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Rezo versus Journalisten: Beziehungskrach in der Medienblase

Rezo versus Journalisten: Beziehungskrach in der Medienblase

Rezo versus Journalisten: Beziehungskrach in der Medienblase

Der YouTuber Rezo stößt seine Journalisten-Fans vor den Kopf Foto: picture alliance
Rezo versus Journalisten
 

Beziehungskrach in der Medienblase

Die Liebe zwischen dem YouTuber Rezo und den Journalisten ist erkaltet. Hartherzig rechnet der blauhaarige Internet-Star mit seinen Bewunderern ab. Die Geschmähten neigen zu infantilen Retourkutschen und hoffen doch auf eine Versöhnung.
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Unwort, Umfrage, Alternativ

Zu den schmerzhaftesten Erfahrungen im Leben gehört die unerwiderte Liebe. Nicht umsonst war der daraus resultierende Schmerz Inspiration und Grundlage für unzählige Stücke in Literatur und Musik. Derzeit schreiben viele Journalisten Klagen über einen Jüngling, dem sie einst ihr Herz zu Füßen legten und der dieses nun mit Boshaftigkeit zu Staub zertreten hat. Der junge Mann, der den verliebten Jungs und Mädels in den Redaktionsstuben des Mainstreams solches Herzeleid bescherte, ist der YouTuber RezoEr hat alles, was die linksgrüne Medien-Blase so liebt. Er ist gegen Großkonzerne und noch mehr „gegen Rechts“, für die „Seenotrettung von Flüchtlingen“, die Senkung des Wahlalters auf das Niveau seiner Fans und natürlich ganz vorne mit dabei im Einsatz für den Klimaschutz.

Als der Wuppertaler mit der blauen Tolle im Vorfeld der Europawahl 2019 sein Video „Die Zerstörung der CDU“ veröffentlichte, überschlugen sich die Altmedien vor Begeisterung und überschütteten den jungen Kollegen aus der YouTube-Welt mit Lob und Respekt für seine ach so vortreffliche Politanalyse. Daß diese ziemlich plump daherkam, spielte in den ekstatischen Zeitungskommentaren keine Rolle. Liebe macht eben nicht nur blind, sondern oft auch ein bißchen blöd.

Es kam wie es kommen mußte. Die Beziehung mit dem Internet-Flirt hielt nicht lange. Die Flitterwochen-Stimmung zwischen Rezo und den deutschen Medien hat ein jähes Ende gefunden, nachdem dieser es wagte, das Video „Die Zerstörung der Presse“ zu veröffentlichen. Dachten viele Medienvertreter bis dato, sie seien was ganz Besonderes, mußten sie jetzt feststellen, daß sie in den blauen Augen ihres Schwarms so gar nichts Besonderes sind. Schlimmer noch: Sie sind für den selbstgefälligen „Zerstörer“ nicht besser als der Rest. Nicht einmal besser als die CDU. Das war eindeutig zu viel für die Herzen und Egos der verschmähten Journalisten. „Eines Tages werde ich mich rächen und dieser Tag ist jetzt“, scheint es durch so manche Redaktionsräume geschallt zu haben.

Bild-Chef Reichelt kontert auf Kleinkind-Niveau

Im Axel-Springer-Hochhaus machen sich die Journalisten keine Illusionen mehr, daß das zwischen ihnen und dem fleischgewordenen Jugendlexikon mit dem Zappelphilipp-Syndrom noch einmal was werden könnte. Bild-Chefredakteur Julian Reichelt, dessen Medium der YouTuber in gewohntem Gratis-Mut besonders stark kritisierte, twitterte sich regelrecht in Rage. Seine Tweets lassen sich allerdings in einem kindischen „selber doof“ zusammenfassen und sind damit nicht weniger infantil als die Clips des werbefinanzierten Web-Video-„Rebellen“. „Dein mediales Zuhause ist auch die Heimat der Verschwörungstheoretiker, Rassisten, Hetzer“, schreibt der Springer-Mann und hält das offenbar für eine entwaffnende Retourkutsche auf Rezos Vorwurf, daß Bild und Konsorten sich mit ihrer Berichterstattung oft selbst in dem Bereich der Verschwörungstheorien bewegen.

So glatt, zielgruppenorientiert und systemkonform Rezos Attacken auf echte und vermeintliche Verschwörungstheoretiker und die Bild-Zeitung sind, so kommt auch das Video daher. Während er die ihm unliebsamen Teile der Presse schonungslos angreift, findet er „Hetze“ gegen die öffentlich rechtlichen Medien und die dafür verantwortlichen „Lügenpresse“-Schreier „super beschissen“. Die AfD ist natürlich auch böse, weil sie all das irgendwie „pusht“.

Nicht mit allen Journalisten hat Rezo es sich mit seinem neuen Video verscherzt. So fällt die Kritik des Spiegels noch relativ gemäßigt aus; was auch daran liegen könnte, daß Rezo den Spiegel und die Süddeutsche zu den „seriösen Zeitungen“ zählt. Das so gebauchpinselte Hamburger-Fantasy-Magazin revanchiert sich, indem es ausgerechnet Rezos „tadellose Recherchen“ lobt und in den Prügeln für die Kollegen „keine Zerstörung“, sondern eine „Liebeserklärung“ sieht.

Laut Rezo sind nur die Grünen wählbar  

Daß er es schafft, einige Pressevertreter nach seinem Zerstörungs-Video noch bei der Stange zu halten, liegt wohl auch daran, daß er gleich zu Beginn des Clips  klarstellt, daß er nur auf Mißstände aufmerksam machen wolle. Unter echten Medienkritikern fällt eine solche Taktik schon mal unter „Clickbaiting“, aber Rezo ist ja nur ein YouTuber. Wenn auch einer mit Nannen-Preis und eigener Zeit-Kolumne. Alle von seiner jetzigen Medienschelte Ausgeklammerten sollten sich allerdings nicht zu sicher fühlen. Sonst könnten sie in die Falle gehen, die damals manche Politiker fing, die das Zerstörungs-Video über die CDU zunächst gar nicht so schlecht fanden, bis Rezo nochmal nachlegte und zusammen mit etlichen YouTube-Kollegen klarstellte, daß man bei der Europawahl eigentlich nur die Grünen wählen könne.

Nach der Hälfte des aktuellen Videos kommt Rezo auf den Kern seiner Ausführungen: nämlich – wie es sich für einen Vertreter der „Generation-Ich“ gehört – auf sich selbst. Die Berichterstattung über ihn war ihm in der Vergangenheit nämlich nicht wahrheitsgetreu genug. Das ist erstaunlich selbstkritisch; könnte man meinen. Waren die Jubelberichte doch teilweise so überzogen, daß sie selbst dem Umjubelten ein wenig peinlich sein könnten. Aber weit gefehlt. Viele Beiträge über ihn waren Rezo immer noch nicht positiv genug.

So beklagt sich Rezo unter anderem darüber, daß Medien über seine Geldgeber geschrieben und behauptet haben, er sei nicht authentisch. Vielleicht sollte er die Artikel über sich in Zukunft selber schreiben. Vor allem jetzt, da er es sich mit vielen seiner journalistischen Fans verdorben hat.

Gibt es doch die große Versöhnung?

Wobei ihm selbst Hannah Lühmann von der im Video besonders scharf kritisierten Welt immer noch zugesteht, daß das Video „ziemlich gut gemacht“ sei. Auch bei der Forderung nach Transparenz pflichtet die Autorin Rezo bei. Außerdem gesteht Lühmann journalistische Fehler ein. Wenn auch nicht die, die Rezo den Redaktionen vorgeworfen hat. Am Ende schreibt sie: „Aber die klassische Zeitung, gegen die Rezo zu Felde zieht, hat immer noch den Vorteil, daß sich dort die zweifellos überall vorkommende Dummheit auf mehrere Köpfe verteilt, die sich gegenseitig korrigieren. Wer korrigiert Rezo?“ Diese Zeilen sind mutiger als sie auf den ersten Blick aussehen.

Denn auch wenn Rezo und die Welt gerade im Clinch liegen, kann schließlich keiner wissen, ob daraus nicht eine dieser schrägen „Pack schlägt sich, Pack verträgt sich“-Beziehungen wird. Und am Ende wird vielleicht sogar geheiratet.

Der YouTuber Rezo stößt seine Journalisten-Fans vor den Kopf Foto: picture alliance
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