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Debatte über Preissteigerungen: Das Inflationsproblem ist größer, als viele denken

Debatte über Preissteigerungen: Das Inflationsproblem ist größer, als viele denken

Debatte über Preissteigerungen: Das Inflationsproblem ist größer, als viele denken

Preisschilder in Berlin: Inflation steigt
Preisschilder in Berlin: Inflation steigt
Preisschilder in Berlin: Inflation steigt Foto: picture alliance / Wolfram Steinberg | Wolfram Steinberg
Debatte über Preissteigerungen
 

Das Inflationsproblem ist größer, als viele denken

Politiker, Zentralbankräte und ihre Mainstream-Ökonomen reden eifrig auf die Öffentlichkeit ein, die derzeit hohe Preisinflation werde nur vorübergehend sein. Damit verfolgen sie nur ein bestimmtes Ziel. Ein Kommentar.
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Cato, Palmer, Exklusiv

Die Bild-Zeitung titelte jüngst: „Mega-Inflation frißt unser Geld auf“. Anlaß war, daß die Konsumgüterpreisinflation in Deutschland auf 4,1 Prozent im September 2021 gestiegen war. Zweifelsohne eine sehr schlechte Nachricht für die Bürger in Deutschland. Ihre Euro verlieren gewaltig an Kaufkraft. Denn genau das bewirkt die Güterpreisinflation: Man bekommt immer weniger für sein Geld.

Viele befürchten jetzt sogar, die hohe Preisinflation werde noch lange andauern, und daß sie sogar noch weiter ansteigen könnte. Die Geldverwender sind also dabei, dem Versprechen der Europäischen Zentralbank (EZB) immer weniger zu glauben, daß sie die Preisinflation künftig wieder auf zwei Prozent drücken werde. Ein solches Mißtrauen können Politiker, Zentralbankräte und ihre Hauptstrom-Ökonomen nicht dulden.

Sie reden daher eifrig auf die Öffentlichkeit ein, die derzeit hohe Preisinflation werde nur vorübergehend sein, schon bald werde sie wieder dort sein, wo sie hingehöre, bei ungefähr zwei Prozent. Ein besonders von SPD-Politikern gerne herangezogener Ökonom sprach gar von einer „willkommenen Normalisierung“. SPD-Chef Norbert Walter-Borjans tönte auf Twitter: Es droht keine Inflation.

Den Bürgern soll die Inflationsangst ausgeredet werden

Nun gibt es zwar in der Tat Sonderfaktoren wie etwa den Basiseffekt, die die derzeit ausgewiesene Preisinflation noch bis November 2021 in die Höhe treiben. Jedoch es ist keineswegs so, daß man für die Zeit danach Inflationsentwarnung gegeben geben könnte.

Denn die EZB hat die Geldmenge M3 – also alles verfügbare Geld inklusive Schulden und Wertpapiere – seit Anfang 2020 um fast 16 Prozent ausgeweitet, um die Folgen des politisch diktierten Lockdowns zu bewältigen. Der immense Preisdruck in vielen internationalen Rohstoff- und Beschaffungsmärkten – eine Folge des politisch diktierten Lockdowns – erweist sich jetzt als der Nährboden, auf dem sich der aufgelaufene „Geldmengenüberhang“ in steigender Güterpreisinflation entladen kann.

Der Grund, warum den Menschen ausgeredet werden soll, mit künftig erhöhter Preisinflation zu rechnen, liegt auf der Hand. Es würde nicht lange dauern, und die Arbeitnehmer fordern höhere Löhne, die sie gegen die Geldentwertung entschädigen sollen. Das wiederum veranlaßt Unternehmen, höhere Preise für ihre Güter zu fordern. Eine „Lohn-Preis-Spirale“ kommt in Gang, durch die sich die Güterpreisinflation beschleunigt.

Die Preisinflation ist keine Naturkatastrophe

Inflation
Inflation Grafik: picture alliance/dpa/dpa Grafik | dpa-infografik GmbH

Wenn die Menschen erst einmal beginnen, ihre Inflationserwartungen in die Höhe zu schrauben, gerät die Euro-Schuldenunion in wahrlich schwieriges Fahrwasser. Denn dann muß die EZB die Zinsen anheben, die Geldmengenflut eingrenzen, wenn sie nicht einen ernsten Vertrauensverlust in den Euro riskieren will. Doch ein solches geldpolitisches Manöver könnte die ohnehin schon labile Euro-Schuldenpyramide zum Einsturz bringen.

Die Preisinflation ist keine Naturkatastrophe, sie wird vielmehr geldpolitisch verursacht. Daß die EZB die Zinsen seit Jahr und Tag auf oder gar unter die Nulllinie gesenkt und die Geldmenge gewaltig ausweitet, ist kein Zufall: Die überschuldeten Staaten und Banken sollen saniert werden, und dazu hilft vor allem auch eine erhöhte Güterpreisinflation, wenn sie von den Menschen nicht als solche erkannt oder duldend hingenommen wird.

Mit den nun steigenden Güterpreisen droht der Schwindel aufzufliegen. Es ist zwar möglich, daß sich die Güterpreisinflation zunächst wieder etwas beruhigt – bevor sie weiter anzieht. Wie auch immer der genaue zeitliche Verlauf der Inflation sein wird: So gut wie sicher ist, daß die, die dem Euro vertrauen, kräftige Verluste erleiden werden. Man sollte sich daher nicht in die Irre führen lassen von denen, die versuchen, das Inflationsproblem kleinzureden.

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Prof. Dr. Thorsten Polleit ist Volkswirtschaftler und Präsident des Mises-Instituts. Zuletzt erschien sein Buch „Der Antikapitalist“.

Preisschilder in Berlin: Inflation steigt Foto: picture alliance / Wolfram Steinberg | Wolfram Steinberg
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