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Marc Jongen, ESN Fraktion

Umfrage: Angst, zwo, drei, vier!

Umfrage: Angst, zwo, drei, vier!

Umfrage: Angst, zwo, drei, vier!

Angst
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Die Angst geht um in Deutschland Foto: picture alliance/AP Photo
Umfrage
 

Angst, zwo, drei, vier!

Es ist nicht alles eitel Sonnenschein unter dem schwarzrotgoldenen Himmel. Der deutsche Angst-Haushalt ist ziemlich unausgeglichen. Zwar haben wir laut einer Umfrage weniger Angst als im vergangenen Jahr, doch noch immer treibt die Deutschen so manche Sorge um. Und dann gibt es auch noch regionale Unterschiede.Ein Kommentar von Laila Mirzo.
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„Ihr sollt in Panik geraten“, befiehlt Greta Thunberg, aber die Deutschen wollen nicht mehr so recht. Wir haben weniger Angst als vergangenes Jahr, sagt eine Studie. Dabei ist es so wichtig, sich zu ängstigen, das wußten doch schon die Gebrüder Grimm. Mit nur einem Blick auf das deutsche Kabinett hätte sich der eine, „der auszog, das Fürchten zu lernen“ bereits zu Tode gegruselt.

Aber wovor haben die Deutschen heute tatsächlich Angst? Davor, den Stichtag zum Versicherungswechsel zu verpassen? Oder, daß wir bereits im Viertelfinale gegen England ausscheiden? Angst kann aber auch ganz etwas Individuelles sein: Mein bayerischer Opa zum Beispiel hatte immer Angst, daß ihm seine Töchter einen „Preißn“ als Schwiegersohn präsentieren könnten. Das sind Ängste!

Gut, daß es zu allem Erhebungen gibt: Die R+V-Versicherung fragt seit 1992 in der Langzeitstudie „Die Ängste der Deutschen“ Menschen, wovor sie sich fürchten. Wie sie das genau macht, weiß ich nicht. Vielleicht klopfen die R+V-Vertreter an Haustüren und sagen „wollen Sie mit mir über Ihre Angst reden?“.

Jedenfalls werden jedes Jahr etwa 2.400 Menschen ab 14 Jahren zu ihren Ängsten befragt und damit der aktuelle „Angst-Index“ neu berechnet. Dabei führt dieses Jahr die Sorge, der Staat könnte mit den vielen Flüchtlingen überfordert sein und durch den Zuzug von Migranten könnte es zu größeren sozialen Spannungen kommen, die Angst-Hitparade an. Jeder zweite trägt diese Angst mit sich herum.

Angst vor Donald Trump

Mich erstaunt allerdings, daß es genauso viele sind, die Angst vor Donald Trump haben. 55 Prozent haben Angst vor einer „gefährlicheren Welt durch Trump-Politik“. Und ich Dummerchen dachte, seine Nordkorea-Politik wäre das größte Friedensprojekt seit dem Ende des Kalten Krieges. Aber wenn sich jeder zweite fürchtet, dann fürchte ich mich ab jetzt auch. Ich will ja schließlich kein Angst-Verderber sein. Daß diese Wahrnehmung vielleicht irgend etwas mit der einseitigen Berichterstattung zu tun hat, blende ich unkritisch aus.

Aufhorchen sollten die Politiker eigentlich bei der Bewertung ihrer Arbeit. Jeder Dritte bewertete diese laut der zwischen Mitte Mai und Ende Juli erhobenen Untersuchung mit mangelhaft oder gar ungenügend. Brigitte Römstedt, Leiterin der R+V-Umfrage, gab zu bedenken, „wenn das die Schulnoten meiner Kinder wären, würde ich mir ernsthafte Sorgen machen“. Ach, diese Frau scheint eine reine Theoretikerin zu sein, Politiker sind schließlich nah am Volk und dieses muß einfach in Feierlaune sein. Schließlich belegt das Ergebnis der Umfrage, die Deutschen wären „gelassen wie lange nicht mehr“. Wir surfen quasi auf einem 25-Jahres-Hoch. Zwar surfen wir geradewegs in den Abgrund, aber dieser Einwand ist jetzt voll „Ossi“.

Osten das Gallien der Bundesrepublik

Es ist nicht alles eitel Sonnenschein unter dem schwarzrotgoldenen Himmel. Der deutsche Angst-Haushalt ist ziemlich unausgeglichen. Hier gibt es nämlich ein Ost-West-Gefälle, aber in diesem Fall zahlt der Osten den Länder-Angst-Ausgleich. Während sich Westdeutschland entspannt, will der Osten nicht so recht lockerlassen. Hier sind es sogar 64 Prozent, die sich sorgenvolle Gedanken um Migration und Zusammenleben zwischen Deutschen und Ausländern machen. Der Osten Deutschlands ist einmal mehr das Gallien der Bundesrepublik. Sapperlot!

Aber jetzt einmal Butter bei die Fische, liebe Medien! Jeder zweite macht sich Sorgen um Zuwanderung und ihr schreibt: „Die Deutschen so gelassen, wie vor 25 Jahren nicht mehr“. Ist das euer Ernst? Das sind Berichterstattungsmethoden, die ich noch aus meiner Kindheit im sozialistischen Syrien kenne. Die Regale waren nur im Fernsehen voll aber nie, wenn wir einkaufen waren. Die Grenzen werden also aufgemacht, es strömen 1,7 Millionen Menschen ohne einer nachhaltigen Identitätskontrolle ins Land. Seit 2015 wurden laut Generalbundesanwalt 2.245 islamistische Terrorverfahren eingeleitet und ihr erzählt uns etwas von Gelassenheit?

Medikamentös-bedingte Gelassenheit

Laut der Studie, die dieses Jahr zum ersten Mal die Menschen auch über das Thema „Wohnen“ befragte, zerbrechen sich 45 Prozent der Deutschen den Kopf über steigende Miet- und Immobilienpreise. Nun, in ein paar Jahren werden die Menschen sich das Dach über den Kopf nicht mehr leisten können, weil der Wohnraum schlicht und einfach zu knapp geworden ist. Genauso verhält es sich mit der wachsenden Konkurrenz im Billiglohnsektor. Denn die vermeintlichen Fachkräfte muß man unter den Hereingeströmten mit der Lupe suchen. Der Krieg in Syrien ist zu Ende, aber anstatt nun eine geordnete Rückführung in Angriff zu nehmen, treiben wir die Familienzusammenführungen voran. Wir werden noch so viel Gelassenheit brauchen, daß dies nur noch medikamentös zu bewerkstelligen sein wird!

Da kommt die neue Studie der Bertelsmann-Stiftung ums Eck, die uns vorrechnet, daß bis zum Jahr 2025 rund 26.000 Grundschullehrer fehlen werden. Der Lehrermangel ist nicht neu, war aber noch nie so gravierend. Also, liebe Medien, wenn ihr uns erzählt, daß wir gelassener sind, dann liefert uns bitte auch gleich die bunten Pillen dazu. Alles andere ist unglaubwürdig!

Die Angst geht um in Deutschland Foto: picture alliance/AP Photo
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