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Weltwirtschaftsforum in Davos: Eine Plattform für Selbstdarsteller und Kapitalismuskritiker

Weltwirtschaftsforum in Davos: Eine Plattform für Selbstdarsteller und Kapitalismuskritiker

Weltwirtschaftsforum in Davos: Eine Plattform für Selbstdarsteller und Kapitalismuskritiker

Greta Thunberg beim WEF
Greta Thunberg beim WEF
Natasha Mwansa (v.l.n.r.), Salvador Gomez-Colon, Autumn Peltier und Greta Thunberg Foto: picture alliance / AP Photo
Weltwirtschaftsforum in Davos
 

Eine Plattform für Selbstdarsteller und Kapitalismuskritiker

Wie sich die Dinge doch ändern! Wer sich anschaut, wie das Davoser Weltwirtschaftsforum heute abläuft, der könnte glatt meinen, die ganze Chose sei ein alternatives Happening von Globalisierungskritikern, Ökomarxisten und Klimaschützern. Gegründet wurde es allerdings zu einem ganz anderen Zweck. Ein Kommentar von Markus Brandstetter.
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Wie sich die Dinge doch ändern! Wer sich anschaut, wie das Davoser Weltwirtschaftsforum heute abläuft, der könnte glatt meinen, die ganze Chose sei ein alternatives Happening von Globalisierungskritikern, Ökomarxisten und Klimaschützern, also eine Gegenveranstaltung zu dem, was das Weltwirtschaftsforum eigentlich einmal hatte sein wollen. Gegründet aber wurde diese Veranstaltung vor fast 50 Jahren mit einem ganz anderen Ziel.

Angefangen hat alles 1971. Da lud ein gewisser Klaus Schwab, der damals Professor für Unternehmenspolitik an der Universität Genf war, Führungskräfte westeuropäischer Unternehmen zu einem Management-Symposium in den Schweizer Höhenkurort ein, um, wie Schwab damals sagte, „Europa aufzurütteln und den Leuten die fortschrittlichsten Management-Konzepte vorzustellen“.

Fünfzehn Jahre lang ging es in Davos dann in der Hauptsache tatsächlich um ökonomische Fragen, weshalb Forum, Redner und Besucher in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen wurden, weil die meisten Menschen von Volks- und Betriebswirtshaft nicht viel verstehen und sich entsprechend wenig darum kümmern.

Wandel zur Plattform für Lösung internationaler Konflikte

Gegen Ende der 1980er-Jahre jedoch begann das Davoser Forum, sich immer mehr als Plattform für die Lösung internationaler Konflikte zu stilisieren, was es von seinen Anfängen weit entfernte und bald eine ganz andere Klientel in das Schweizer Städtchen brachte.

Von nun an war kein Problem zu groß, um nicht in Davos diskutiert zu werden, und kein Name zu berühmt, um nicht dahin eingeladen zu werden: Nelson Mandela und Willem de Klerk redeten über die Zukunft Südafrikas, der israelische Außenminister Shimon Peres und PLO-Vorsitzender Jassir Arafat unterzeichneten einen – später nie umgesetzten – Vertragsentwurf über Gaza und Jericho, und Bill Clinton sprach über kreativen Kapitalismus. Ein Thema, von dem er kaum weniger versteht als von der Beschäftigung von Praktikantinnen im Weißen Haus.

Läßt man heute Revue passieren, wer in den vergangenen Jahren was zu welchem Thema in Davos zum Besten gegeben hat, dann kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, daß die vorgetragenen Inhalte und Anliegen offenbar gratis sind und jeder sagen kann, was er will, weil es keine Wirkung hat und alles vollkommen egal ist.

So warb die damalige amerikanische Außenministerin Condoleezza Rice 2008 für Vertrauen in die amerikanische Wirtschaft und verwies auf günstige Wachstumsperspektiven – unmittelbar vor dem Ausbruch der größten Finanzkrise seit der Weltwirtschaftskrise 1929.

Propheten und ihre Vorhersagen

Im Jahr darauf erklärte der damalige Präsident der Europäischen Zentralbank, Jean-Claude Trichet, daß „dem Euro durch die Finanzkrise keine Gefahr drohe“, während der Präsident der Europäischen Kommission, José Manuel Barroso, den Euro als „Anker für die Stabilität“ bezeichnete, obwohl der Euro die Finanzkrise nur durch massive geldpolitische Interventionen der EZB und die bis heute praktizierte Nullzinspolitik überlebte.

2013 wußte die damalige Präsidentin des Internationalen Währungsfonds (IWF) und heutige Präsidentin der EZB, die Französin Christine Lagarde, daß der Weltwirtschaft eine „zerbrechliche und ängstliche Erholung“ bevorstehe, obwohl die Aktienmärkte schon damals Kurs auf die heutigen Höchststände nahmen und in Deutschland und den USA die niedrigsten Arbeitslosenquoten seit dem Krieg und ganz allgemeine eine durchgreifende Erholung der Weltwirtschaft längst deutlich sichtbar waren.

In den Folgejahren pries die – kurz danach wegen Korruption ihres Amtes enthobene – brasilianische Präsidentin Dilma Rousseff die wirtschaftlichen Lage ihres Landes, obwohl sich das eben damals inmitten einer schweren Wirtschaftskrise befand, während der iranische Präsident Hassan Rohani einen bevorstehenden Höhenflug der iranischen Wirtschaft ankündigte, obgleich sich sein Land seit Jahrzehnten in einer wirtschaftlichen Dauerkrise befindet und vom Bruttoinlandsprodukt noch hinter dem vergleichsweise winzigen Belgien rangiert.

Vieles ist nicht so, wie es scheint

In Davos ist also vieles nicht so, wie es scheint, und das Forum, das mit hohen Erwartungen in das neue Jahrtausend gegangen ist, degeneriert immer mehr zu einer Plattform für Selbstdarsteller, die üblichen Kapitalismuskritiker und Machtpolitiker, Potentaten und Diktatoren jeder Couleur, die alle ausschließlich ihre eigene Agenda vertreten.

Das war besonders deutlich im Jahr 2019 zu spüren, als sich das Forum mit dem Thema „Globalisierung 4.0: Gestaltung einer globalen Architektur im Zeitalter der vierten industriellen Revolution“ beschäftigen wollte, unter dem Strich aber nichts anderes im Gedächtnis blieb, als der erste Auftritt der schwedischen Klima-Aktivistin Greta Thunberg vor einem Weltpublikum.

Die durfte vor einem fast leeren Saal, von einem talentierten Public-Relations-Staab sorgfältig in Szene gesetzt, ein von einem begabten Ghostwriter verfaßte Rede halten, in der sie bedauerte, daß sie die Menschen, denen sie gerne persönlich ihre „Verbrechen gegen die Menschheit“ erklärt hätte, nicht mehr „auf der Tagung vorgefunden habe“.

In diesem Jahr nun steht das Davoser Forum, dessen Gründer und Leiter ganz offensichtlich längst die Zügel entglitten sind, nun auch offiziell im Zeichen der Umweltbewegung; Greta Thunberg ist natürlich, begleitet von einer Schar weiterer Teenie-Aktivisten, auch wieder da und darf das wiederholen, was ihre Redenschreiber ihr seit Jahren in den Mund legen.

Habeck gegen Trump

Nämlich daß die Klimakrise akut sei wie eh und je und in den vergangenen 18 Monaten beim Klimaschutz „praktisch nichts erreicht worden sei“. Das ist objektiv nicht wahr, denn in den vergangenen Jahren haben dutzende Staaten weltweit mehr Klimaschutznaßnahmen auf den Weg gebracht als in den Jahrzehnten davor.

Ohnehin steht in diesem Jahr nicht die schwedische Aktivistin, sondern der amerikanischen Präsident Donald Trump im Zentrum des Interesses. Der eröffnete die Konferenz mit einer markanten Rede, in der er, in dieser Reihenfolge, sich selbst, die USA und seine Wirtschaftspolitik über den grünen Klee lobte, was – erwartungsgemäß – in den deutschen Medien, insbesondere in denen, die eigentlich neutral sein sollten, scharf kritisiert wurde.

Gar nicht anfreunden mit Trumps Rede konnte sich Grünen-Chef Robert Habeck. Der Liebling aller deutschen Journalisten, der mit Vorliebe Fragen beantwortet, die ihm keiner gestellt hat, bezeichnete Trumps Rede als „Desaster“ und den amerikanischen Präsidenten als „Gegner“. Damit hat er nach seiner früheren Aufforderung, Thüringen „zu einem freien, demokratischen Land zu machen“, bereits zum zweiten Mal als realitätsfremder Polemiker erwiesen, der auf der großen politischen Bühne in Wahrheit nichts zu suchen hat.

Natasha Mwansa (v.l.n.r.), Salvador Gomez-Colon, Autumn Peltier und Greta Thunberg Foto: picture alliance / AP Photo
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