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Machtspiele, Mihigrus und Motorräder

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Weißmann, Reich, Republik, Nachkriegsrechte

In die Rockerszene in Deutschland ist Bewegung gekommen, die Meldungen dazu überschlagen sich derzeit. Am Sonntag früh wurde der Präsident des Berliner Charter Nomads der Hells Angels niedergeschossen und lebensgefährlich verletzt. Bereits im Jahr 2009 wurde ein Anschlag auf ihn verübt. Wegen des Tötungsdeliktes ermitteln die Berliner Polizeibehörden in alle Richtungen, die Ermittler schließen auch nicht aus, daß der Täter aus dem eigenen Motorradclub kommt. Das Opfer ist zwar aus dem Koma erwacht, eine Zusammenarbeit mit der Polizei wird es jedoch nicht geben, selbst wenn er den Täter kennt. Man regelt das lieber selber.

Unterdessen wurde am Montag das Mitglied der Bandidos Riverside mit Sitz in Dinslaken in Bottrop begraben. Der 43jährige Bandido wurde Ende Mai zwischen Bottrop und Gladbeck mit tödlichen Schußverletzungen auf einer Landstraße aufgefunden. Am 29. Mai gegen 7.45 Uhr wurde er von einem Projektil in die Brust getroffen. Seine Harley Davidson stellte er vorher ordnungsgemäß am Seitenstreifen ab, so die Ermittlungen.

Auch bei diesem Verbrechen tappt die Polizei bisher im Dunkeln. Die Mitglieder der beiden betroffenen Motorradclubs sind nach den Tötungsdelikten angespannt. Das sogenannte Friedensabkommen, die Erklärung aus dem Mai 2010, wonach die „Hells Angels und Bandidos Motorradclubs in Deutschland einen Weg zu einer künftigen Koexistenz gefunden haben und der Konflikt zwischen beiden Clubs mit sofortiger Wirkung offiziell beendet ist“, scheint keine Bedeutung mehr zu haben. Der Verzicht von Neugründungen von Chaptern/Chartern des Friedensvertrags beider Clubs lief ohnehin schon am 26. Mai 2011 aus.

Bei der organisierten Kriminalität nur zweite Geige

Doch nicht nur die Motorradclubs, auch die Polizei erscheint nervös: In Berlin bekamen circa 85 Mitglieder des Gremium MC, dem größten Motorradclub in Deutschland, am Samstagnachmittag einen Platzverweis, weil diese sich vor dem Brandenburger Tor fotografieren lassen wollten. Das Angebot, ein Gruppenfoto ohne Westen und Symbole zu machen, lehnten die Gremium-Mitglieder ab. Den Platzverweisen kamen die Männer freiwillig nach. Man wolle in der derzeitigen Situation keine Machtdemonstration dulden, begründete ein Polizeisprecher die „abwehrrechtlichen Maßnahmen“, und so „mögliche zu erwartende Auseinandersetzungen verhindern.“

Wie so eine „Machtdemonstration“ aussehen kann, sieht man auf diesem Video. Trotz der übermäßigen Berichterstattung durch die Medien spielen die Rocker der Motorradclubs zumindest im Bundeslagebild 2010 „Organisierte Kriminalität“ (OK) des Bundeskriminalamts (BKA) nur eine untergeordnete Rolle – jedoch mit steigender Tendenz. 35 Verfahren wegen organisierter Kriminalität (entspricht 5,8 Prozent) richteten sich gegen Rockergruppierungen, davon gegen die „großen Vier“ in Deutschland im Einzelnen: 20 Mal gegen die Hells Angels, neun Mal gegen die Bandidos, dreimal gegen den Gremium MC und einmal gegen die Outlaws. Dazugerechnet werden vom BKA jedoch noch 22 OK-Verfahren gegen Gruppierungen mit teilweise nur losen Verbindungen zu Rockergruppierungen.

Wachsende „interkulturelle Kompentenz“

Die Behörden reagieren, die Verbote einzelner Chapter/Charter nehmen stetig zu: April 2010 Hells Angels Flensburg, April 2010 Bandidos Neumünster, Mai 2011 Mongols Bremen, Juni 2011 Hells Angels Borderland in Pforzheim, September 2011 Hells Angels Frankfurt und Westend, Januar 2012 Hells Angels Kiel, April 2012 Hells Angels Cologne, April 2012 Bandidos Aachen, Mai 2012 Hells Angels Berlin City.

Der bayerische Verfassungsschutzbericht des Jahres 2011 weist jedoch darauf hin, daß alle Rocker-Gruppierungen – zumindest in Bayern – Mitgliederzuwächse beziehungsweise sogar hohen Zuwachs bekommen haben durch sogenannte Supporter (Unterstützer). In diesen Unterstützer-Gruppen stammen die Mitglieder nicht nur aus der Motorrad-, sondern auch aus der Hooligan-Szene und weisen verstärkt einen „Migrationshintergrund“ auf: „Der Reiz für die Interessenten an dieser Szene besteht nicht nur im Motorradfahren, sondern auch in der Zugehörigkeit zu einer straff strukturierten Gruppe.“

Die Motorradclub-Szene weise „ein ritualisiertes, von Männern dominiertes Gruppenleben, ein martialisches, einschüchterndes, öffentliches Auftreten, strenge Hierarchien, autoritäre Denkweisen, harte Rockmusik und die Verherrlichung des Kameradschaftsdenkens auf.“ Das macht wohl insgesamt den Reiz und den Erfolg dieser Gruppen aus.

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