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Nicht völlig ahnungslos

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Cato, Weidel, Exklusiv

Die Mär von der unbedarften US-Regierung, die durch die Anschläge vom 11. September 2001 völlig überrascht worden sein soll, klang schon immer wenig glaubwürdig. Wer sich mit den Umständen dieses bisher beispiellosen Terroraktes beschäftigt, stößt schnell auf eine Reihe von ungelösten Fragen, auf die sich schwerlich ein Reim machen läßt. Diese offenen Fragen bieten Stoff für mancherlei Verschwörungstheorien, die eine kritische Würdigung der Ereignisse eher erschweren als erleichtern. Den Apologeten der offiziellen Version fällt es in der Regel nicht schwer, derartige Theorien als unseriös abzukanzeln. Dessenungeachtet bleiben Zweifel an der offiziellen Darstellung, die auch in der JF immer wieder angesprochen worden sind. Seit letzter Woche versucht nun das Hamburger Magazin Stern in einer mehrteiligen Fortsetzungsserie, die auch als Buch erscheinen wird, nachzuweisen, daß deutsche und US-Geheimdienste die WTC-Terrorakte hätten verhindern können, wenn sie nur gewollt hätten. Die Autoren dieser Serie, Dirk Laabs und Oliver Schröm, wollen sich laut eigener Auskunft durch über 40.000 Seiten Unterlagen und „teils geheime Dokumente“ gelesen haben. Ihre Behauptungen lauten: Deutsche Verfassungsschützer sollen bereits frühzeitig die späteren Todespiloten und auch deren Helfer immer wieder im Visier gehabt haben. Deutsche Ermittler sollen des weiteren schon 1998 die führenden Köpfe der „Hamburger Zelle“ identifiziert haben. Auch die US-Ermittler sollen die Terrorpläne gekannt haben und darüber informiert worden sein, daß der Einsatz von Passagierflugzeugen als Waffen geplant war. Die Ermittler hätten, so die Stern-Autoren, alle Puzzleteile des geplanten Terroraktes vor sich gehabt, hätten sie aber nicht zu einem Bild zusammengefügt. Mißtrauen, mangelnde Kooperation und haarsträubende Ignoranz hätten dazu geführt, daß die Terrorpiloten ihre Absichten umsetzen konnten. Die Stern-Recherchen weisen verblüffende Parallelen zu den Recherchen von Nafeez M. Ahmed auf, der in seinem Buch „Geheimsache 09/11. Hintergründe über den 11. September und die Logik amerikanischer Machtpolitik“ (wird in der JF demnächst ausführlich besprochen), zu ähnlichen Ergebnissen kommt. Ahmed geht allerdings einen Schritt weiter. Der Leiter des britischen Institute for Policy Research & Development (IPRD) hält die These, daß die Geheimdienste schlampig gearbeitet haben sollen, für wenig plausibel. Statt dessen stellt der in London geborene Ahmed die Behauptung auf, daß die Attentate vom 11. September von der US-Regierung billigend in Kauf genommen worden sein sollen, um geopolitische Machtinteressen durchzusetzen. Trotz mehrfacher Warnungen verschiedenster Stellen, so die Hauptthese von Ahmed, habe die US-Regierung die Attentate nicht verhindert, um Bushs „New World Order“-Bestrebungen bequemer durchsetzen zu können. Für Ahmed spricht dessen nüchterne Argumentation. Der Strom der Fakten ist auf den ersten Blick in der Tat beeindruckend. Und noch etwas spricht für Ahmed. Er zitiert nur seriöse Quellen wie die Washington Post, New York Times oder The New Yorker. Vorsicht gegenüber derartigen „Beweisführungen“, wie sie jetzt im Stern oder bei Ahmed zu finden sind, ist dennoch angebracht: Gesetzt den Fall, die US-Regierung und die Geheimdienste wären tatsächlich hinreichend im Vorfeld der Anschläge im Bilde gewesen. Wie glaubwürdig ist es, daß die vielen Mitwisser, die in die Ermittlungen und Recherchen über die Terroristen verwickelt gewesen waren, ihr Wissen für sich behalten? Eine Regierung, die sich der Gefahr aussetzt, bei einem derart brisanten Fall von einem Geheimdienst-Mitarbeiter denunziert werden zu können, kann nur als dilettantisch bezeichnet werden. Nun werden Kritiker dieser These den Fall „Pearl Harbor“ ins Feld führen. Ist es nicht auch damals gelungen, die wahren Ursachen des japanischen Angriffs von 1941 über lange Zeit hinweg zu kaschieren? Dieser Einwand ist zutreffend, übersieht aber, daß wir heute in einer Mediengesellschaft leben, in der sich bestimmte Vorgänge nicht mehr so kanalisieren lassen, wie es damals der Fall gewesen sein mag. Dies zeigt die aktuelle Diskussion über die Gründe des Irak-Kriegs. Es gibt aber noch ein anderes Argument. Die US-Regierung muß, um ihre tatsächlichen oder vermeintlichen geopolitischen Pläne besser durchsetzen zu können, keineswegs im Vorfeld über die Anschläge informiert gewesen sein. Es ist durchaus möglich, daß sie bestimmte Optionen, die ihren Zielen entgegenkamen, erst im nachhinein erkannt hat. Dies gilt etwa im Hinblick auf den Irak. Die jetzt in aller Härte diskutierte Vorgeschichte dieses Krieges dokumentiert, in welche Erklärungsnöte eine Regierung heute kommt, die mit offensichtlichen Unwahrheiten operiert. Diese Unwahrheiten werden über kurz oder lang Thema einer öffentlichen Debatte. Es mag im Zusammenhang mit dem 11. September 2001 eine Reihe von Ungereimtheiten geben. Seriöserweise wird man aber zugestehen müssen, daß es dafür mehrere Auslegungsmöglichkeiten gibt. Hier ist denn auch die Grenze verschwörungstheoretischer Sichtweisen, die Wissen dort vorgaukeln, wo sie spekulieren.

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