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Bohlen, Ohanwe, Ruhs, Bücker: Kaisers royaler Wochenrückblick

Bohlen, Ohanwe, Ruhs, Bücker: Kaisers royaler Wochenrückblick

Bohlen, Ohanwe, Ruhs, Bücker: Kaisers royaler Wochenrückblick

Vorhang auf für Boris T. Kaisers Wochenrückblick Foto: : picture alliance/imageBROKER / JF-Montage
Vorhang auf für Boris T. Kaisers Wochenrückblick Foto: : picture alliance/imageBROKER / JF-Montage
Vorhang auf für Boris T. Kaisers Wochenrückblick Foto: : picture alliance/imageBROKER / JF-Montage
Bohlen, Ohanwe, Ruhs, Bücker
 

Kaisers royaler Wochenrückblick

„Pop-Titan“ Dieter Bohlen wird künftig kein Jury-Mitglied im RTL mehr sein. Mit Sicherheit wird ihm bald eine genderfluide „Person of Color“ folgen, vielleicht Malcolm Ohanwe? Die ARD sorgt mit einer Kritik am Gender-Sprech für eine Überraschung und empörte Reaktionen von älteren Männern. Und das Stinktier Pepé und die Tigerente sind plötzlich politisch unkorrekt.
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Die deutsche Fernsehwelt wurde in dieser Woche gleich zweifach erschüttert. Zum einen natürlich durch das von RTL verkündete Jury-Aus von „Pop-Titan“ Dieter Bohlen. Der Archetyp des alten, weißen Mannes wird bei „DSDS“ und „Das Supertalent“ aber sicherlich schon bald durch eine progressive, stets kultursensible, genderfluide „Person of Color“ ersetzt werden.

Vielleicht sogar durch seinen alten „Freund“ Malcolm Ohanwe. So würde sich der Kreis für diesen ganz speziellen Kandidaten auf eine ihm würdige Weise schließen. Der kunterbunte Queer-Kopf ist so kreativ, daß er jetzt sogar sein eigenes Wort erfunden hat: „Sojarme“. Genauer gesagt handelt es sich dabei um eine Abkürzung.

Eine „Sojarme-Person“ ist, wie Ohanwe auf Twitter verlautbarte, die diskriminierungsfreie Bezeichnung für „schwarze, osteuropäische, jüdische, asiatische, Roma-/Sinti und muslimische“ Menschen. Das „e“ steht, wie er nach nochmaliger Überprüfung des eigenen Bewerbungstweets für den Duden noch schnell hinterherschickte, für andere „ethnische Minderheiten“. Die Twittergemeinde hat den Begriff jedenfalls super aufgenommen.

Tweets von Ohanwe Foto: Twitter-Screenshot
Tweets von Ohanwe Foto: Twitter-Screenshot

Kritik an Gender-Sprech in der ARD?

Noch überraschender, weil für die Zeit in der wir leben deutlich ungewöhnlicher als der unfreiwillige Abgang des unmodern sprechenden Sängers Dieter Bohlen, war ein Kommentar zum Thema „Gendern“ von einer ARD-Nachwuchsjournalistin im „Mittagsmagazin“. Julia Ruhs, Volontärin beim Bayrischen Rundfunk, bekennt darin: daß ihr die von vielen ihrer Kollegen so „krampfhaft“ verwendeten Genderbegriffe „kaum über die Lippen“ kommen, weil die Sternchen, Doppelpunkte und Unterstriche gegen ihr „Sprachgefühl“ gingen.

Sie findet: „Gendern ist kein natürlicher Sprachwandel, sondern vollkommen künstlich“. Eine, von der vermeintlich progressiven Marschroute des neuen Haltungsjournalismus abweichende Meinung im öffentlich-rechtlichen Rundfunk und dann auch noch vorgetragen von einer jungen Frau und nicht von einem toxisch kulturreaktionären, alten Mann, den man einfach noch nicht geschafft hat rauszuekeln – das war für viele Medienkollegen natürlich eine kaum aushaltbare politische Provokation. Dementsprechend fielen viele der Reaktionen auf den knapp anderthalbminütigen Clip bei Twitter aus.

Der Tagesspiegel-Redakteur Matthias Meisner ätzte: „DER Volontär vom Bayerischen Rundfunk hat angerufen: Er will DER 50er Jahre zurück haben.“ Nun sollte man wissen: Meisner, der sein Volontariat bei der Deutschen Presse-Agentur machte und heute als Kolumnist für die Dresdner Flüchtlingshilsorganisation „Mission Lifeline“ tätig ist, ist Jahrgang 1961. Sein pseudo-hipper Tweet, an die wohl rund 40 Jahre jüngere Kollegin hatte also ein bißchen was von einem dieser klassischen Boomer-Facebook-Posts, in denen sich ein in die Jahre gekommene Lederjackenträger darüber ausläßt, daß die anwesende Jugend auf der letzten Grillparty weder seine telefonbuchdicken Steaks zu schätzen wußte, noch bis in die Puppen mit ihm saufen wollten.

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Überhaupt fällt auf, daß Julia Ruhs mit ihrer Kritik am Gendern vor allem linksliberale „Cis-Männer“ mittleren Alters getriggert zu haben scheint. Hanning Voigts, Autor bei der Frankfurter Rundschau, ging sogar soweit, den Meinungsbeitrag der jungen Kollegin als „ein schönes Beispiel für schädlichen Journalismus“ zu bezeichnen. Später stellte der Journalist und selbsternannte Journalismusbegutachter klar, daß er die Degradierung der Nachwuchsjournalistin gar nicht so herablassend gemeint hat; sondern noch viel herablassender.

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Gelassene Antwort

Die Antwort, der Stipendiatin der Journalisten-Akademie der Konrad-Adenauer-Stiftung auf die Empörungswelle um ihren Kommentar, war ein „kleiner Hinweis“, dem eigentlich kaum etwas hinzuzufügen ist: „Ihr müßt meine Meinung nicht für ‘gut’ oder ‘richtig’ befinden, sondern sie tolerieren. Sie ist ein Beitrag zur Meinungsvielfalt (und übrigens klar gekennzeichnet als journalistischer Kommentar). Freut euch doch – so funktioniert Demokratie.“

Die Gelassenheit, die Ruhs an den Tag legt, ist bewundernswert. Ebenso wie ihr Mut und ihre Standhaftigkeit. All das sollte Schule machen. Möglich ist dies aber wohl nur medialen Nachwuchskräften, deren journalistischer Anspruch und Vision für die eigene Karriere sich nicht darauf beschränken, keine schiefen Blicke von ihren überwiegend linksgrünen Kollegen zu ernten und sich auf Biegen und Brechen eine lebenslange Festanstellung beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu sichern.

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Raus ist auch jetzt schon das Stinktier Pepé, aus dem Film Space Jam 2. Es wird in der Fortsetzung des modernen Kinoklassikers nicht zu sehen sein. Bereits gedrehte Szenen wurden aus dem Streifen wieder herausgeschnitten. Grund: Der New York Times-Kolumnist Charles M. Blow sah in der Cartoon-Figur einen Vertreter von „Rape Culture“; also der Verherrlichung von sexueller Gewalt in der Popkultur.

Anlaß zu dieser wirren Annahme, gab der kleine Stinker dem Journalisten, indem er einer Katze in der Vergangenheit immer wieder unbehaglich eng auf die Pelle rückte. Die Produktionsfirma Warner Bros plant deshalb auch keine weiteren Projekten mit dem Harvey Weinstein unter den Zeichentricktieren.

Plötzlich sind das Stinktier Pepé und die Tigerente politisch unkorrekt

Wem bei einem Comic-Stinktier und einer Katze Vergewaltigungsgedanken kommen, sollte dringend erst einmal seinen eigenen Geisteszustand überprüfen lassen, bevor er sich allzu weit führende Gedanken macht. Ähnliches gilt für die feministische Autorin Teresa Bücker. Denn auch ein Ausflug in die Gedankenwelt der Chefredakteurin des Onlinemagazins Edition F könnte einen wohl auf eine beschwerliche, letzten Endes aber sehr triste Forschungsreise mit vielen falschen Abzweigungen schicken.

Auch Bücker hat einen „Cold Case“ in der Kategorie Sexualverbrechen unter Zeichentricktieren aufgedeckt. Der Schuldige in diesem schier unglaublich klingenden Fall ist der Frosch aus den Tigerenten-Büchern des Kinderbuchautoren Janosch, der gerade seinen 90. Geburtstag feierte und wohl dachte, er könne sein schmutziges kleines Geheimnis mit ins Grab nehmen.

Falsch gedacht! Teresa Bücker machte die so lange im Verborgenen gelegene Tat jetzt endlich öffentlich. Auf Twitter schrieb sie: „Als ich vor einiger Zeit meiner Tochter die Geschichte vom Frosch und der Tigerente vorlesen wollte, fiel mir auf, daß der Frosch ein Schweigen der Ente als ‘Ja’ zum Küssen auslegt. Küssen ohne Einverständnis. Das ist nicht kindgerecht. Kinder müssen Nein-Sagen lernen.“ Und in einem weiteren Tweet: „Und ehrlich gesagt habe ich mich in diesem Moment wahnsinnig geekelt und gedacht: ‘What the f*ck did I just read?’ Das kann nicht im Ernst eine Kindergeschichte sein, daß eine Figur an einer schweigenden Figur sexuelle Handlungen vornimmt“.

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Auch ich habe, wie ich zugeben muß, beim lesen der Tweets von Bücker einen gewissen Ekel empfunden und mir gedacht: „What the f*ck did I just read?“. Ich möchte daher diese Woche mit einem etwas nostalgischen Fazit und einer dringenden Bitte an alle postmodernen Medienmacher schließen.

Erstens: Früher war vielleicht nicht alles besser, vieles aber zumindest deutlich weniger dämlich, hysterisch und bescheuert. Zweitens: Bitte, bitte bitte versucht doch ein bißchen weniger verrückt zu sein oder, wenn euch das so gar nicht möglich sein sollte, werdet zumindest nicht immer noch verrückter. Ich komme sonst mit meiner Satire nämlich echt nicht mehr hinterher.

Vorhang auf für Boris T. Kaisers Wochenrückblick Foto: : picture alliance/imageBROKER / JF-Montage
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