Anzeige
Anzeige

Staatsbesuch in den USA: Das verstoßene Schoßhündchen

Staatsbesuch in den USA: Das verstoßene Schoßhündchen

Staatsbesuch in den USA: Das verstoßene Schoßhündchen

89103820
89103820
Bundeskanzlerin Angela Merkel 2017 beim Staatsbesuch im Weißen Haus mit US-Präsident Donald Trump Foto: picture alliance/ dpa
Staatsbesuch in den USA
 

Das verstoßene Schoßhündchen

Die Zeiten, in denen eine globalistische Polit-Elite, die sich ihresgleichen stärker verpflichtet fühlt als dem eigenen Land, in stillschweigender Übereinkunft Friede, Freude, Eierkuchen zelebrierte, gehen vorbei. Das konnten Beobachter zuletzt beim Staatsbesuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel in Washington beobachten. <>Ein Kommentar von Michael Paulwitz<>
Anzeige

Mit was für medialen Vorschußlorbeeren war Angela Merkel – mit angeblich wetterbedingter Verspätung – schließlich doch noch nach Washington gereist: Die wahre Anführerin der westlichen Welt werde für den unerfahrenen und ungehobelten US-Präsidenten schon so manchen Ratschlag parat haben. Nichts da: Merkels Trump-Visite geriet zum frostigen Desaster. „Außer Spesen nichts gewesen“ ist da noch die wohlwollende Interpretation.

Wenigstens in Sachen duale Berufsausbildung wollte man den Amis eine Lektion erteilen, wie am deutschen Wesen die Welt genesen soll. Können wir selber, signalisierten die US-Gesprächspartner. Beim Treffen mit den mitgebrachten Wirtschaftsbossen darf Merkel mit Trumps Tochter und Schwiegersohn parlieren. Vor den mitgebrachten Vorständen von BMW, Siemens und Schäffler steht Merkel als begossener Pudel da.

Keine überflüssigen Vertraulichkeiten

Bleiben wird von dem Besuch das Bild, wie die Kanzlerin beim Fototermin im Oval Office sich erwartungsvoll dem Hausherrn zuwendet, der die lautstarken Aufforderungen der Bildjournalisten zum „Handshake“ ungerührt ignoriert. Keine überflüssigen demonstrativen Vertraulichkeiten, lautet die Botschaft. Der protokollarisch korrekte Handschlag zur Begrüßung und zum Abschied reicht.

Das eisige Verhältnis zwischen Kanzlerin und Präsident hat vielschichtige Gründe. Auf der persönlichen Ebene dürfte Donald Trump sich gemerkt haben, daß Merkel ihm arrogant ideologische Bedingungen für die „Zusammenarbeit“ diktieren wollte, daß ihr Außenminister, der jetzige Bundespräsident, ihn noch nach seiner Wahl gegen alle Regeln des Diplomatenhandwerks als „Haßprediger“ beschimpfte, von all den anderen Unflätigkeiten, die aus Deutschlands politischer Klasse über den Atlantik tönten, ganz zu schweigen.

Deutschlands Polit-Establishment und Trumps Mannschaft sind in verschiedenen Welten zu Hause. Dort materiell unabhängige machtpolitische Pragmatiker, die unideologische nationale Interessenpolitik betreiben und Entscheidungen, Abkommen und Bündnisse nach dem Wert des „Deals“ und dem Nutzen für das eigene Land beurteilen. Hier eine durchideologisierte Kaste von steuergeldabhängigen Apparatschiks und Karrierepolitikern, die universalistische Phrasen und abstrakte Glaubenssätze für Politik halten.

Merkels Größe war nur geliehen

Solange im Weißen Haus ein Präsident vom Schlage Obamas oder seiner Vorgänger saß, der sich ebenfalls als Teil der globalistischen Internationale verstand, war Merkel der Liebling dieser Eliten, durfte den Herold des Hegemons spielen, sich vom US-Medienestablishment als „mächtigste Frau der Welt“ feiern lassen. Aber diese „Größe“ war nur geliehen. Der Wind hat sich gedreht, die Hätscheleien Obamas, der Merkel noch nach seiner Abwahl umschmeichelte, sind keine Auszeichnung mehr, sondern eine Hypothek. Die eben noch umschwärmte Kanzlerin sitzt auf einmal da wie ein verstoßenes Schoßhündchen, das nicht mal mehr Pfötchen geben darf.

Trump hat keinen Grund, seine frühere Einschätzung zurückzunehmen, Merkels Einwanderungspolitik sei „verrückt“ und ruiniere das eigene Land. Er formuliert als Präsident nur etwas anders: Einwanderung sei ein Privileg, kein Recht. Er sieht auch keinen Sinn darin, ideologische Vasallen mit geliehenem militärischem Schutz an sich zu binden. Wer für seine eigene Verteidigung nicht zahlen will, ist kein ernsthafter Partner.

Das Geschwätz deutscher Politiker, Ausgaben für illegale Einwanderung und Entwicklungshilfe müßten auch zu den Verteidigungsausgaben dazugerechnet werden, weil man damit ja eine irgendwie geartete westliche Mission erfülle, klingen aus dieser Perspektive lächerlich. Die Botschaft, die Merkel aus den USA mitgebracht hat, lautet kurz gesagt: Die neue amerikanische Führung nimmt das polit-mediale Berliner und Brüsseler Establishment nicht ernst.

Staaten haben keine Freunde

Das will man dort freilich nicht hören. Man klammert sich an den albernen Auftritt einer deutschen Reporterin, die ihre Frage an Trump zu einer moralisierenden Predigt nutzte und dafür eiskalt abgebürstet wurde, und sieht es als Bestätigung, daß linksliberale amerikanische und internationale Medien in ihrer unbewältigten Obama-Clinton-Nostalgie ins selbe Horn tuten: Na, dem haben wir es aber gegeben. Nur: Im Weißen Haus interessiert das keinen. Die Zeiten, in denen eine globalistische Polit-Elite, die sich ihresgleichen stärker verpflichtet fühlt als dem eigenen Land, in stillschweigender Übereinkunft Friede, Freude, Eierkuchen zelebrierte, gehen vorbei.

Washington führt einen neuen Stil ein: Außenbeziehungen, Sicherheitspolitik, Freihandel, „Klimaschutz“ werden an der Elle nationaler Interessen gemessen. Staaten haben bekanntlich vor allem solche, aber keine „Freunde“. Daß das G20-Finanzministertreffen in Baden-Baden auf Betreiben der USA ohne ein Bekenntnis zum multilateralen Freihandel endete, ist nur ein Vorgeschmack darauf, wie Trump der Kanzlerin noch ihre G20-Präsidentschaft verhageln könnte, von der sie sich doch so schöne Wahlkampfbilder erhofft.

Die Zeiten werden rauher, aber realistischer. Die USA werden auch unter geänderten Vorzeichen ihre Machtmittel einsetzen, um durchzusetzen, was ihnen vorteilhaft erscheint. Da werden aus ideologischen Vasallen rasch wirtschaftliche Konkurrenten. Um hier dagegenzuhalten und sich Respekt zu verschaffen, braucht es Politiker mit realistischer Lageeinschätzung. Politiker, die bereit sind, im Widerstreit der Interessen pragmatisch das Beste für ihr Land und seine Bürger herauszuholen, statt die eigenen Ressourcen für ideologische Illusionen zu vergeuden. Die Zeit der Merkels und Schulzens läuft unerbittlich ab.

Bundeskanzlerin Angela Merkel 2017 beim Staatsbesuch im Weißen Haus mit US-Präsident Donald Trump Foto: picture alliance/ dpa
Anzeige
Anzeige

Der nächste Beitrag

ähnliche Themen