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Interview mit JA-Co-Sprecher: „Wir werden das überleben, wir werden Volkspartei“

Interview mit JA-Co-Sprecher: „Wir werden das überleben, wir werden Volkspartei“

Interview mit JA-Co-Sprecher: „Wir werden das überleben, wir werden Volkspartei“

Sven Tritschler
Sven Tritschler
Sven Tritschler: Co-Bundesvorsitzender der Jungen Alternative Foto: Sven Tritschler
Interview mit JA-Co-Sprecher
 

„Wir werden das überleben, wir werden Volkspartei“

Am Wochenende tagt der AfD-Nachwuchs in Bingen am Rhein. Der Co-Sprecher der Jungen Alternative, Sven Tritschler, rechnet mit kontroversen Debatten. Im Interview mit der JUNGEN FREIHEIT verrät der 34jährige, warum die „Identitäre Bewegung“ einer der Streitpunkte sein wird.
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Am Wochenende tagt der AfD-Nachwuchs in Bingen am Rhein. Der Co-Bundesvorsitzender der Jungen Alternative (JA), Sven Tritschler, rechnet mit kontroversen Debatten. Im Interview mit der JUNGEN FREIHEIT verrät der 34jährige, warum die „Identitäre Bewegung“ einer der Streitpunkte sein wird.

Mit Ihrem Co-Sprecher Markus Frohnmaier gemeinsam haben Sie bereits im Juni die zerstrittene Führung der Bundespartei zu einem „Friedensgipfel“ geladen. Daraus wurde nichts, und stattdessen ist der Streit nun erneut eskaliert. Wie bewerten Sie aus Sicht des Jugendverbandes der Partei die aktuelle Situation?

Tritschler: Nun ja, es gab zwischenzeitlich ein Treffen der Landesvorsitzenden mit dem Bundesvorstand, das ja auch ganz gute Regeln verabschiedet hat, und es war tatsächlich ein paar Tage ruhig. Dann kam Stuttgart. Mein Eindruck ist, daß es hier derzeit nur um persönliche Befindlichkeiten geht und sonst um nichts. Alles andere ist vorgeschoben. Unsere Partei hat eindeutig zu viele Möchtegern-Häuptlinge, die eigentlich Indianer sind. Führungsstärke, das habe ich gelernt, kommt jedenfalls nicht zwingend mit dem Alter, und man lernt es auch nicht an der Universität. Ich bin trotzdem optimistisch: Wir werden das überleben, und wir werden Volkspartei. Einfach weil unsere Zeit gekommen ist.

Herr Frohnmaier ist Sprecher von Frauke Petry, Sie sind Mitarbeiter von Markus Pretzell. Verbandsintern gibt es im Vorfeld des Bundeskongresses Kritik, daß beide Teile des Führungsduos damit wirtschaftlich abhängig von einer der beiden Streitparteien und somit „befangen“ sind. Was entgegnen Sie auf solche Kritik?

Tritschler: Schön, daß Sie fragen, da kann ich mal mit einigen Märchen aufräumen. Erstens: Ich bin nicht bei Herrn Pretzell beschäftigt, sondern beim Parlament. Dort habe ich ein umfängliches Ausschreibungs-, Bewerbungs- und Testverfahren durchlaufen und mich gegen andere Bewerber durchgesetzt. Die Mitarbeiter von Herrn Pretzell finden Sie auf seiner Parlamentswebsite. Zweitens: Eine verbandsinterne Diskussion – wie Sie das nennen – habe ich nicht wahrgenommen. Es mag wohl Leute geben, die das kolportieren, aber bezeichnenderweise sind die meist selbst bei irgendwelchen Abgeordneten oder Fraktionen tätig, und sie machen es auch nur hinter vorgehaltener Hand, weil sie vermutlich wissen, daß es falsch ist. Drittens: Es ist ausgesprochen albern, meinem Kollegen Frohnmaier seine Tätigkeit vorzuwerfen. Er hat dadurch exzellente Pressekontakte und direkten Zugang zur Parteichefin. Niemand profitiert mehr davon als die JA.

Der AfD-Bundesvorstand hat im Juni beschlossen, „daß es keine Zusammenarbeit der Partei Alternative für Deutschland und ihrer Gliederungen mit der so genannten ‘Identitären Bewegung’ gibt“. Jetzt haben auch Sie als Bundesvorstand einen Unvereinbarkeitsbeschluß mit der IB gefaßt.

Tritschler: Wir hatten da von Anfang an klare Regeln: Wer im Verfassungsschutzbericht steht, wird nicht Mitglied. In den jeweiligen Bundesländern wurde nie ein IB-Mitglied aufgenommen. Wo dies nicht der Fall ist, haben wir ebenfalls sehr genau hingeschaut. Inzwischen haben wir einen Unvereinbarkeitsbeschluß gefaßt, da absehbar ist, daß die IB bundesweit in den Verfassungsschutzbericht kommt. Personelle Überschneidungen sind mir nicht bekannt, es gibt nach meiner Kenntnis nur Leute, die sich da früher einmal engagiert haben, als gewisse Entwicklungen noch nicht absehbar waren. Um es ganz klar zu sagen: Wir als Vorstand haben eine wahnsinnig große Verantwortung gegenüber unseren jungen Mitgliedern. Die dürfen und sollen nicht mit dem Makel der Verfassungsfeindlichkeit in das Berufsleben starten. Da gehen wir keine Risiken ein.

Die Identitären haben ja in der Regel keine festen Mitgliedsstrukturen. Verstößt es daher auch gegen diesen Unvereinbarkeitsbeschluß, wenn ein JA-Mitglied künftig an einer Demonstration der IB teilnimmt?

Tritschler: Das ist tatsächlich ein Definitionsproblem, und wird sich in der Praxis noch einspielen müssen. In der derzeitigen Situation empfehle ich unseren Mitgliedern, sich im Zweifel fernzuhalten.

Ihr Parteifreund Mandic aus Baden-Württemberg hat geschrieben, es gebe sehr wohl zahlreiche personelle Verbindungen zwischen JA- bzw. AfD-Mitgliedern und der IB. Rechnen Sie daher nicht auf dem Bundeskongreß am Wochenende mit einer Kontroverse über diesen Vorstandsbeschluß?

Tritschler: Doch, damit ist zu rechnen. Der Vorstandsbeschluß war natürlich nur eine vorläufige Maßnahme, die unsere Mitglieder noch absegnen müssen. Da gibt es einige, die die politische Instrumentalisierung des Verfassungsschutzes kritisieren – zu Recht! Ich verfolge aber die Diskussionen in unseren Foren und bin guter Dinge, daß eine deutliche Mehrheit der Mitglieder das pragmatisch sieht. Eine Kooperation mit der IB – welcher Art auch immer – würde uns erhebliche Nachteile bringen, Vorteile sind dagegen kaum ersichtlich. Wir wollen im Interesse unserer und der nachfolgenden Generationen unser Land nachhaltig verändern, da dürfen wir uns nicht selbst ins Abseits stellen.

Was entgegnen Sie auf den Vorwurf, diese Distanzierung sei allein taktisch („Zugeständnis an das System“) motiviert, damit JA und AfD nicht im Verfassungsschutzbericht auftauchen?

Tritschler: Der Vorwurf kommt lustigerweise meistens von Leuten, die ganz gut vom System profitieren. Also solchen, die Mandate errungen haben, bei Parlamenten und Abgeordneten arbeiten oder schon auf sicheren Listenplätzen sind. Außerdem gibt es noch ein paar wenige, die ihren guten Namen nicht aufs Spiel setzen können, weil sie keinen mehr haben. Das ist aber eine deutliche Minderheit. Die meisten, die keine Berufspolitikerkarriere anstreben – und das ist unsere Basis, um die geht es – wissen, was auf dem Spiel steht, die wollen sich nicht verheizen lassen, weil andere aus dem bequemen Büro klare Kante einfordern. Daran und nur daran orientiert sich der Bundesvorstand.

Sven Tritschler: Co-Bundesvorsitzender der Jungen Alternative Foto: Sven Tritschler
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