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Coronakrise: Medienwissenschaftler wirft Öffentlich-Rechtlichen „Systemjournalismus“ vor

Coronakrise: Medienwissenschaftler wirft Öffentlich-Rechtlichen „Systemjournalismus“ vor

Coronakrise: Medienwissenschaftler wirft Öffentlich-Rechtlichen „Systemjournalismus“ vor

Otfried Jarren
Otfried Jarren
Otfried Jarren: „Besondere Form der Hofberichterstattung“ Foto: dpa
Coronakrise
 

Medienwissenschaftler wirft Öffentlich-Rechtlichen „Systemjournalismus“ vor

Der Medienwissenschaftler Otfried Jarren hat die Berichterstattung des öffentlich-rechtlichen Fernsehens in der Coronakrise scharf kritisiert. Seit Wochen würden immer die gleichen Experten und Politiker auftreten und als Krisenmanager präsentiert. Vor allem ein Sender falle ihm durch eine „besondere Form der Hofberichterstattung“ auf.
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BERLIN. Der Medienwissenschaftler Otfried Jarren hat die Berichterstattung des öffentlich-rechtlichen Fernsehens in der Coronakrise scharf kritisiert. Seit Wochen würden immer die gleichen Experten und Politiker auftreten und als Krisenmanager präsentiert, schrieb Jarren dem Deutschlandfunk zufolge in einem Beitrag für das Branchenmagazin epd Medien.

Auf diese Weise inszenierten die Sender Bedrohung und exekutive Macht zugleich und betrieben „Systemjournalismus“. Vor allem der Norddeutsche Rundfunk fällt Jarren zufolge durch eine „besondere Form der Hofberichterstattung“ auf. Der emeritierter Professor am Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung der Universität Zürich betonte: „Die Chefredaktionen haben abgedankt.“

In der Berichterstattung fehlten „alle Unterscheidungen, die zu treffen und nach denen zu fragen wäre: Wer hat welche Expertise? Wer tritt in welcher Rolle auf?“ Überdies präsentierten die Sender vor allem einzelne Statements, eine echte Debatte zwischen Experten entstehe aber nicht.

Krisenstrategie der Regierung kritiklos transportieren

Die Medienjournalistin Vera Linß forderte im Deutschlandfunk Kultur, die Themen Überwachung und Datenschutz während der Coronakrise stärker in den Fokus zu rücken. Es scheine so, als ob sich derzeit viele Journalisten dazu verpflichtet fühlten, die Krisenstrategie der Bundesregierung „als eine Art Service-Journalismus“ weitgehend kritiklos zu transportieren, kritisierte Linß.

Der Intendant des Südwestrundfunks (SWR), Kai Gniffke, hatte zuvor den seit Jahren laut werdenden Vorwurf, die öffentlich-rechtlichen Medien hätten ein Vertrauensproblem, zurückgewiesen. „Alle qualitativen Studien zeigen, daß das Vertrauen in den letzten Jahren zugenommen hat. Das heißt natürlich keinesfalls, daß wir uns darauf ausruhen dürfen – nein, wir müssen es uns jeden Tag neu verdienen. Auch, indem wir unsere Berichterstattung immer wieder selbstkritisch hinterfragen“, sagte Gniffke im Interview mit der JUNGEN FREIHEIT. (ls)

Otfried Jarren: „Besondere Form der Hofberichterstattung“ Foto: dpa
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