Der Abgang ihres Aushängeschildes Gregor Gysi, mühselige Regierungsbeteiligungen in Schwerin und Berlin, die verlorene Bun-destagswahl und die folgende Verbannung aus überregionalen Medien – aus der Millionen-Partei SED ist nach 13 Jahren PDS eine weniger als 78.000 Mitglieder zählende Kleinpartei geworden. Um nicht völlig unterzugehen, wurde nicht nur die Parteiführung durch attraktive Damen verjüngt, sondern letztes Wochenende in Chemnitz auch ein neues Parteiprogramm beschlossen. „Unternehmerisches Handeln und Gewinninteressen“ werden nun als Voraussetzung für „Innovation und wirtschaftliche Leistungsfähigkeit“ anerkannt. Die „sozialistische Idee“ sei „durch ihren Mißbrauch als Rechtfertigung von Diktatur und Unterdrückung beschädigt worden“, stellt man selbstkritisch fest und interpretiert „Sozialismus“ nun als Kampf für „Gerechtigkeit“. Die Nato soll aufgelöst werden, und „eine Beteiligung der Bundeswehr an UN-mandatierten Militärinterventionen“ wird abgelehnt. Solche Aussagen könnten enttäuschte grüne Pazifisten, altlinke Intellektuelle und vom SPD-Reformkurs gebeutelte Wohlstandsverlierer gleichermaßen anziehen – aber die hören die Signale (noch) nicht. Selbst im Stammland Brandenburg ist die PDS auf Talfahrt: Nur noch 582.266 statt 947.319 machten letzten Sonntag ihr Kreuz bei ihr. Sollte sich aber beim Wahlvolk die Erkenntnis durchsetzen, daß Wahlboykott nichts bewirkt, könnten die Postkommunisten viel schneller eine Renaissance erleben, als vielen lieb ist.
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