Heute haben Gilbert K. Chesterton und Oswald Spengler Geburtstag, doch dieses Datum wird nun in die Geschichte eingehen als der Tag, an welchem ein deutscher Politiker einen deutschen Innenverteidiger beleidigt hat oder haben soll, wenn man es richtig oder eben doch falsch hinbiegt.
In Rede und Anklage steht Alexander Gauland von der AfD, welcher erklärt hat oder haben soll, er beziehungsweise doch nicht er selber, aber womöglich andere wollten nicht Nachbarn des deutschen Fußball-Nationalspielers Jérôme Boateng werden. Also nicht auf dem Fußballplatz, da will es aus der gegnerischen Mannschaft nun wirklich niemand, sondern im echten Leben, Haus an Haus quasi.
Opportunismus ist Menschenrecht
Das sei „rassistisch“, schäumen Politik und Netz, wobei unsereinem etwas blümerant wird bei diesem mitunter eine Nuance zu schrill und allzu meutenbehaglich zur Schau gestellten guten Gewissen, denn ganz klar ist ja nicht, was Gauland nun tatsächlich gesagt hat und ob er nicht bloß einer journalistischen Spitzbüberei auf den Leim gegangen ist.
Während umgekehrt doch ziemlich klar ist, daß gerade Angehörige des Juste Milieu dieser immer kunterbunter werdenden Republik ihre Kinder, so sie überhaupt welche haben, bevorzugt auf Schulen schicken, in denen die weiße Ethnie dominiert, derweil sie im Netz „Diversity“ und „Rassismus“ skandieren. Wer wollte sie darob schelten? Opportunismus ist das elementarste aller Menschenrechte.
Nehmen wir aber einmal an, jemand bekundet tatsächlich, er wolle einen Menschen anderer Rasse und Artung nicht zum Nachbarn haben, ob derjenige nun schwarz ist oder weiß oder orientalisch oder ein Fellache mit ungeklärter Abkunft: Ist dieser Exklusionswunsch rassistisch? Hat ein Mensch nicht das Recht, sich auszusuchen, neben wem er siedeln will und neben wem nicht?
Unhöflichkeit
Mein Beleidigtsein hielte sich jedenfalls in Grenzen, wenn jemand sagte, er wolle nicht neben einem hellhäutigen Kultivierten wohnen. Wenn dem so wäre, was sollte ich daran zu ändern wünschen? Allenfalls würde mich ärgern, daß derjenige es unverhohlen ausspricht. Das Problem ist nämlich nicht der Exklusionswunsch aus welchen Gründen auch immer, und seien sie noch so rassistisch, das Problem besteht in der Unhöflichkeit, dergleichen beim Namen zu nennen.
Rassismus ist erst dann empörend, wenn ein Mensch aufgrund einer in ihm manifesten kollektiven Eigenschaft als minderwertig behandelt wird, aber nicht, wenn man diese Eigenschaft bloß feststellt und seiner Wege geht. Der defensive „Rassismus“, die Kontaktscheu, die Bevorzugung des ethnisch und kulturell Ähnlichen, auch der Ekel, der Wunsch, Andersgeartete, Fremde zu meiden, all das ist so alt wie die Menschheit und wird so lange bestehen, wie es Menschen gibt.
Daran können nur Heuchler etwas aussetzen. Der Zivilisierte hegt dergleichen Vorbehalte wie andere auch, spricht sie aber nicht aus. Wenn Gauland tatsächlich gesagt hat, was man ihm vorwirft, hat er sich keineswegs rassistisch geäußert – für dieses populäre, ja populistische Vernichtungsurteil reichten seine Worte längst nicht aus – sondern unmanierlich.
Ich möchte übrigens, so illusorisch dieser Wunsch auch sein mag, in einer Welt leben, in welcher der Vorwurf der Unmanierlichkeit jenen des Rassismus weit übersteigt.
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Michael Klonovsky, war lange Jahre asl Journalist für den Focus tätig und ist ab Juni Medienberater von AfD-Chefin Frauke Petry. Der Beitrag erschien zuerst auf Klonovskys Acta diurna.