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Kommentar zur Imagekampagne des DFB: Bierhoff, Mutti und die Marke „Mannschaft“

Kommentar zur Imagekampagne des DFB: Bierhoff, Mutti und die Marke „Mannschaft“

Kommentar zur Imagekampagne des DFB: Bierhoff, Mutti und die Marke „Mannschaft“

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Die Nationalspieler Lukas Podolski, Jonas Hector und Bastian Schweinsteiger (v.l.n.r.) präsentieren das neue Logo auf dem Mannschaftsbus Foto: picture alliance/augenklick/GES
Kommentar zur Imagekampagne des DFB
 

Bierhoff, Mutti und die Marke „Mannschaft“

Der DFB will modern sein und hat sich etwas überlegt. Künftig heißt die Nationalmannschaft nur noch Mannschaft. Dem Streichen von „National“ fielen auch gleich die Nationalfarben zum Opfer. Warum die deutsch Elf nicht gleich in „Team“ umbenennen? Und ist der Adler als Wappentier nicht viel zu aggressiv?
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Fußball-Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff hat eine schmerzliche Lücke geschlossen, die keiner vor, nach und außer ihm wahrgenommen hat, diensteifrige Sport- und Agenturjournalisten natürlich ausgenommen. Wenn Italien seine „Squadra Azzurra“ hat, Frankreich seine „Bleus“ und England seine „Three Lions“, warum hat dann bloß die deutsche Nationalauswahl keinen so schicken und griffigen Markennamen?

Also grübelte Oliver Bierhoff und beauftragte, wofür ist man schließlich Manager, für teuer Geld eine Werbeagentur. Die dachte sich was ganz Besonderes aus: „Die Mannschaft“. Die Mannschaft? Die Mannschaft. Sind zwar eigentlich alle anderen auch, Fußball ist schließlich ein Mannschaftssport, aber wenn Volkswagen „Das Auto“ für sich reklamiert, dann hat Deutschland eben „Die Mannschaft“. Was halt so herauskommt, wenn hochbezahlte Kreative ihre Hirne stürmen lassen.

Man hätte natürlich auch einfach den Fußballbegeisterten aufs Maul schauen können. Bei den anderen Fußballnationen kommen die vermeintlichen Markennamen nämlich auch nicht aus der Management-Retorte, sondern haben sich im Sprachgebrauch der Anhänger durchgesetzt. Die sagen hierzulande „unsere Jungs“, „unsere Nationalelf“ oder schlicht „die Nationalmannschaft“, so wie der DFB seit 2010 selbst auch, und jeder weiß, was gemeint ist, auch ohne Sprachvorgabe von oben.

Auch die Nationalfarben fliegen aus dem Logo

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Aber so einfach geht das nicht mit der deutschen Fußballobrigkeit. Das Volk entscheiden lassen, und sei es auch nur das Fußballvolk, wo gibt’s denn so was? „Nationalmannschaft“ sei ja viel zu sperrig, dozierte Bierhoff auf der Pressekonferenz, und der schmissige Imagefilm, der die doch eher bescheidenen Früchte der intellektuellen Anstrengung der Marketing-Experten glanzvoll verpacken sollte, zeigt auch gleich, wie’s gemacht wird: Wie der Schneider mit der Scher’ wieselt da ein Mauszeiger herum, schnipselt aus der „Nationalmannschaft“ das „National“ raus und bleicht im DFB-Logo das Schwarz-Rot-Gold zu freundlichem Weiß auf Goldgrund. Da freut sich sogar der Mesut Özil.

Klar, man hätt’s auch mit den neutralen Schweizern halten und die „Nationalmannschaft“ einfach zur „Nati“ abkürzen können. Aber das ist erstens schon besetzt und klingt zweitens ein wenig nach dem, was man ja auf gar keinen Fall mehr sein möchte.

Merkel soll es erfunden haben

Ja, was sagt das Ausland denn eigentlich dazu? Das spreche ja schon längst von „The / La / El Mannschaft“, triumphiert deren Manager. Gewissermaßen der Ritterschlag für die neue Marke, wenn sie von der ausländischen Presse erfunden worden sein soll. Die nennt uns zwar genauso gern und manchmal noch fast lieber „Die Panzer“. Aber das paßt nun wirklich nicht zum Nutella-, Nivea- und Wella-Werbeträger-Image der neuen deutschen National-, pardon, der „Mannschaft“.

Und Bild lüftet gleich noch ein Geheimnis: Wer hat’s wirklich erfunden? Natürlich Bundeskanzlerin Angela Merkel bei der Kabinenansprache in Rio, wo sie die Weltmeister als „Die Mannschaft“ angesprochen haben soll. Wenn’s von Mutti kommt, dann war’s wohl alternativlos.

Obwohl, das Ende der Optimierungsmöglichkeiten ist mit „Die Mannschaft“ noch lange nicht erreicht. Vielleicht doch lieber „Das Team“, Denglisch signalisiert bekanntlich Weltoffenheit. Außerdem sind wir doch seit neuestem eine bunte Republik, wäre da „Die Bunten“ als Markenname für die bundesweite Spitzenfußballerauswahl nicht noch einen Tick korrekter und ein herrliches Zeichen gegen Rassismus undsoweiter?

Wie wäre es gendergerecht mit „X-Schaft“?

Überhaupt fehlt bei der „Mannschafts“-Marke noch die Gender-Perspektive. Hat da beim DFB etwa keiner an diese Querschnittsaufgabe gedacht? Was ist mit der Damenauswahl, soll da jetzt auch „Die Mannschaft“ auf dem Bus stehen? Oder doch lieber „Frauschaft“? Und wäre es bei geschätzten 60 bis 3.000 möglichen Geschlechtsidentitäten nicht eher angebracht, von „X-Schaft“ zu reden?

Viel zu tun. Jetzt müssen erst mal neue Marketing-Artikel her und weltweit vertickt werden. Die Nationalhymne ist ja auch schon ziemlich alt, könnte der DFB da nicht einen neuen, harmloseren Fangesang in Auftrag geben, so mit „Mannschaft“ statt „deutsch“ und „Vaterland“? Will er sich bei der Gelegenheit nicht gleich in MFB umbenennen, „Mannschafts-Fußball-Bund“ – wenn schon, denn schon?

Der Adler paßt auch nicht so recht als Wappentier, so ein aggressiver, allein jagender Einzelgänger. Es gibt doch genug friedliche Rudeltiere mit Teamgeist als Identifikationsfiguren, Rehe zum Beispiel, die können auch schnell rennen.

Und die Farben erst, sowas von 19. Jahrhundert: Weiß-Schwarz (Preußen) und Schwarz-Rot-Gold (Deutschland, oder sagen wir lieber: „Das Land“). Die Trikots werden ja jetzt schon immer bunter und das Schwarz-Rot-Gold immer winziger, wäre es da nicht Zeit für neue CI-Farben – vielleicht was Jugendlich-Nettes mit Magenta, wie bei der FDP.

Mutti hilft bestimmt gerne, die doofen alten Fähnchen einzusammeln.

Die Nationalspieler Lukas Podolski, Jonas Hector und Bastian Schweinsteiger (v.l.n.r.) präsentieren das neue Logo auf dem Mannschaftsbus Foto: picture alliance/augenklick/GES
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