Seit der Hiobsbotschaft über den viel zu frühen Tod von Susanne Kablitz verweile ich seither fassungslos in einer Art Schockstarre. Auf das verzweifelte Umherklicken in der Hoffnung, es handle sich um eine Falschmeldung, setzte sich schließlich die traurige Gewißheit, einen der liebenswürdigsten, schlagfertigsten und nicht zuletzt fleißigsten deutschen Leuchttürme freiheitlichen Denkens verloren zu haben.
Das erste Mal hörte ich von Susanne, als sie die Nachfolge als Bundesvorsitzende der „Partei der Vernunft“ (PDV) im Jahre 2013 antrat. Ich war zu jenem Zeitpunkt zwar bereits schon ein knappes Jahr nicht mehr Mitglied derselben, wurde aber dennoch neugierig, wer sich wohl hinter der charmanten sowie energiegeladenen Frau mit den roten Haaren und dem sympathischen Lächeln verbergen mochte. Bereits ein Jahr später legte sie den Vorsitzen wegen parteiinterner Streitigkeiten nieder.
Kampf gegen Zwangskollektivismus und initiierende Gewalt
Wie sich herausstellen sollte, bestanden mehrere Parallelen zwischen uns, allen voran der vor mehreren Jahren vollzogene geistige „Paradigmenwechsel“ nach eingehender Lektüre des ebenfalls zu früh verstorbenen Freiheitsdenkers Roland Baader (1940-2012).
Ähnlich wie die Analysen und Einschätzungen des großen Mannes aus Waghäusel, den Susanne als eine Art Vaterfigur verstand und dem sie neben ihrem Ehemann ihren Roman „Bis zum letzten Atemzug“ (2015) widmete, sprachen auch ihre Analysen und Einschätzungen zum aktuellen Zeitgeschehen freiheitsliebenden Menschen aus der Seele und boten stets die Möglichkeit zur individuellen Horizonterweiterung.
Mutig, entschlossen und unbeirrbar stemmte sich Susanne Kablitz gegen die in Deutschland einmal mehr ersatzreligiöse Tendenz zur Verabsolutierung und Einmischung des Leviathans in sämtliche Lebensbereiche des Individuums. Im Zuge dieses Kampfes gegen Zwangskollektivismus und initiierende Gewalt schrieb sie nicht nur mehrere kurzweilige und erhellende Bücher. Sie stand zudem in Vorträgen ihre Frau, war bis kurz vor ihrem Tod Mitglied der Friedrich A. von Hayek-Gesellschaft. In zahlreichen Publikationen veröffentlichte sie Artikel, darunter bei eigentümlich frei, dem European und der JUNGEN FREIHEIT.
„Dieses Land ist unrettbar verloren!“
Darüber hinaus gründete die gelernte Versicherungskauffrau und studierte Wirtschaftsrechtlerin im Jahr 2012 den Hayek-Club für Krefeld und den Niederrhein sowie 2014 den Juwelenverlag, welcher den aus dem sozialistischen Einheitsbrei ausscherenden, kritischen Autoren seither eine Stimme im Zeitalter der Entklärung sowie „Political Correctness“ verleiht.
Als Chefredakteurin und Gründerin des Online-Magazins Juwelen – Das Magazin zog Susanne Kablitz überdies mit vielen Co-Autoren, welche sie im Laufe der Jahre schätzen- und liebenlernten, über einen weiteren Weg zum Ziele einer Rückbesinnung zur Vernunft zu Felde. In ihrem letzten Artikel „Dieses Land ist unrettbar verloren!“ vom 10. Februar zeichnete sie, so wie einst Ludwig von Mises, eine sehr düstere Prognose hinsichtlich der weiteren Entwicklung eines Deutschlands, das den ethisch-moralischen Kompaß größtenteils verloren hat:
„Es gibt diesen Tag im Leben eines jeden Menschen, wo er sich einer Sache definitiv sicher ist. Wo er genau und hundertprozentig weiß, daß es so kommen wird, wie er es sich niemals gewünscht hat. Ein solcher Tag ist auf der einen Seite bedrückend, auf der anderen ungemein befreiend. Denn man weiß, daß man gegen den Fortgang der Geschichte nicht ankommen wird. Egal, was man schreibt oder sagt oder tut.“
Ein indirekter Abschied? Man weiß es nicht.
Augenzwinkernder Perfektionismus
Zu befürchten steht jedoch, daß sie, wie Ludwig von Mises, dessen brillante sozio-ökonomische Weitsicht vom damaligen Bürger-Einheitsbrei ebenfalls zu weiten Teilen ungehört verhallte, recht behalten wird. Doch diese, wenngleich auch hier stets realistische, pessimistische Seite war nach meinem Dafürhalten nur eine von vielen, welche Susanne kennzeichneten.
Unvergessen bleiben mir die stundenlangen Gespräche mit ihr, die nicht nur alle thematischen Regionen abzudecken schienen, sondern dabei sämtliche Gemütslagen ungekünstelt und ehrlich widerspiegelten. Auch die unzähligen Mails, in denen wir uns gleichermaßen unserem Hang zum (augenzwinkernden) Perfektionismus hingaben und manche Dateien an die zwanzigmal zwischen uns zirkulierten, da irgendwo noch ein Pünktchen oder dergleichen eingefügt werden musste, werden mir im Gedächtnis bleiben. Wir lachten und bangten, wir verzweifelten und hofften gemeinsam.
Dankbarkeit wird irgendwann die Trauer überwiegen
Der Tod von Susanne Kablitz bedeutet einen schrecklichen Rückschlag für uns Hinterbliebene. Er stellt nicht nur für die freiheitliche Szene Deutschlands eine Tragödie dar, sondern ist vor allem und in erster Linie ein nicht zu beschreibender, menschlicher Verlust.