Die Übertragung der TV-Rechte für die Champions League an den privaten Bezahlsender Premiere kann auf den ersten Blick als Betrug am Zuschauer gedeutet werden. Denn Sport und Fernsehen werden zu einem großen Teil aus Mitteln steuerzahlender Zuschauer gespeist. Fußballbegeisterte GEZ-Zahler könnten erwarten, daß die öffentlich-rechtlichen Zwangs-Pay-TV-Sender genug Mittel haben, um bei den Übertragungsrechten die Nase vorn zu haben. Und wenn sie als Steuerzahler den deutschen Sport subventionieren, haben sie ein Recht auf Mitbestimmung. Würde abgestimmt, würde wohl eine Mehrheit den Staatssender Arte zugunsten der Champions League opfern. So ist das nun mal mit Steuern: Man kriegt nicht das, wofür man auch freiwillig bezahlt hätte. Nun gibt es eine Methode, bei der jeder das bekommt, was er bezahlt. Ja, diese Methode sorgt sogar dafür, daß keiner zwangsweise etwas mitbezahlt, was er abgrundtief haßt: Es ist der freie Markt. Bezogen auf Sport und Fernsehen würde das bedeuten: völlige Privatisierung des Fußballs und des Fernsehens, keinen Steuer-Cent für DFB, ARD und ZDF. Jeder Bürger soll selbst entscheiden, ob er mit seinem Geld Fußball, Frauenboxen oder „Marienhof“ sponsert. Und wenn der Staat ihm das entsprechende Steuergeld in der Tasche läßt, wird er damit frohgemut selbst steuern. Die Anhänger von Arte werden dann wahrscheinlich etwas mehr zahlen oder aber ihren Konsum einschränken müssen. Der Genießer von Massenware wie Fußball wird aber auf jeden Fall sparen: Entfällt das durch staatliche Privilegien zementierte Monopol der mächtigen Fußballverbände, wird es mehr Wettbewerb und mehr Fußball-Leckerbissen geben, während die Preise purzeln. Insofern könnte der Zuschlag für Premiere ein Schritt in die richtige Richtung sein. Er muß aber flankiert werden durch einen Rückzug des Staates aus dem Freizeitverhalten des Bürgers. David Schah ist Leiter des Libertären Instituts in Bonn. Der von der Europäischen Fußball-Union (UEFA) zu verantwortende Verkauf der Fernsehübertragungsrechte für die Champions League der Jahre 2006 bis 2009 an den Fernsehsender Premiere ist aus verschiedenen Gründen zu kritisieren. Zunächst einmal wird hierdurch der Ausverkauf des Fußballs weiter vorangetrieben. Wie keine andere Sportart stellt der Volkssport Fußball ein öffentliches Gut dar, dessen Fernsehübertragung aufgrund der Gebührenfinanzierung zweifelsohne zum Auftrag der öffentlich-rechtlichen Grundversorgung gehört. Darüber hinaus ist das Geschäft als ein Warnsignal im Hinblick auf die bevorstehenden Verhandlungen um die Übertragungsrechte der Fußballbundesliga zu betrachten. Auch hier verfolgt Premiere das Ziel, die Bundesliga noch stärker als bisher ausschließlich im Pay-TV zu zeigen. Die Sportschau im Free-TV mit den Spielzusammenfassungen würde dann bald der Vergangenheit angehören. Neben dem Nachsehen der Zuschauer ist auch mit einem Schaden für die Sponsoren zu rechnen, der wiederum zu Lasten der Vereine und damit zu Lasten des gesamten Fußballgeschäfts fallen würde. Wenn nämlich wichtige Fußballspiele nur noch im Pay-TV übertragen werden, ist dies für die Geldgeber nachteilig, weil für diese der Mediawert ausschlaggebend ist, der sich über die Reichweite der Übertragungen errechnet. Generell ist der Verkauf der Übertragungsrechte auch deshalb nicht gutzuheißen, weil sich hinter den Plänen von Senderchef Georg Kofler das Ziel verbirgt, dem frei empfangbaren Fernsehen immer mehr Sportereignisse abzujagen, um diese exklusiv im Bezahlfernsehen zu zeigen. Letzten Endes dient es dem Ziel, dem Modell des Pay-TV doch noch zum Durchbruch zu verhelfen. Daß dies auf Kosten von Millionen Zuschauern geschehen soll, ist nicht in Ordnung. So wird aus dem „Wunder von Bern“ künftig bestenfalls ein Wunder von fern. Paulus Fengler lebt als freier Sportjournalist in Hamburg.