Es ist die Woche der bestätigten Vorurteile. Die Krawalle in Washington haben alle Seiten in dem bekräftigt, was sie sowieso schon immer gewußt haben. Das wird vor allem in den sozialen Netzwerken deutlich. Während die einen reflexartig „False Flag“ schreien, erklären die anderen in alter Gewohnheit alle Rechten, Konservativen und Nichtlinken zu Faschisten und huldigen der kriminellen Antifa für ihren täglichen Einsatz gegen diese „Nazis“.
Dieser selbstgefällige Stumpfsinn, dieser geifernde Haß, diese dümmliche Undifferenziertheit auf allen Seiten wird von Tag zu Tag unerträglicher. Wenn die sozialen Netzwerke wirklich ein Spiegel der Gesellschaft sein sollten, dann ist diese Gesellschaft menschlich und intellektuell am Ende. Übrig bliebe einem in dem Fall eigentlich nur noch der Logout. Sei es als Gang in die innere Emigration oder als Flucht in Resignation und Fatalismus.
In jedem Fall muß man sich eigentlich nicht grämen, wenn man von dort ausgesperrt wird, so wie Donald Trump nun auf Twitter und Facebook. Offen bleibt die Frage, wie die multimedialen Reaktionen wohl ausgefallen wären, hätte die Polizei auf randalierende aber unbewaffnete Anti-Trump-Demonstranten geschossen. Vor allem, wenn diese schwarz gewesen wären.
Typisches Messen mit zweierlei Maß
Man kann sich leicht vorstellen, wie anders die Meinungsmacher in den neuen und alten Medien auf einen erschossenen „Black Lives Matter (BLM)“-Anhänger regiert hätte, völlig egal, in welches Gebäude dieser zuvor unbefugt eingedrungen wäre. Auch die, die eine solche Erschießung von „rechten Chaoten“ jetzt als völlig gerechtfertigt einstufen, nachdem sie monatelang die gewalttätigen BLM-Aufstände unterstützt und aus dem Tod jedes noch so gefährlichen afroamerikanischen Straßengangsters einen Beweis für „strukturellen Rassismus“ in Polizei und Gesellschaft gestrickt haben, sollten um ihre eigene Doppelmoral in der Sache wissen. Eingestehen werden sie die meisten von ihnen selbstverständlich nicht.
Es ist das typische Messen mit zweierlei Maß, das schon aus der Abwahl von Trump die erste US-Wahl machen wollte, bei der es keinerlei Unregelmäßigkeiten gegeben habe. Gerade so, als hätten dieselben Leute in der Vergangenheit nicht immer wieder über solche Manipulationsversuche berichtet.
Fast könnte man meinen, sie hätten tatsächlich vergessen, wie sie wild über die Umstände früherer Wahlausgängen spekulierten, bei denen die kleinste Diskrepanz auf die Größe des Staatsgebietes Rußlands aufgeblasen wurde. In jedem Fall scheinen sie gehofft zu haben, ihre Leser, Hörer und Zuschauer würden all das vergessen und sich deshalb nicht darüber wundern, daß ausgerechnet bei der „Schicksalswahl“ 2020 nicht einmal mehr Nachfrage gestattet werden sollten.
Die Dummheit scheint nicht auszusterben
Wer seine Macht mißbraucht, um das, was er selbst pausenlos tut, beim politischen Gegner zu delegitimieren, wird auf Dauern eine Radikalisierung befördern – und zwar sowohl im eigenen Lager, als auch auf der Seite derer, die er kleinhalten will. Das Ergebnis wird früher oder später immer die Eskalation sein. Dies nimmt keinen, der sich zur Gewalt hineintreiben läßt, aus der Verantwortung für seine dann tatsächlich durch nichts mehr zu rechtfertigenden Taten.
Das zu erkennen erklärt aber, wie es zu einem Ausbruch des politischen Wahnsinns, so wie in Washington, kommen und wie man solche katastrophalen Ereignisse in Zukunft verhindern kann. Ein erster Schritt zu einem friedlichen Miteinander oder auch einem friedlichen Gegeneinander der politischen Lager wäre das Begraben der zutiefst toxischen Cancel Culture. Angesichts der allgemeinen Freude über die Twitter-Verbannung von Donald Trump dürfte es bis dahin allerdings noch ein paar Tragödien dauern.
Immerhin sprechen sich in jüngster Zeit aber auch immer mehr Leute aus dem Mainstream direkt oder indirekt gegen die Kultur der überbordenden politischen Korrektheit aus. So beklagte dieser Tage zum Beispiel der Asterix-Autor Jean-Yves Ferri, daß die Political Correctness es kaum noch zulasse, in den Comics in bewährter Weise mit Klischees über die verschiedenen Völker und Nationen zu spielen; was seine Arbeit extrem erschwere. „Heutzutage brauche man fast ein Wörterbuch auf dem Schreibtisch, um zu wissen, worüber man Witze machen darf und worüber nicht“, so der französische Humorist gegenüber dem Journal du Dimanche. Die Freiheit stirbt dieser Tage eben an allen Fronten.
Die Dummheit scheint dagegen niemals auszusterben. Der demokratische Politiker Emanuel Cleaver beendete sein Eröffnungsgebet vor dem US-Kongreß krüzlich mit den Worten: „Amen and Awomen“. Dies führte zu großer Belustigung bei allen gebildeten Amerikanern, die wissen, daß die hebräische Akklamationsformel „Amen“, nun wirklich nichts, aber auch gar nichts mit der englischsprachigen Bezeichnung für „einen Mann“ zu tun hat.