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Facebook-Datenpanne: Der Heilige Gral ist keiner

Facebook-Datenpanne: Der Heilige Gral ist keiner

Facebook-Datenpanne: Der Heilige Gral ist keiner

Zuckerberg
Zuckerberg
Facebook-Chef Mark Zuckerberg Foto: picture alliance / AP Photo
Facebook-Datenpanne
 

Der Heilige Gral ist keiner

Daten zu sammeln und sie für zielgruppenorientierte Ansprache zu nutzen, ist das Geschäftsmodell von Facebook. Das muß jedem klar gewesen sein, der sich in dem sozialen Netzwerk registriert hat. Der Strurm der Empörung ist daher heuchlerisch. <>Ein Kommentar von Henning Lindhoff.<>
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Am Angfang war die App. Mit „This is your digital life“ sammelte Cambrigde Analytica seit 2015 Daten von rund 50 Millionen Facebook-Nutzern. Gegen Richtlinien verstieß das Unternehmen mit der reinen Datensammlung nicht. Cambridge Anaklytica fuhr in den sicheren AGB-Fahrwässern des weltgrößten sozialen Netzwerks. Jeder Nutzer hatte mit seiner Registrierung diesen Geschäftsbedingungen zugestimmt.

Nun aber, zweieinhalb Jahre und die Amtseinführung eines umstrittenen US-Präsidenten später, ist die Aufregung groß. Von der Datenkrake ist die Rede, ohne die Donald Trumps Wahlerfolg nicht möglich gewesen wäre. Von Technologien und Psychotricks, so bahnbrechend neu und gefährlich, daß sie nicht nur Trump und Brexit vorhersagen, sondern das gesamte etablierte System in seinen Grundfesten erschüttern können.

Methoden von Cambridge Analytica sind nichts neues

Aber die Wahrheit ist ernüchternd. Das Bild von den wahnsinnigen, teuflischen Genies rund um den mittlerweile suspendierten Geschäftsführer Alexander Nix ist irreführend. Ihr Heiliger Gral ist keiner. Die psychologischen Forschungen, die dem Geschäftsmodell von Cambridge Analytica zugrundeliegen, sind so neu nicht.

Seit vielen Jahrzehnten bereits arbeiten Psychologen an sogenannten Psychometriken. Sie versuchen, die Persönlichkeit eines Menschen zu vermessen. Die in den 1980er Jahren entwickelte Ocean-Methode gilt dafür aktuell als Mittel der Wahl.

Diese Theorie besagt, daß jeder Charakterzug eines Menschen sich anhand von fünf Persönlichkeitsdimensionen messen läßt, den Big Five: Offenheit, Gewissenhaftigkeit, Geselligkeit, Verträglichkeit und Verletzbarkeit.

Zielgruppenorientierte Ansprache

Nix und Kollegen arbeiteten nach dieser Ocean-Methode. Die via Facebook-App gesammelten Daten wurden verwendet, um US-amerikanischen Wählern genau die Wahlbotschaften zu zeigen, die nötig waren, um ihnen ihre Stimme pro Trump zu entlocken.

Im Kern ist dies nichts anderes als zielgruppenorientierte Ansprache. Und es ist gang und gäbe auf Facebook. Gerade diese Möglichkeit, Zielgruppen anhand von Interessen und auch von eigenen oder von Facebook gesammelten Kundendaten zu selektieren und anzusprechen, macht das soziale Netzwerk so interessant für alle Werbetreibenden weltweit. Keine Marke, die in der Online-Welt etwas werden will, kann zur Zeit auf dieses Vehikel verzichten.

Die zielgruppenorientierte Ansprache ist das fundamentale Geschäftsmodell von Facebook. Es ist seine wichtigste Geldquelle. Warum also überhaupt diese ganze Aufregung? Allenfalls könnte der Fall Cambridge Analytica Grund zur juristischen Auseinandersetzung bieten. Denn wirklich geklärt ist nicht, ob Alexander Nix die rechtmäßig gesammelten Daten später auch rechtmäßig weiterverarbeitet hat.

Zuckerberg könnte 2020 US-Präsident werden

Er hätte sie löschen sollen, bestätigte dies auch gegenüber Facebook. Doch wie kann eine Datenlöschung bewiesen werden? Der Fokus der öffentlichen Debatte ist also falsch gesetzt. Weitaus mehr Anlaß zur Sorge bereitet die Vermutung, daß es heutzutage vor allem zwei Dinge benötigt, um der mächtigste Mann der Welt werden zu können: Geld und Facebook.

Mark Zuckerberg hat beides. Gegen sein Datenimperium mutet Medienmogul Ted Turner antiquiert an. 2020 wird Zuckerberg größter Widersacher von Donald Trump. Noch steht eine Klage der Demokraten gegen ihn im Raum. Eine Geldstrafe von 40.000 US-Dollar für jeden von Cambridge Analytica genutzten Datensatz drohen: insgesamt zwei Billionen US-Dollar.

Natürlich wird es dazu nicht kommen. Zuckerberg kriecht bereits zu Kreuze, entschuldigt sich und will sogar Regulierungen seines Netzwerks in gewissem Umfang zulassen. Es sind Tribute an ein politisches Establishment, das ihn womöglich 2020 ins Weiße Haus bringen kann.

 

Facebook-Chef Mark Zuckerberg Foto: picture alliance / AP Photo
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