Umstritten, beliebt, applaussüchtig, fromm, eitel, bescheiden, opportunistisch, emotionsreduziert, theologieschwach, verwirrt, kritikempfindlich, überfordert, selbstherrlich, suchend, schlicht. Kaum ein Wort, das mit seinem Namen noch nicht fiel. Wer ist Rainer Maria Woelki, den als Kölner Erzbischof der Hang zum „Ankommen“ – wo eigentlich? – um jeden Preis zu treiben scheint?
Der sich als ergebener Diener durch seinen Vorgänger Kardinal Meisner eifrig fördern ließ – und nun einem Ödipus gleich von der panischen Manie getrieben zu sein scheint, mit ihm nur ja nicht in einem Atemzug genannt zu werden. Der als „schwarzer“ Weihbischof von Köln nach Berlin zog, um als roter Kardinal reimportiert zu werden.
Schlepperboot zum Altar erklärt
Wer ist dieser Purpurgewandete, der in seinem Garten teuer die Wegführung ändern ließ, um nicht auf den Wegen der Vorgänger wandeln zu müssen? Der medienwirksam für jeden ertrunkenen Flüchtling quer durchs Bistum die Glocken läuten läßt, zugleich aber das Mahngeläute für die vorgeburtlich getöteten Menschen abschafft und einer Emanzenzeitschrift ergebenst zum Geburtstag gratuliert, die viel für die Tötung Ungeborener warb.
Der den friedlichen „Marsch für das Leben“ der Abtreibungskritiker nicht mag und seine Aversion auch mit bösen Unwahrheiten „begründet“. Wer ist dieser einst Unauffällige, der ein Schlepperboot zum Altar erklärt und mit fragwürdigen Theologismen um sich wirft? Über den sein bekanntester Diakon und Spaßmacher sagte, neunzig Prozent seiner Aussagen könnten auch von Sahra Wagenknecht stammen?
Steuersystem gibt ihm ein Milliardenvermögen
Woelki, als Kind ostpreußischer Heimatvertriebener 1956 im rechtsrheinischen Köln geboren, blieb im Studium in Bonn eher unauffällig, abwartend. Später holte sich der FC-Fan an der Opus-Dei-Uni in Rom den Doktor der Theologie. Und die Anpassung an den (Kirchen-)Zeitgeist scheint dem das Wort „#Gutmensch“ öffentlichkeitswirksam mit giftgrüner Farbe sprayenden Bistumschef keine Mühe zu bereiten.
Nicht wenige wünschen sich spirituelle Impulse vom Oberhirten – und weniger (Polit-)Mätzchen. Woelki, dem das staatsverklebte Kirchensteuersystem ein Milliardenvermögen in die Hand gibt, irritiert und enttäuscht viele. Andere begeistert er. Manche sorgen sich um ihn. Kenner betonen, „RMW“ sei weder falsch noch böse. Der Rainer „meine“ es gut. Der Rheinländer nutzt derweil augenzwinkernd eine alte Weisheit: „Uns isset ejal, wer unter uns Bischof ist.“
Weiß er, in welcher Tradition er steht? Aus seinem Palais hat er die Porträts der Vorgänger verbannt. „Nos sumus testes“ – Wir sind Zeugen, lautet sein Wahlspruch. Für wen oder was ist nicht immer klar. Nicht nur, wenn er mal wieder ihm mißliebige Überzeugungen als „Populismus“ geißelt, zeigt sich der Purpurträger für viele selbst als ein – knallroter – Populist.
JF 52/16-01/17