Ob er nun im Pariser Krankenhaus stirbt oder genesen in sein Hauptquartier nach Ramallah zurückkehrt: Die Ära von Jassir Arafat klingt aus. Dem inzwischen 75jährigen ist es nicht geglückt, sich vom Freiheitskämpfer zum Staatsmann zu verwandeln, wie es im 20. Jahrhundert etwa dem südafrikanischen Ex-Präsidenten Nelson Mandela oder selbst dem 1978 verstorbenen autoritären Präsidenten Kenias, Jomo Kenyatta, gelungen war. Arafat ist trotz Friedensnobelpreis immer der „Kämpfer“ (oder Terrorist) geblieben, der er seit jungen Jahren war. Denn nicht nur die Islamisten der palästinensischen Hamas und des Islamischen Dschihad schicken ihre Selbstmordattentäter aus – auch aus Arafats Fatah-Organisation (etwa den Al-Aksa-Brigaden) kommen zahlreiche Attentäter. Ob der israelische Premier Ariel Scharon, der jahrzehntelange Erzfeind Arafats, der mehrmals mit dessen Ermordung oder Ausweisung drohte, gejubelt hat, als er erfuhr, in welchem Zustand die Symbolfigur der Palästinenser ist, soll dahingestellt bleiben. Beispielsweise während des Libanon-Krieges hatten israelische Scharfschützen gleich zweimal Arafat im Fadenkreuz – doch der damalige Verteidigungsminister Scharon erteilte Schießverbot. Fest steht, daß das Abtreten von Arafat auch Scharon in Zugzwang bringt. Ob die Palästinenser ihren neuen „Rais“ (Führer) friedlich aufs Schild hieven, weiß niemand. Scharon wird zwangsläufig mit dem Nachfolger Arafats verhandeln müssen. Sein Argument, er habe keinen friedensfähigen Gesprächspartner, wird nicht mehr ziehen.
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