Bis heute hält sich hartnäckig das Gerücht, daß die US-Amerikaner Saddam Hussein im Golfkrieg von 1991 vor allem deshalb nicht aus dem Amt jagten, weil diese fürchteten, daß dann der islamische Fundamentalismus iranischer Prägung dominant werden könnte. Daß diese Befürchtung einen sehr realen Hintergrund hat, zeigt die Rückkehr des Schiitenführers Ajatollah Mohammed Bakr el Hakim nach 23 Jahren im Exil an seine alte Wirkungsstätte in der irakischen Stadt Nadschaf. Zehntausende Anhänger jubelten dem Vorsitzenden des Hohen Rats für die islamische Revolution im Irak (SCIRI) bei seinem Einzug in die für die Schiiten heilige Stadt vor kurzem zu. Hakim machte denn auch gleich Nägel mit Köpfen, als er sich auf seiner ersten Pressekonferenz für die Schaffung eines nach den „Prinzipien des Islam“ gegründeten Staates aussprach. Daß diese Prinzipien mit den Demokratisierungsplänen der Amerikaner nicht kompabitel sind, muß hier nicht eigens begründet werden. Gelingt es Hakim, den Großteil der Schiiten im Irak, die immerhin 60 Prozent der Bevölkerung stellen, hinter sich zu bringen, könnte es für die US-Amerikaner sehr ungemütlich im Irak werden. Nicht ausgeschlossen werden kann, daß fanatisierte Islamisten Anschläge auf US-Soldaten verüben könnten, um die verhaßten Besatzer loszuwerden. Den USA würde bei einem derartigen Szenario mehr und mehr eine Rolle zufallen, wie sie die israelische Armee in den sogenannten palästinensischen Autonomiegebieten spielt. Keine sehr erfreulichen Aussichten für die „Befreier“ im Irak.
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