Es gab am 24. Januar keinen AfD-Eklat im bayerischen Landtag, nur einen Charlotte-Knobloch-Eklat. Die Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde München hat ihr Privileg als Gastrednerin der Gedenkstunde für die Opfer des Nationalsozialismus grob mißbraucht, als sie die AfD mit haltlosen Vorwürfen überschüttete, wohl wissend, daß die Fraktion in diesem Rahmen keine Richtigstellung vorbringen konnte. Es ist nachvollziehbar, daß die Abgeordneten die Sitzung verlassen und auf diese Weise ihren Protest kundgetan haben.
Niemand steht in der Pflicht, sich vor aller Augen beleidigen zu lassen, von wem auch immer. Andererseits wäre nichts verkehrter und verleumderischer, als daraus einen Konflikt zwischen jüdischen Belangen und der AfD abzuleiten. Im Gegenteil, die Protest- ist zugleich eine indirekte Solidaritätsgeste mit den Juden in Deutschland, die sich in Folge der Migrationspolitik einer zugespitzten Bedrohungslage ausgesetzt sehen und deren Sorgen durch derartige Reden banalisiert werden.
Alle Mittel sind recht
Der Eklat betrifft auch das Landtagspräsidium, das Frau Knobloch eingeladen hat. Mit ihrer obsessiven Feindschaft zur AfD hatte die alte Dame nie hinter dem Berg gehalten. Es gab keinen Grund zur Annahme, daß Knobloch, im 87. Lebensjahr stehend, imstande sein würde, bei der Gelegenheit ihre Obsession im Zaum zu halten. Die Beleidigungen waren also programmiert. Jeder Anlaß und alle Mittel sind recht, um die AfD vorzuführen. Insofern ist Frau Knobloch gleichfalls ein Opfer politischen Mißbrauchs.
Ihr Auftritt vor dem Landtag offenbart eine gewisse Tragik: Jahrzehntelang haben sie und andere Verbandsvertreter unter maximaler öffentlicher Beachtung gemahnt, gewarnt und einen faschistischen Popanz an die Wand gemalt. Und was ist dabei herausgekommen?
Verbitterung über politisches Scheitern
Noch nie war die Situation für Juden in der Bundesrepublik so brenzlig wie heute. Nur geht die Bedrohung nicht vom halluzinierten Faschismus aus. Die Dauerinterventionen mit der Nazi-Keule haben lediglich die gesellschaftliche Hypermoral verfestigt, die das Land heute wehrlos macht gegen den Zustrom auch von Judenfeinden. Objektiv ist die AfD das schlechte Gewissen von Frau Knobloch.
Ob sie diese Zusammenhänge reflektiert, ist ausweislich ihrer nachträglichen Äußerungen fraglich, doch sie wird sie erahnen. Ihre Verbitterung über ihr politisches Scheitern ist verständlich. Die aber soll sie mit sich selbst ausmachen, statt sie polemisch gegen jene zu richten, die politisch klarsichtiger sind als sie.