Der 1. Mai steht vor der Tür. Und damit die üblichen Abläufe. In einem auf der linksextremen Internetplattform Indymedia veröffentlichten Aufruf wurden Polizisten als „Schweine“ tituliert und einmal mehr „zum Abschuß freigegeben“. Mittlerweile könnte man wirklich von einer „Folklore“ sprechen, wie einige linke Publizisten es tun, wenn das nicht eine unzulässige Beschönigung wäre.
Die ersten Berliner Mai-Krawalle fanden 1987 statt. Im vergangenen Jahr konnte also das 30jährige Jubiläum gefeiert werden. Sie entwickelten sich im Windschatten der 1.-Mai-Demonstrationen des etablierten linken Milieus. Erst feierten DGB und Alternative Liste, dann flogen Steine. Damals mußte sich die überraschte Polizei aus Teilen Kreuzbergs zurückziehen. Da sie dies als Erfolg verbuchen, wiederholen „Autonome“ und „Antifa“ seither jährlich die sogenannten „Revolutionären 1.-Mai-Demonstrationen“.
Tat statt Theorie
Dieser „Kampf gegen den Faschismus“ hat seine Wurzel in der 68er-Ära. Bereits Rudi Dutschke verkündete 1968: „Die laue Oppositionsbewegung ist tot, der spontane Widerstand, sehr oft noch in völlig unorganisierter Form, hat begonnnen (…) Überall bilden sich ‘selbsternannte Avantgarden’.“ Ab Mitte der siebziger Jahre bildeten sich aus diesem Anspruch heraus zuerst die „Spontis“, zu denen auch der spätere Außenminister Joschka Fischer zählte. Aus deren Geist entwickelte sich Anfang der achtziger Jahre die „autonome“ Bewegung.
Im Gegensatz zum dogmatischen Kommunismus der DKP und dem Sektierertum der K-Gruppen besteht die Anziehungskraft der „Autonomen“ nicht aus der Theorie, sondern aus der Tat. Die Anlässe für das Katz-und-Maus-Spiel werden jeweils gesucht oder vorgeschoben. 1987 drehte es sich um den Boykott der, angesichts heutiger Datensammelwut harmlosen, Volkszählung sowie um den Konflikt aufgrund illegal besetzter Häuser. Legendär wurden dabei einst auch die Krawalle um die Hamburger Hafenstraße.
In einer Jahrzehnte währenden Friedensperiode, in der man immer politisch korrekter und sprachsensibler gegenüber dem eventuellen Empfinden zahlreicher Minderheiten aufzutreten hat, suchen sich die unterdrückten negativen Antriebe eben oft andere Wege.
Nervenkitzel in einer satten Gesellschaft
Manchen gelingt es, ihre kriegerischen Bedürfnisse im Fanblock eines Fußballvereins verbal auszuleben, andere brauchen die körperliche Betätigung im Box-Club. Diejenigen, denen die Simulation des Kampfes nicht genügt, suchen sich das Freizeit-Angebot, das ihnen am meisten Authentizität verspricht. Solchen „Spaß“ liefert seit Jahrzehnten die linksradikale Szene.
Angestaute Energien können in Wut und Haß gegen allerlei Objekte abgeleitet werden, seien es „Nazis“, „Rechte“, „Rassisten“, „Sexisten“ oder eben auch Polizisten. Der Kampf gegen diese verspricht Nervenkitzel, Mutproben und Entspannung im Bewußtsein, stets auf der Seite der moralisch Guten zu stehen.
Pyromanen dürfen zündeln, Plünderer dürfen Supermarkteingänge einschlagen, Sprayer dürfen sich künstlerisch ausleben, verhinderte Straßenarbeiter dürfen Pflastersteine durch die Luft werfen, militante Radfahrer ihre Wut an Autos ablassen. Für viele sonst destruktive Ansätze ist in dieser riesigen „Purge Night“ etwas dabei.
Menschen, die in einer für sie unerträglich satten und friedlichen Wohlstandsgesellschaft leben müssen, dürfen endlich den Nervenkitzel des Krieges live spüren – wenn auch nur im Kleinen und ohne großes persönliches Risiko. Das Kameradschaftsgefühl, die mutige Selbstüberwindung, den Haß gegen den Feind. Und damit es zum Alkohol auch noch die nötige aufputschende Droge gibt, dürfen harte Musik-Beats und antreibende Lautsprecherdurchsagen der obersten Heeresleitung nicht fehlen.
Schützende Hand der Politik
Doch die Großgewalt ist nur eine Seite der Medaille. Viel häufiger zählen die klandestinen Aktionen gegen einzelne Menschen oder Gruppen zur „autonomen“ Gewaltstrategie. Diese sind dem Normalbürger weniger offenkundig, finden seltener den Weg in die Zeitungsspalten oder gar die Fernsehnachrichten. Hier wird einem Teilnehmer einer „Anti-Merkel“-Demonstration in Hamburg aufgelauert, um ihn zusammenzuschlagen. Dort wird das Auto eines AfD-Funktionärs nachts angezündet. Und zwischendurch wird ein nicht genehmer Buchmessenstand besudelt.
Die Zentren, in denen die Gewalttäter ihre Strategien besprechen, sind bekannt. Doch stets finden sich Politiker, die ihre schützende Hand über sie halten. Der Grund liegt auf der Hand. Trotz des Schadens, der bei Aktionen wie am 1. Mai oder bei den Krawallen gegen den G20-Gipfel in Hamburg 2017 entsteht, wiegt der Nutzen der Gewaltmilieus noch größer. Sie dienen als Einschüchterungspotential gegen rechtsgerichtete Initiativen und Parteien.
Verletzte Polizisten als Kollateralschäden
Sie verbreiten Angst und Schrecken bei denjenigen Menschen, die auch von den herrschenden Eliten als die einzige ernstzunehmende Opposition gegen die globalistische Agenda verstanden werden. Buttersäureattacken, das Fotografieren konservativer Veranstaltungsteilnehmer für Mobbing-Seiten im Internet, Schläge gegen „rechte Demonstranten“, brennende Autos von AfD-Politikern dienen letztlich denjenigen, die an der Macht sind.
Es werden ja die „Richtigen“ getroffen und womöglich zermürbt. Ein paar verletzte Polizisten könnten da fast als Kollateralschäden erscheinen. Die erstarrten Machtverhältnisse sehen ihren Nutzen in einem geistig in den achtziger Jahren stehengebliebenen Gewaltmilieu. Und die Distanzierungen derjenigen, die gleichzeitig nichts gegen die Zentren der Gewalt tun, taugen nicht einmal als Sonntagsreden.
JF 18/18