BERLIN. Der Ökonom Hans-Werner Sinn hat heute in Berlin sein neues Buch zur Euro-Krise vorgestellt. Da nur wenige Minuten zuvor bekanntgegeben wurde, daß in diesem Jahr der Friedensnobelpreis an die EU geht, nutzte der der Chef des Münchener Ifo-Instituts die Gelegenheit, ein Bekenntnis „zu Europa“ abzulegen: Auch er begrüße diese Entscheidung des Nobelpreiskomitees. Die EU habe in der Tat zur Verbreitung von Frieden und Versöhnung beigetragen – um dann sogleich darauf hinzuweisen, daß diese Errungenschaften durch die Euro-Krise in Gefahr seien.
Für Sinn sind die Ungleichgewichte im Zahlungssystem der Euro-Zone (die Target2-Salden) der gefährlichste Sprengstoff für die EU. Die defizitären EU-Ländern im Süden (vor allem Griechenland, Portugal, Spanien und Italien) finanzieren sich seit 2008 faktisch durch „Überziehungskredite“ im System der Europäischen Zentralbank (EZB).
Derzeit bestünden schon Forderungen von 1,4 Billion Euro gegenüber diesen Ländern – nur 18 Prozent resultierten aber aus den diversen Rettungspaketen, 82 Prozent aber aus den Target-Krediten. Das erklärt auch Sinns Buchtitel: „Die Target-Falle – Gefahren für unser Geld und unsere Kinder.“
Für den Unternehmensberater Roland Berger, der das Buch zusammen mit dem Chefredakteur der Wirtschaftswoche, Roland Tichy, vorstellte, ist es sogar die „umfassendste Darstellung des Euro und seiner Rettungspolitik“. (jf)