BERLIN. Der öffentlich-rechtliche Deutschlandfunk hat angekündigt, sich von dem sozialen Netzwerk X, ehemals Twitter, zurückzuziehen. Angesichts „der Entwicklungen auf dieser Plattform“ habe man sich dazu entschlossen, den Kanal „nicht länger zu betreiben“.
In Zukunft könne man die Berichterstattung des Senders auf dessen Internetseite weiterverfolgen. Einen spezifischen Grund für den Rückzug nannte der Sender nicht.
Nicht nur Deutschlandfunk verschwindet von X
Im November hatte bereits der öffentlich-rechtliche Sender Radio Bremen die Plattform verlassen. Der Programmdirektor Jan Weyrauch begründete die Entscheidung damals mit dem Eindruck, der Dienst würde sich in eine zweifelhafte Richtung entwickeln, berichtete der Deutschlandfunk.
Auch staatliche Stellen hatten sich zuvor von X zurückgezogen. Im Oktober verließ sich die Antidiskriminierungsstelle des Bundes das soziale Netzwerk und sprach von einem „enormen Anstieg von Trans- und Queerfeindlichkeit, Rassismus, Misogynie, Antisemitismus und anderen menschenfeindlichen Inhalten“. Angeblich habe die Zahl der „Haßkommentare“ derart zugenommen, daß man „nur noch mit einem hohen personellen Aufwand“ dagegen ankomme.
Liebe Follower, angesichts der Entwicklungen auf dieser Plattform haben wir uns dazu entschlossen, diesen Kanal nicht länger zu betreiben. Wir danken für Ihr Interesse und freuen uns, wenn Sie uns auf anderen Wegen treu bleiben! ⬇️
— Deutschlandfunk (@DLF) January 2, 2024
EU eröffnet Verfahren gegen X
Auch Niedersachens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) verließ im Dezember 2022 die Plattform. Es gebe dort „massenhafte Verbreitung von Haß und Hetze“, sagte der Politiker.
Im Dezember hatte die Europäische Kommission ein Verfahren gegen die Online-Plattform eröffnet. Demnach will die Behörde prüfen, ob X gegen den Digital Service Act der EU verstoßen hat, etwa indem es zu wenig Inhalte löscht, die nach Auffassung der Kommission „Haßrede“ oder „Fake News“ darstellen. Es handelt sich offenbar um das erste Verfahren gegen eine Online-Plattform.
Im Oktober hatte X-Besitzer Elon Musk die Behauptung, er wolle seine Plattform aus der EU zurückziehen, als falsch bezeichnet. Zuvor hatte der Business Insider berichtet, Musk sei über den Digital Service Act frustriert und überlege daher, Nutzer aus der EU zu blockieren. (lb)