunternehmen dagegen lieber unangetastet gelassen. Schließlich herrscht dort wirklich noch echte Homophobie und der Autobauer will die Menschen ja nicht verschrecken. Dafür hat die deutsche Seite aber auch wesentlich mehr Likes generiert. Der Deutsche mag es eben bunt und weiß, daß er das auch zeigen soll.
Auch Fridays for Future ist auf den Pride-Zug mit aufgesprungen und behauptet gar: „Als marginalisierte Gruppe sind LGBTQIA+ Menschen schwerer von der Klimakrise betroffen.“ Warum die erderwärmten Brüder, Schwestern und was immer sich noch so alles hinter den vielen Buchstaben verbirgt in besonderer Weise vom Klimawandel betroffen sein sollen, dürfte für die meisten ein Rätsel bleiben; auch wenn die Organisation auf eine englischsprachige Seite verlinkt, die das erklären soll.
Als marginalisierte Gruppe sind LGBTQIA+ Menschen schwerer von der Klimakrise betroffen.
Wir wünschen Happy #Pride, auch weil unsere Bewegung ohne queere Menschen nicht so bunt wäre! 🏳️🌈🏳️⚧️
— Fridays for Future Germany (@FridayForFuture) June 1, 2021
Der Duden definiert den Begriff Stolz, also das deutsche Wort für „Pride“, als a: „ausgeprägtes, jemandem von Natur mitgegebenes Selbstwertgefühl“ beziehungsweise als b: „Selbstbewußtsein und Freude über einen Besitz, eine [eigene] Leistung“.
In wie weit die eigene Leistung beim Stolz eine Rolle spielen muß oder sollte, hat schon immer zu lebhaften Diskussionen geführt. Vor allem zwischen meist dem politisch rechten Spektrum zuzuordnenden Patrioten, die sich dazu bekennen, daß sie ihr Selbstwertgefühl in besonderem Maße aus dem für sie natürlichen Nationalstolz und der großen Leistung ihrer Vorfahren beziehen, und vorzugsweise postmodernen, linken Internationalisten, die bei dem Thema auf einmal ein für sie eher ungewöhnliches Leistungsbewußtsein entwickeln und den Patrioten entgegenhalten, man könne nur auf etwas stolz sein, was man aus eigenem Zutun heraus geschafft oder geschaffen habe.
Stolz auf Geschlechtsleben
Während Linke den Patrioten vorhalten, daß es albern sei, auf etwas stolz zu sein, was man einzig und allein durch den Umstand erhalten habe, wie und wo man geboren sei, fällt ihr Urteil bei manch anderem „unverdienten“ Stolz deutlich milder aus.
So darf der Fremde zum Beispiel durchaus besondere Ehrgefühl mit dem Land und der Kultur seiner Herkunft verbinden, ohne dafür von links verspottet zu werden. Was im Zweifel wahrscheinlich auch besser für die Gesundheit der sonst so kritikfreudigen Kulturerneuerer ist.
Wenn jemand gar stolz auf seine Sexualität ist und diese mit besonderem Sendungsbewußtsein offen zur Schau tragen will, wird er für diesen Stolz auf sein Geschlechtsleben von der linksliberalen Blase sogar regelrecht gefeiert. Eben auch gerne mal einen ganzen Monat beziehungsweise „Pride Month“ lang.
Vorausgesetzt natürlich, es ist keine 08/15-Sexualität. Ein heterosexueller Prahlhans, der jedem von seinen sexuellen Eroberungen oder Saunaclub-Erlebnissen erzählt, würde von den Vielfaltsfetischisten natürlich sofort auf Grund von toxisch-männlicher Machohaftigkeit aus der Öffentlichkeit in den gesellschaftlichen Darkroom verbannt.
Totale Anpassung
Dieser doppelte Standard macht eines der größten Probleme in der Argumentation moderner Liberaler deutlich. Liberalismus bedeutet heute oft leider oft nur noch, die totale Anpassung an den herrschenden Zeitgeist bei maximaler moralischer Flexibilität und intellektueller Kurzatmigkeit. Ein Henry Miller, Charles Bukowski oder ein Hunter S. Thompson wäre in der modernen Literatur kaum noch denkbar.
Es sei denn, sie würden ihre Zügellosigkeit dem aktuellen Zeitgeist anpassen. Dabei dürften sexuelle Exzesse mit biologischen „Cis-Frauen“ dann aber allenfalls noch eine von vielen Spielarten sein. Aktuell müßten sie sich zumindest in dieser Hinsicht wohl sogar ganz und gar einschränken.
Heterosexualität gilt inzwischen sowieso schon als ziemlich reaktionär und als etwas, worauf man wahrlich nicht stolz sein sollte; schon gar nicht im regenbogenfarbenen Monat der sexuellen Vielfalt. Die neue Literatur wird von trans-feministischen Autorinnen verfaßt, die nicht nur viele Bücher für den Wühltisch schreiben, sondern nebenbei auch noch immer weiter ihre geistigen Ergüsse auf Twitter verbreiten, obwohl sie doch eigentlich schon längst auf „Onlyfans“ ein neues intellektuelles Zuhause gefunden haben, wo sie voller Stolz die Regenbogenfahne ihres Sexualpatriotismus wehen lassen können.