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Desiderius-Erasmus-Stiftung: Eine Bresche in den einseitigen Meinungsdiskurs schlagen

Desiderius-Erasmus-Stiftung: Eine Bresche in den einseitigen Meinungsdiskurs schlagen

Desiderius-Erasmus-Stiftung: Eine Bresche in den einseitigen Meinungsdiskurs schlagen

Alfred-Maurice de Zayas, Angelika Barbe und Wolfgang Ockenfels
Alfred-Maurice de Zayas, Angelika Barbe und Wolfgang Ockenfels
Angelika Barbe Foto: alliance/Pacific Press Agency/dpa/ dpa – Report / JF-Montage
Desiderius-Erasmus-Stiftung
 

Eine Bresche in den einseitigen Meinungsdiskurs schlagen

Deutschland leidet seit Jahrzehnten unter einer intellektuell armseligen, weil inhaltlich einseitigen Debattenkultur. Dies könnte sich nun ändern. Denn die ersten zehn Kuratoriumsmitglieder der Desiderius-Erasmus-Stiftung, die Anfang dieser Woche benannt worden sind, werden nicht zu überhören sein. Eine Analyse von Jörg Kürschner.
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Deutschland leidet seit Jahrzehnten unter einer intellektuell armseligen, weil inhaltlich einseitigen Debattenkultur. Armselig, da es dem linksliberalen Mainstream gelungen war, konservative Positionen nicht nur auszugrenzen, sondern sogar als „rechts“ zu stigmatisieren. An dieser Entwicklung trägt die CDU eine große Mitschuld, denn sie ließ diese widerspruchslos zu, nach Beifall haschend bei den Zeitgeist-Surfern. Plötzlich fordert sogar CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt eine „Konservative Revolution“ und beklagt in der Islam-Debatte: „Der Maulkorb spaltet das Land.“

Eine Zeitenwende deutet sich an, ausgelöst durch die Spaltung der Gesellschaft, die am Mittwoch auch Bundeskanzlerin Angela Merkel in ihrer Regierungserklärung einräumen mußte. Besorgt ist in manchen Feuilletons von einer erstarkenden intellektuellen Rechten die Rede. Die Sorgen dürften noch gewachsen sein, da jetzt die Desiderius-Erasmus-Stiftung die ersten zehn Kuratoriumsmitglieder benannt hat.

Darunter ist zum Beispiel die mutige Buchhändlerin Susanne Dagen, die es gewagt hatte, die Pegida-Demonstrationen differenziert zu bewerten. Die Dresdnerin wurde nicht nur intellektuell ausgegrenzt, ihr „Buchhaus Loschwitz“ wurde boykottiert, so daß Kunden und Geld ausblieben. Weil sie plötzlich als „rechts“ gilt. Und bei „Rechten“ kauft das Bürgertum nicht. Man will schließlich nicht in Verruf kommen. Doch Dagen wußte sich zu wehren. Beherzt gründete sie im vergangenen Herbst die „Charta 2017“, in der sie mit anderen, etwa dem Schriftsteller Uwe Tellkamp, vor einer Gesinnungsdiktatur warnt. Gesinnungsdiktatur ?

Können nicht überhört werden

Auf der Frankfurter Buchmesse hatte der Börsenverein des Deutschen Buchhandels zusammen mit Mainstream-Schriftstellern zur „aktiven Auseinandersetzung“ mit rechten Verlagen aufgerufen. Mit der Folge, daß deren Stände von linksradikalen Randalierern geplündert und Diskussionsrunden gestört wurden. Etwa jene mit Karlheinz Weißmann, einem weiteren Kuratoriumsmitglied der Desiderius-Erasmus-Stiftung. Der Historiker wird zwar als „Hauptvertreter der deutschen Neuen Rechten“ anerkannt, doch auf den Rezensionslisten der Medien sucht man seine Bücher vergebens.

Der Autor wird zwar in manchen Medien als „der Ober-Intellektuelle“ vorgestellt, mit gehöriger Distanz selbstredend, doch dessen Wertungen der Geschichte werden selten gedruckt, sind tabu. Meinungsfreiheit, nein danke, Schere im Kopf ja bitte. Dabei hat er gerade ein Buch veröffentlicht, „Kulturbruch `68“, passend zu der Revolte vor 50 Jahren. Ins Abseits geraten ist auch Angelika Barbe, die in der DDR unerschrocken gegen die sozialistische Diktatur gestanden hat. Nach dem Mauerfall von der SPD als Partei- Gründungsmitglied gefeiert, nach ihrem Übertritt zur CDU dort mehr geduldet als gehört, wird Barbe der Stiftung Gehör verschaffen, insbesondere bei den DDR-Opfern.

Renommierte Persönlichkeiten wie die Rechtswissenschaftler Karl Albrecht Schachtschneider und Alfred-Maurice de Zayas, die Theologen Wolfgang Ockenfels und David Berger, der Forscher Henning Zoz, die Menschenrechtsaktivistin Jaklin Chatschadorian oder der Drehbuchautor Imad Karim können nicht überhört werden, wenn es um die Probleme Deutschlands geht.

Debattenkultur erweitern

Die Stiftung hat somit die große Chance, eine Bresche zu schlagen in den abgeschotteten, intellektuell kärglichen und inhaltlich einseitigen Meinungsdiskurs. Die Vorsitzende Erika Steinbach, die langjährige Bundestagsabgeordnete, die nach ihrem Parteiaustritt von der CDU schäbig behandelt worden ist, hat schon bei der Gründung des „Zentrums gegen Vertreibung“ bewiesen, daß sie hartnäckig und beharrlich dicke Bretter bohren kann.

Der AfD bietet sich mit der Stiftung die Chance, ihr Netzwerk zu verbreitern und die Debattenkultur zu erweitern. Dann dürfte der Erfolgsautor Robert Menasse seine arrogante Aussage bereuen, die er auf der Frankfurter Buchmesse von sich gab: „Mit den Rechten auf Augenhöhe zu diskutieren bedeutet, sich flach auf den Boden legen zu müssen.“

Angelika Barbe Foto: alliance/Pacific Press Agency/dpa/ dpa – Report / JF-Montage
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