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Künder der Weihnacht

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Heil’ge Nacht, auf Engelsschwingen,/ nahst Du leise dich der Welt,/ und die Glocken hör’ ich klingen,/ und die Fenster sind erhellt“: Wie sich in diesen Versen des bedeutenden Vormärz-Publizisten Robert Prutz die Adventsstimmung in der Gestalt des weihnachtlichen Engels verdichtet, ist bezeichnend für dessen Bedeutung in unseren Festtagsbräuchen. Bis heute spielt er darin – wie Krippe, Hirten oder auch Tannenbaum – eine zentrale Rolle, ob anonym, als „Gabriel“ oder als Schar, in Begleitung seinesgleichen. In Gestalt von Männern mit leuchtend weißen Gewändern treten Engel laut Neuem Testament an die Menschen heran. Der Name, so betont der Kirchenvater Augustinus, deutet jedoch weniger auf ihr Wesen als überirdische, geistige Gestalten als vielmehr auf ihre Funktion hin, nämlich Bote (lateinisch: angelus) Gottes zu sein. Auf den Weihnachtsengel kam in dieser Hinsicht eine herausragende Aufgabe zu, denn um die Zeit der ersten Weihnacht erfüllte er gleich drei Missionen: Erstens erschien er der erschrockenen Maria, um zu verkünden, sie werde einen Sohn gebären; zweitens trug er als Herold diese Nachricht in die Welt hinaus, als er den – bei seinem strahlenden Erscheinen nicht minder verängstigten – Hirten von der folgenreiche Geburt im Stall von Bethlehem berichtete: „Ich verkünde euch große Freude!“ Wesentlich, obgleich als Erzählstoff nicht (mehr) ganz so populär, ist auch seine dritte Rolle: Dem träumenden Joseph erscheint der Engel, um ihn vor des „Herodes Mordstahl“ (Gustav Schwab) zu warnen und die Flucht nach Ägypten zu befehlen. In frühen Abbildungen der Weihnachtsgeschichte dominierte noch die Darstellung als wachsamer Jüngling; doch mit der Zeit setzte ein Verjüngungsprozeß des Weihnachtsengels ein, der uns vor allem seit dem Barock in der Gestalt als properes Kleinkind mehr und mehr vertraut ist. Immer öfter wurden ihm Instrumente beigegeben, und so ist auch die erweiterte Aufgabenstellung nicht verwunderlich: „Die Engel tun schön musizieren, bei dem Kindlein jubilieren“, heißt es in einem klassischen Kirchenlied. Buchstäblich an die Spitze brachte es der sogenannte Rauschgoldengel: Erfunden und bis heute hergestellt in Nürnberg – unsere Abbildung zeigt ihn in seiner klassischen Gestalt, etwa mit dreieckigem Brustschild -, krönt die Figur aus golden schimmernder Folie seit dem 19. Jahrhundert den traditionell geschmückten Weihnachtsbaum bürgerlicher Stuben; dies gilt als so typisch deutsch, daß unsere westlichen Nachbarn das Rauschgold gar „Or d‘Allemagne“ nennen. Trotz Bedrohung durch fernöstliche Plagiate ist die Existenz des Weihnachtsengels gesichert. Das unterscheidet ihn von seinem atheistischen Pendant, jener „Jahresendfigur mit Flügeln“, die ihre Existenz entweder der sozialistischen Bürokratie oder dem spöttischen Volksmund in der DDR verdankte, auf jeden Fall aber mit dieser zu Recht wieder verschwunden ist.

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