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Anschlag in Barcelona: Die Bedrohung ist hausgemacht

Anschlag in Barcelona: Die Bedrohung ist hausgemacht

Anschlag in Barcelona: Die Bedrohung ist hausgemacht

Anschlagsort in Barcelona
Anschlagsort in Barcelona
Passanten machen Fotos am Anschlagsort in Barcelona Foto: picture alliance/AP Photo
Anschlag in Barcelona
 

Die Bedrohung ist hausgemacht

Nach dem Anschlag von Barcelona sind die Menschen schnell wieder zur Tagesordnung übergegangen. Dabei ist die von mehreren Seiten gelobte Gelassenheit vielmehr ein Ausdruck der Abstumpfung. Während die Verantwortung für Sicherheit der Polizei zugeschoben wird, schreckt die politische Elite weiterhin vor einem Kurswechsel zurück. <>Ein Kommentar von Karlheinz Weißmann.<>
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Der Anschlag von Barcelona hat „die Menschheit“ nicht erschüttert oder tief getroffen oder in Trauer versetzt, auch wenn das landauf, landab behauptet wird. Vielmehr ist man rasch zur Tagesordnung übergegangen. Auch vor Ort. Die Ramblas sind wieder gut besucht, der eine oder andere zündet eine Kerze an, legt Blumen nieder, hält für einen Moment inne. Aber das war es. Die Kommentatoren loben die Gelassenheit der Katalanen, und die Menge skandiert „Wir haben keine Angst!“.

Das ist das eigentlich beunruhigende, hier wie zuvor in Berlin, in London, in Nizza, in Paris. Das Tempo, in dem die Menschen gelernt haben, einen ritualisierten Ablauf zu entwickeln, den Schrecken zu integrieren, zu verdrängen, sich beruhigen lassen. Denn was als Besonnenheit gelobt wird, kann man auch als Abstumpfung kritisieren, als Fatalismus in der Maske der Überlegenheit, eine Entsprechung zum Mantra der Politiker, die immer wieder erklären, es könne keine hundertprozentige Sicherheit geben.

Verantwortlich sei die Polizei, nicht die Politik

Volker Zastrow hat in seinem Leitartikel für die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung zu Recht darauf hingewiesen, daß nie jemand hundertprozentige Sicherheit verlangt habe. Was man erwarte, sei nur, daß das Notwendige getan werde, um Anschläge zu verhindern. Irritierenderweise hält er aber nicht die politische Spitze, sondern die Polizei für verantwortlich, wenn das nicht geschieht. Die Beamten scheiterten an Lösungen, deren Machbarkeit für einen Journalisten wie ihn offensichtlich seien.

Man habe es mit pensionsberechtigten Faulpelzen oder Nichtskönnern zu tun. Dann folgt noch ein Lob für Innenminister de Maizière, der die Bekämpfung des Terrors zur gesamtgesellschaftlichen „Querschnittaufgabe“ machen will. Und zuletzt kommt die alles klärende Feststellung: „Politische Probleme sind immer komplex. Sie haben vielerlei Ebenen: politische, ökonomische, soziale, geographische. Man muß ihnen auf jeder angemessen begegnen. Natürlich kann man den Islamismus nicht in Wuppertal besiegen – aber alles Menschenmögliche tun, um ein Straßenfest zu schützen, das geht schon.“

Verstellter Blick auf die Lage

Die Sätze sind für sich genommen belanglos. Aber man sollte einen Moment innehalten bei der Formulierung „Natürlich kann man den Islamismus nicht in Wuppertal besiegen“. Denn das, was da steht, ist entlarvend. Es läßt erkennen, wie das Manöver läuft, das immer wieder den klaren Blick auf unsere Lage verstellt. Zastrow muß das wissen. Jahrgang 1958, hat er selbstverständlich noch eine Erinnerung an Zeiten, als Wuppertal einfach eine deutsche Stadt im Westen war, deren Glaubensprägung aus der Tradition der evangelischen Erweckungsbewegung herrührte.

Heute ist davon kaum mehr geblieben als eine gewisse Restmenge, und innerhalb einer Generation wurde das ethnische wie ethische Vakuum aufgefüllt durch fremde Menschen und eine fremde Religion. Daß das keine Belanglosigkeit ist, merkt man, wenn heute jemand die Begriffe Glaubensstrenge und Wuppertal zusammenbringt. Dann geht es keinesfalls um pietistische Frömmigkeit, sondern um Salafisten und eine „Scharia-Polizei“, die durch die Straßen streift und Passanten bedroht. Unstrittig ist die Gefährlichkeit des einen wie des anderen, weil hier der Nährboden für jene entsteht, die zu tun bereit sind, was in Barcelona getan wurde. Wuppertal ist eine Chiffre für die Latenz der Bedrohung.

Der Preis der „offenen Gesellschaft“ 

Die ist „hausgemacht“. Hausgemacht insofern, als es die Verantwortungslosigkeit oder Schwäche der Politiker, die Feigheit und die ideologische Verblendung der Meinungsmacher und die Trägheit der schweigenden Mehrheit waren, die uns soweit geführt haben. Daran nicht zu rühren, gehört zum Konsens der tonangebenden Kreise. Denn sie wissen, daß dessen Bruch zwingen würde, nicht mehr irgendwelche Sicherheitsaspekte und Integrationsprobleme oder soziale Schwierigkeiten zu diskutieren, sondern die Frage nach dem Preis der „offenen Gesellschaft“ zu stellen.

Es würde deren utopischer Charakter enthüllt und gleichzeitig deutlich, welche ungeheuren Risiken diejenigen uns aufgeladen haben, die in den vergangenen Jahrzehnten als Parteigänger von Globalisierung, Zuwanderung, Liberalisierung auftraten, jede Opposition mundtot machten und ihr Erziehungsregime errichteten.

Passanten machen Fotos am Anschlagsort in Barcelona Foto: picture alliance/AP Photo
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