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Griechenland-Krise: „Wir müssen uns hart schinden“

Griechenland-Krise: „Wir müssen uns hart schinden“

Griechenland-Krise: „Wir müssen uns hart schinden“

Dumas
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Griechenland-Krise
 

„Wir müssen uns hart schinden“

Von der jüngst beschlossenen Griechenland-Hilfe sind die Deutschen wenig begeistert. Wie sieht man dies im Empfänger-Land? Ein Gespräch von JF-Chefredakteur Dieter Stein mit Panajotis Doumas von der nationalkonservativen Wochenzeitung Eleutheros Kosmos.
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Panajotis Doumas, Chefredakteur der nationalkonservativen Wochenzeitung „Freie Welt“ (Eleutheros Kosmos): „Heutzutage verschenkt niemand Geld“ Foto: JF

BERLIN: Von der jüngst beschlossenen Griechenland-Hilfe sind die Deutschen wenig begeistert. Wie sieht man dies im Empfänger-Land? Ein Gespräch von JF-Chefredakteur Dieter Stein mit Panajotis Doumas von der nationalkonservativen Wochenzeitung Eleutheros Kosmos.

Herr Doumas, können Sie verstehen, warum ein erheblicher Teil der Deutschen nicht will, daß Griechenland finanzielle Hilfe in der aktuellen Schuldenkrise gewährt wird?

Doumas: Das verstehe ich, absolut: Als griechischer Patriot und Bürger würde ich mich im umgekehrten Fall genauso fühlen. Aus so einer Perspektive kann man nicht anders denken. Aber es gibt noch eine andere Sichtweise, die des objektiven Betrachters. Und die besagt, daß Deutschland ganz genau wußte, daß Griechenland die wirtschaftlichen Voraussetzungen für eine Teilnahme in der Währungsunion nicht erfüllte und daß unser Land aus rein politischen Gründen mit Unterstützung Deutschlands und Frankreichs aufgenommen wurde. Alle wußten über unsere Schwächen Bescheid; jeder kannte den gigantischen korrupten griechischen Staat.

Ich habe gestern mein Archiv durchgesucht und eine Aussage des bekannten griechischen Wirtschaftskolumnisten Kostas Kolmer gefunden. Schon vor neun Jahren sagte er uns: „Der Euro ist für ein Land mit einer negativen Bilanz und sehr hohen Rüstungsausgaben ein äußerst gefährlicher Versuch. Unser Land erfüllt die Voraussetzungen nicht, hat sehr geringe Kapitalinvestitionen, sehr niedrige Löhne und eine Produktivität in einer Höhe von kaum 65 Prozent des EU-Durchschnitts. Wir haben hohe Steuern, wir geben kaum drei Prozent für Bildung aus (EU-Durchschnitt: 5 Prozent), haben das niedrigste Bruttosozialprodukt und eine Armutsquote von 22 Prozent. Doch niemand wurde in Griechenland über die Vor- und Nachteile der Euro-Einführung informiert.“

Schlachtfeld eines Wirtschaftskrieges

Um ehrlich zu sein, glaube ich, daß die Hilfe nicht nur unseren Interessen dient, und das sollten die Deutschen bedenken. Heutzutage verschenkt niemand Geld, nicht wahr?

Das deutsche Volk muß verstehen, daß es Opfer derselben Mächte ist wie die Griechen. In beiden Fällen kommen die Henker aus der gleichen Gruppe von Leuten: verantwortungslose und korrupte Politiker, EU-Bürokraten sowie skrupellose Unternehmer, Bankiers und Finanzvermittler.

Befürworten Sie selbst die von EU und Währungsfonds geplante Hilfe für Griechenland?

Doumas: Ich bin kein Wirtschaftswissenschaftler. Mein Herz aber sagt, es ist mir furchtbar unangenehm, daß mein Land das Schlachtfeld eines Wirtschaftskriegs wird. Gäbe es den IWF und die EU nicht, hätten wir unsere Probleme selbst lösen müssen. Dann würden wir uns vielleicht auch mehr darum kümmern, die Schuldigen zu finden und zu bestrafen, um als Volk gemeinsam einen neuen Anfang zu machen. All diese Hilfen dienen letztlich nur dem Machterhalt der Betrüger und ihres Systems. Gleichzeitig sollen wir als Volk und Nation uns ständig gegenüber der ganzen Welt rechtfertigen und am Ende die Rechnung bezahlen. Meine Sorge ist, daß sich die Fehler der Vergangenheit wiederholen. Und ich weiß, daß wir Griechen besser ohne fremde Hilfe agieren. Dafür ist es nun aber wohl zu spät …

Wäre die Rückkehr zur eigenen Währung nicht eine Chance für Griechenland, wieder Herr über seine Lage zu werden, anstatt sich dem ausländischen Diktat zu unterwerfen?

Doumas: Ich war immer für das Europa der Vaterländer; für eine Allianz, bei der die westliche Kultur und die christlichen Werte im Mittelpunkt stehen. Die Rückkehr zur eigenen Währung entspräche der Rückgabe eines Souveränitätsrechts. Die Gestaltungshoheit über unsere Wirtschaft ist ein solches Recht, das wir vor acht Jahren abgaben. Viele sagen jedoch, daß wir es nicht überleben können, und jeder weiß, daß wir uns geopolitisch in einer sehr kritischen Lage befinden: Die Geier lauern schon …

Unumkehrbarer Konsumwahn

Man muß bedenken: Der Euro ist die Währung eines Imperiums. Imperien haben nie lange überlebt, fast alle sind  an finanziellen Krisen gescheitert. Jedes Volk – nicht nur die Griechen –  muß sich also das Szenario einer Rückkehr zur eigenen Währung und einer Neu-Stiftung der EU auf einer ganz anderen Basis überlegen. >>

Waren oder sind Sie selbst Befürworter der europäischen Einheitswährung? In Deutschland wollten Konservative an der D-Mark festhalten und haben bis zuletzt überwiegend vor der Einführung des Euro gewarnt – nicht zuletzt aus Sorge vor den jetzt aktuell auftretenden Spannungen.

Doumas: Ich war immer dagegen. Obwohl ich selbst Kaufmann bin und persönlich vom Euro schon öfter profitiert habe, wußte ich von Anfang an, daß vor allem uns Griechen die Währungsunion schaden würde. Die EU hatte sogar bereits vor der Währungsunion mit ihren Diktaten unsere Agrarproduktion vernichtet. Ich kann mich noch an die Tausenden von Tonnen Apfelsinen erinnern, die wir nicht einmal verschenken durften, sondern einfach wegwerfen sollten. Der Euro hat unsere sowieso beschränkten Exporte vernichtet und unsere größte Industrie, den Tourismus, ruiniert. Außerdem führte die beabsichtigte Desinformation der griechischen Bürger zu einem unumkehrbaren Konsumwahn.

Wie kommt Griechenland Ihrer Meinung nach aus dem wirtschaftlichen Schlamassel wieder heraus?

Doumas: Entweder mit oder ohne IWF und EU müssen wir unsere Wirtschaft schützen. Die Linken versuchen täglich, aus der Finanz- eine soziale Krise zu konstruieren, um daraus ihr eigenes Süppchen zu kochen. Werden Banken, Wirtschaft und Gesellschaft vor diesen Umtrieben geschützt, dann können wir bald ein gewisses Maß an Stabilität erreichen. Wichtig ist vor allem der politische Wandel, gerade in den Parteien. Abgesehen von den beiden linken, SYRIZA und KKE, gibt es in den anderen Parteien eine neue Generation von Politikern, die für einen derartigen Einsatz motiviert sind.

Pläne der Linken verhindern

Das Establishment hat bereits zugegeben, daß die sogenannte „Metapolitefsi“ – also die Wende nach der Diktatur (1967 bis 1974) – zu Ende gekommen ist. Die aus dieser Ära geprägte Generation, sozusagen die griechischen Achtundsechziger, hat gepfuscht und das Land verkommen lassen. Die Griechen müssen hart arbeiten und wieder eine Nation von Seeleuten, Kaufleuten, Kriegern und Künstlern werden. Eine kleine Welt der Freiheit und der Kreativität. Hört sich romantisch an, aber es ist der einzig gangbare Weg. Das Wichtigste ist, daß es viele politische Kräfte gibt, die genauso denken.

Wirtschaftlich müssen wir uns also leider hart schinden und leiden. Politisch gilt es unbedingt die reaktionären, utopischen und chaotischen Pläne der Linken zu verhindern. Sie müssen unbedingt politisch marginalisiert werden, und Gott sei Dank zeichnet sich diese Tendenz in der Gesellschaft langsam ab. Fraglich bleibt aber, welche Rolle die Einwanderer-Massen bei dieser Angelegenheit noch spielen werden.

Panajotis Doumas ist Chefredakteur der in Athen erscheinenden nationalkonservativen Wochenzeitung Eleutheros Kosmos (zu deutsch: Freie Welt)

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