Odysseus hätte es nicht listiger einfädeln können. Griechenlands Regierungschef Giorgos Papandreou kündigt ein Referendum zu den in mühsamer Nachtsitzung beschlossenen Euro-Rettungsmaßnahmen an. Die Griechen sollen entscheiden, ob sie sich retten lassen wollen oder nicht. Damit zeigt Papandreou zum einen, daß er nicht der Hampelmann der EU ist, an dessen Fäden Madame Merkel und ihr neuer Bewunderer Sarkozy nach Belieben ziehen können.
Zum anderen nimmt er damit etwas Druck aus dem Dampfkessel, in den sich Griechenland in den letzten Monaten verwandelt hat. Wie weit das Volk die strengen Auflagen zu tragen bereit ist, zeigt sich dann nicht mehr auf der Straße, sondern im Wahllokal.
Die Frage bestimmt das Ergebnis
Offen bleibt – auch das gehört zur List –, worüber das griechische Volk konkret abstimmen wird. Die Fragestellung wird das Ergebnis festlegen. Sollen die Nichtgriechen oder Griechenland gerettet werden? Soll der Euro als Griechenlands Währung erhalten bleiben oder die Drachme wieder eingeführt werden?
Sollen die strengen Auflagen aus Berlin und Paris befolgt oder als Einmischung in die inneren Angelegenheiten Griechenlands abgelehnt werden? Die Griechen werden mehrheitlich den Euro erhalten, aber keine Folterungen dafür ertragen wollen. Gelingt Odysseus Papandreou die entsprechende Formulierung, gewinnt er auch die Volksabstimmung – ganz im Sinne der Euro-Retter.