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Von den Mißratenen und Minderwertigen – Zweiter Teil

Von den Mißratenen und Minderwertigen – Zweiter Teil

Von den Mißratenen und Minderwertigen – Zweiter Teil

 

Von den Mißratenen und Minderwertigen – Zweiter Teil

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Wir alle laufen mit einem Bild von uns herum, da sind wir edel, hilfreich und gut. Und wenn wir mal nicht edel, hilfreich und gut handeln, dann suchen wir uns eine Reihe von Gründen, warum wir so und nicht anders handeln konnten. Dann stimmt das Bild wieder und wir müssen uns nicht einer unbequemen Wahrheit stellen. Der nämlich, daß wir nicht nur edel, hilfreich und gut sind, sondern daß in uns etwas lebt, das radikal böse ist und große Lust dabei empfindet, anderen zu schaden.

Wir basteln uns eine Ideologie zurecht und schon begehen wir in ihrem Namen jedes denkbare Verbrechen. Nicht weil uns diese Ideologie dazu treibt, sondern weil sie es uns ermöglicht. Unter ihrem Denkmantel können wir alles ausleben, was in uns an Gemeinheiten, an Bosheiten, an Brutalität steckt, ohne daß wir im Mindesten unser Selbstbild schädigen. Ja, in diesem Bild sind wir weiterhin so edel, so hilfreich, so gut als wie zuvor. Aber unser Handeln ist es nicht.

Im Namen von Demokratie und Menschenrechten, in Namen von was auch immer, können wir alles machen. Wir denunzieren unsere Nachbarn und freuen uns an unserer kleinen Macht. Wir werfen Bomben auf fremde Städte und freuen uns an unserer großen Macht. Gewiß, für alles das können wir edle und rechtschaffende Gründe finden. Wie zuvor noch jeder edle und rechtschaffende Gründe dafür gefunden hat, warum er seinen Nachbarn denunzierte und Bomben auf fremde Städte warf.

Eine einfache Wahrheit

Doch die einfache Wahrheit ist, uns bereitet das alles einfach großes Vergnügen. Unser Nachbar, er ist edel, hilfreich und gut. Wir sind das nicht. Aber wir üben soziale Kontrolle über ihn aus. Die heimliche Freude, mit der wir ihn unerkannt anschwärzen können. Er hört den falschen Sender. Er liest die falsche Zeitung. Er hat zu diesem oder jenem Thema die falsche Meinung geäußert. Das tragen wir zusammen. Dann sind wir edel, hilfreich und gut, und er ist Feind der Gesellschaft.

Wir sind schwach, furchtsam und verletzlich. Also wollen nicht wir diejenigen sein, die von Bomben in Stücke gerissen werden. Wir wollen diejenigen sein, welche die Bomben werfen. Wir schauen zu wie die Bombe fällt, und mit wohligen Schrecken stellen wir uns die zerfetzen Körper der anderen vor, wie sie durch die Luft wirbeln, sich vor Schmerzen winden, schreien und einfach nur weg wollen. Doch sie können nicht, sie können uns nicht aufhalten. Denn wir sind stark, mutig und unverwundbar.

Ja, wir alle wollen edel, hilfreich und gut sein. Doch in jedem von uns wohnt etwas, das ist minderwertig, schädlich und böse. Das erste, da lebt man in der Wahrheit. Und diese Wahrheit kann manchmal hart und grausam sein. Sie ist es vor allem dann, wenn sie sich auf einen selbst richtet. Wenn man durch sie erkennt, daß man bisher in einer Lüge lebte. Das ist das zweite. Die Lüge, man sei edel, hilfreich und gut und würde in der Wahrheit leben, doch in Wirklichkeit ist man das alles gar nicht.

Ja, wir alle wollen edel, hilfreich und gut sein. Doch die einen lieben die Wahrheit mehr als sich, die anderen sich mehr als die Wahrheit. Man schaue nur mit offenen Augen umher. Es gibt kaum ein entsetzlicheres als auch faszinierendes Schauspiel, als die vielen Edlen, Hilfreichen und Guten, wie sie lügen. Sie lügen des abends, sie lügen des mittags und morgens, sie lügen des nachts, sie lügen und lügen. Sie lügen sich als edel, hilfreich und gut zurecht und bleiben doch stets das Gegenteil.

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