Am Anfang war es unterhaltsam. Mit Donald Trump zog ein Präsident ins Weiße Haus ein, der auch durch seine exzessive Nutzung sozialer Medien einen neuen Stil geprägt hat. Sofern man von Stil sprechen kann. Seine Verbalinjurien gegen Fernsehsender wie CNN oder Zeitungen wie die Washington Post und die New York Times, die er alle mehrfach als „FakeNews“ titulierte, haben das Ansehen des Präsidentenamtes beschädigt.
Die Medien kontrollieren den Präsidenten – nicht umgekehrt, das wußte bereits Gründervater Thomas Jefferson, der lieber Zeitungen ohne Regierung als eine Regierung ohne Zeitungen gehabt hätte.
Nuklearer Schwanzlängenvergleich
Von einer nochmal ganz anderen Dimension hingegen ist Trumps jüngster Amok-Tweet. Auf die wiederholten Drohungen des nordkoreanischen Präsidenten Kim Jong-un und dessen Atomprogramm gemünzt, schrieb Trump: „Wird ihm vielleicht mal jemand von seinem ausgelaugten und verhungernden Regime darüber informieren, daß auch ich einen Atomknopf habe, aber dieser größer und mächtiger ist als seiner und meiner auch tatsächlich funktioniert?“
North Korean Leader Kim Jong Un just stated that the “Nuclear Button is on his desk at all times.” Will someone from his depleted and food starved regime please inform him that I too have a Nuclear Button, but it is a much bigger & more powerful one than his, and my Button works!
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) January 3, 2018
Wem beim Lesen des nuklearen Schwanzlängenvergleichs ein Schmunzeln über die Lippen huschte, hat den Ernst des Problems nicht verstanden. Der Nordkorea-Konflikt ist in der Tat, wie von der US-Regierung mehrfach betont, der derzeit gefährlichste Krisenherd weltweit. Drohungen müssen dabei für einen amerikanischen Präsidenten ebenso zum Rüstzeug gehören wie die Ausschöpfung aller diplomatischer Möglichkeiten.
Ganz sicher aber ist ein soziales Netzwerk nicht der richtige Ort für die Fortsetzung der Diplomatie mit anderem Gezwitscher. In der Nordkorea-Krise stehen Menschenleben auf dem Spiel!