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Die CSU nach der Wahlschlappe: Bayernplanlos

Die CSU nach der Wahlschlappe: Bayernplanlos

Die CSU nach der Wahlschlappe: Bayernplanlos

Seehofer:Scheuer
Seehofer:Scheuer
CSU-Chef Horst Seehofer, im Hintergrund Generalsekretär Andreas Scheuer: Betretene Mienen nach der Wahlschlappe Foto: picture alliance/ dpa
Die CSU nach der Wahlschlappe
 

Bayernplanlos

Die CSU hat ihr schlechtestes Ergebnis bei einer Bundestagswahl seit 1949 eingefahren. Der Partei ist der Schlingerkurs ihres Vorsitzenden Horst Seehofer auf die Füße gefallen. Ein Neuanfang ist nur mit neuem Personal möglich, das einer Jamaika-Koalition eine klare Absage erteilt. <>Ein Kommentar von Thorsten Brückner.<>
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Es war ein Debakel für die stolze CSU. Für eine Partei, die ihren bundespolitischen Gestaltungsanspruch an absoluten Mehrheiten in Bayern festmacht, ist das gestrige Wahlergebnis potentiell existenzbedrohend. Der bayerische Wähler hat sich von markigen „Mia san Mia“-Bierzeltsprüchen bei gleichzeitigem Anbiederungskurs an die gescheiterte Migrationspolitik von Angela Merkel nicht mehr zum Narren halten lassen. 12,4 Prozent wählten die AfD.

Parteichef Horst Seehofer nannte Merkels Politik der offenen Grenzen erst eine „Herrschaft des Unrechts“, garantierte den Bayern dann eine Obergrenze für Asylbewerber, nur um diese vor der Wahl im „Bayernplan“ zu beerdigen. Die Menschen haben die leeren Sprüche des in Bayern nur als Drehhofer verspotteten Ministerpräsidenten durchschaut.

Brüllen statt Beißen

38,8 Prozent sind das schlechteste Ergebnis, das die Partei seit 1949 bei einer Bundestagswahl einfuhr. Und damals, wenige Monate nach Gründung der Bundesrepublik, war die Partei noch weit von dem Mythos entfernt, zu dem Lichtgestalten wie Alfons Goppel und Franz Josef Strauß sie später gemacht haben und von dem seine Nachfolger bis heute zehren.

Den Rest geben könnte Seehofer seiner um Sinn und Orientierung ringenden Partei, wenn er sie nun wie von Merkel geplant in eine Jamaika-Koalition führt. Die Grünen sind für die meisten Konservativen im Freistaat ein rotes Tuch. Ihre realitätsfremde Haltung in der Asyl-, Energie- und Verkehrspolitik kommt an den Stammtischen zwischen Alpenland und Main in etwa so gut an wie eine schlecht eingeschenkte Maß saures Bier.

Mit Blick auf die Landtagswahl im kommenden Jahr wäre für die Partei der Gang in die Opposition im Bundestag verbunden mit der Aufkündigung der Fraktionsgemeinschaft mit der inhaltlich entkernten Schwesterpartei die beste Erfolgsstrategie. Doch statt klarem Kurs, kommen aus München nur neue Volten aus der Rubrik Brüllen statt Beißen.

Ein Neuanfang nur ohne Seehofer

Erst kündigte Seehofer am Montag bedeutungsschwanger an, der Parteivorstand werde nun über die Zukunft der Fraktionsgemeinschaft abstimmen, nur um kurz darauf zu verkünden, daß dieser einstimmig seinen Segen erteilt habe. Geht der Schlingerkurs so weiter, wird der vorübergehende Verlust der absoluten Mehrheit zwischen 2008 und 2013 keine Ausnahme bleiben – wenn die Partei nicht noch rechtzeitig die Reißleine zieht.

Mit Finanzminister Markus Söder steckt ein kompetenter Nachfolger in den Startlöchern, dem viele Bayern zutrauen, nicht nur das konservative Profil der CSU wieder zu schärfen, sondern auch Merkel Paroli zu bieten. Weiß-blauer Löwe statt zahmes Schmusekätzchen. Die Wiederherstellung christsozialer Glaubwürdigkeit entscheidet über die Zukunft der Partei. Ein Neuanfang, der unter Seehofer nicht mehr möglich ist.

CSU-Chef Horst Seehofer, im Hintergrund Generalsekretär Andreas Scheuer: Betretene Mienen nach der Wahlschlappe Foto: picture alliance/ dpa
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