ROSTOCK. Linksextremisten haben in der Nacht zum Mittwoch die sogenannte „Rostocker Friedenseiche“ gefällt. Der Baum war erst am vergangenen Sonntag im Beisein von Bundespräsident Joachim Gauck gepflanzt worden und sollte an die Ausschreitungen vor 20 Jahren in Rostock Lichtenhagen erinnern. Auf der linksextremen Internetplattform „Indymedia Linksunten“ bekannte sich eine „antifaschistische“ Gruppe zu der Tat.
Die Eiche sei angeblich ein Symbol für „Deutschtümelei und Militarismus“, schreiben die anonymen Täter. Zudem sei der Baum in der Zeit des Nationalsozialismus als „Hitler-Eiche“ bekannt gewesen und deswegen heute nicht mehr akzeptabel. Daß Gauck an der Veranstaltung teilgenommen habe, sei darüber hinaus ein Schlag ins Gesicht für die Betroffenen von 1992.
Twitternachricht aus Volker Becks Büro
„Daß ausgerechnet Joachim Gauck, der Sarrazin einen mutigen Mann nennt und der Meinung ist, daß das Wort Überfremdung legitim sei, auf einer der Veranstaltungen reden durfte, zeigt für uns wie fehlerhaft und falsch der momentane Ansatz einer offiziellen Aufarbeitung in Rostock ist“, empörten sich die Linksextremisten. Unterstützung bekamen die Täter dabei vom Büroleiter des Bundestagsabgeordneten Volker Beck (Grüne). Dieser schrieb über den Kurznachrichtendienst Twitter: „Wer dem Regenbogenhaus symbolisch eine Hitlereiche vor die Nase stellt, muß die symbolische Kettensäge ertragen.”
Bereits im Vorfeld der Gedenkveranstaltung hatte ein linkes Bündnis, das neben zahlreichen vom Verfassungsschutz beobachteten Gruppen auch von der Piratenpartei Deutschlands unterstützt wurde, die Baumwahl heftig kritisiert. Die Rostocker Stadtverwaltung kündigte jedoch bereits an, einen neuen Baum Pflanzen zu wollen. „Wir werden weiter an Lichtenhagen 1992 erinnern und auch in Zukunft damit leben müssen, daß Lichtenhagen auch als Plattform für Diskussionen um Ausländerfeindlichkeit, Rassismus und Asylpolitik dient“, sagte Sozialsenatorin Liane Melzer (SPD). (ho)