Vor fünfzig Jahren starb Papst Pius XII. Die Großen der Welt verneigten sich, die Katholiken trauerten. Zu den Deutschen hatte er eine große Zuneigung. Sie verdanken ihm viel. Zwölf Jahre lang (1917 bis 1929) war er erst in Bayern und dann im Deutschen Reich Apostolischer Nuntius. Unermüdlich setzte er sich in der Weimarer Republik für den staatlichen und sozialen Frieden ein. Er erwarb sich hohes Ansehen. Bei seiner Verabschiedung dankte ihm Hindenburg für seine „vorbildhafte Friedensarbeit“. Der Reichspräsident sprach von „weiser Sachlichkeit, unbeirrbarem Gerechtigkeitssinn und warmherziger Menschlichkeit“. Nach 1945 verteidigte Pius XII. die Deutschen gegen den Vorwurf der Kollektivschuld. Er hatte großen Anteil an der Wiederaufnahme Deutschlands in die Völkergemeinschaft. Und dennoch, ausgerechnet in Deutschland kam der Angriff auf diesen Papst. Rolf Hochhuth war es gelungen, mit seinem Theaterstück „Der Stellvertreter“ (1963) Pius XII. zu diskriminieren. Ausgerechnet Deutsche machten dem Papst den Vorwurf, er habe die Juden im Stich gelassen. Hochhuth nannte ihn deshalb in einer Diskussion im Rahmen der „Aschaffenburger Gespräche“ einen Verbrecher. So leicht findet man keine Antwort, warum ausgerechnet Deutsche sich so über den Papst empörten. War er der Sündenbock, den sie für ihr eigenes Versagen suchten? Oder war es der pure Antikatholizismus, der in Deutschland weit verbreitet ist und bis in die Reihen der Katholiken selbst reicht? Oder war es einfach die primitive Lust, eine überragende Persönlichkeit in den Dreck zu ziehen, in dem man selbst sitzt? Heute wissen wir, daß die Angriffe von der Stasi gesteuert waren. Sie entbehren jeglicher Grundlage. Der Papst hat nicht geschwiegen und hatte die Verbrechen der Nazis deutlich verurteilt. Aber er hat nicht nur durch das Wort, sondern vor allem durch die Tat geholfen. 700.000 Juden konnten gerettet werden. Die Juden selbst haben den Papst gewürdigt. Die damalige Außenministerin und spätere Premierministerin von Israel, Golda Meir, telegraphierte an den Vatikan: „Wir trauern. Wir haben einen Diener des Friedens verloren. Als in dem Jahrzehnt des nationalsozialistischen Terrors unser Volk ein schreckliches Martyrium überkam, hat sich die Stimme des Papstes für die Opfer erhoben.“ Kleinkarierte Deutsche aber, mit ihrer Galionsfigur Hochhuth, haben mit ihrer blinden Hetze dem deutschen Namen einmal mehr großen Schaden zugefügt. Norbert Geis CSU) ist Mitglied des Deutschen Bundestages und lebt als Rechtsanwalt in Aschaffenburg.