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George W. Bush hat in seiner Inaugurationsansprache gelobt, das Werk Gottes auf Erden fortzuführen und die Men­schenrechte, übrigens ein Geschenk des Allmächtigen an seine Kinder, weltweit durchzusetzen. Der Präsident dürfte Realist genug sein, um zu wissen, daß die vor den USA liegenden Aufgaben zu komplex sind, um sämtlich in den noch ausstehenden vier Jahren im Amt abgearbeitet werden zu können. Ihm wird vielmehr bewußt sein, daß die Bedeutung der Mission kein überstürztes Vorgehen erlaubt. Zu viele Mächte, die sich eine Weltrevolution vorgenommen hatten, sind in der Vergangenheit lächerlich gescheitert. Nun, da die USA die einzig verbliebene auf unserem Globus sind, die eine solche als ihr Ziel begreift, tragen sie die besondere Verantwortung, die Flamme der Hoffnung auf ein letztes, goldenes Zeitalter nicht durch Unbedachtsamkeit zum Erlöschen zu bringen. Condoleezza Rice hat daher zu Recht zu erkennen gegeben, daß man in einer Welt, in der das Übel allgegenwärtig ist, beständig mit neuen Herausforderungen zu rechnen hat. Bislang gingen nämlich zu viele Menschen davon aus, es allein mit einer Achse des Bösen zu tun zu haben, von der der Irak unterdessen erledigt wäre und lediglich der Iran und Nordkorea noch ihrer gerechten Strafe zugeführt werden müßten. Nun hat Bushs Außenministerin unter einer neuen Sammelbezeichnung für die Hauptfeinde der Freiheit, nämlich „Vorposten der Tyrannei“, auch Weißrußland, Kuba, Birma und Simbabwe genannt. Daß sich der Blick jetzt zugleich auf Fidel Castros Inseldiktatur richtet, mag dabei noch am wenigsten überraschen. Sie gehört schließlich zu den traditionellen Unannehmlichkeiten direkt vor der Haustür der USA, war noch von Ronald Reagan als Schurkenstaat angesprochen worden und allenfalls ein wenig an den Rand getreten, weil man meinte, das System würde ein Ableben des Tyrannen per se nicht überstehen. Auch auf Weißrußland war die Weltöffentlichkeit vorbereitet, gibt es doch seit kurzem sogar ein US-Gesetz, daß die Unterstützung der Opposition gegen das Regime in Minsk vorschreibt. Ein wenig perplex stimmt jedoch die Drohung gegen Birma und Simbabwe. Beide sind zwar als Problemstaaten durchaus bekannt, doch war sich kaum jemand bewußt, daß die Befreiung ihrer Einwohner eine akute Aufgabe darstellen könnte. Andererseits ist es aber auch begrüßenswert, daß die Öffentlichkeit nun frühzeitig darüber diskutieren kann, wie diese gegebenenfalls militärisch in Angriff zu nehmen wäre. Überdies ist die Beschränkung der US-Drohungen auf kleine und mittlere Mächte auffällig und lädt zu der Spekulation ein, ob hier nicht bewußt größere Herausforderungen ausgespart wurden. Insbesondere China und Rußland dürften den meisten schon heute als Feinde der Zukunft gelten. Ohne ihre Bezwingung wird sich die Freiheit schließlich kaum durchsetzen lassen. Aber alles zu seiner Zeit.

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