DÜSSELDORF. Der Präsident des ifo Instituts für Wirtschaftsforschung, Hans-Werner Sinn, hat sich gegen weitere finanzielle EU-Hilfen für Griechenland ausgesprochen. Es helfe nicht, immer mehr Geld in das Land hineinzupumpen und den Griechen dann zu sagen, sie sollen es nicht nehmen. „Dann gibt es die nötigen Anpassungen nie“, sagte Sinn der Wirtschaftswoche.
Der Ökonom kritisierte zudem den Präsidenten der Euro-Gruppe, Jean-Claude Juncker. Der Regierungschef des Bankenlandes Luxemburg sei parteiisch, er dürfe nicht dem Steuerzahler einen „Bailout“ des Bankensystems auferlegen. „Luxemburg ist mit Finanzinstitutionen überfüllt, ein Schiff, das bis zum Himmel mit Containern voll beladen wurde und bei der kleinsten Turbulenz umkippen kann“, erklärte Sinn im Interview mit der Wirtschaftszeitung.
Die EZB pfeift auf dem letzten Loch
Sinn plädiert statt dessen für eine Abwertung Griechenlands um 20 bis 30 Prozent gegenüber seinen Partnern im Euroraum. Der „Haircut“ sei unvermeidlich. Eine weitere Kreditverlagerung in die Krisenländer würde die Europäische Zentralbank sprengen und zu einer Inflation der Geldmenge führen. Die Zentralbank pfeife schon jetzt auf dem letzten Loch, so der Ökonom, der an der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität lehrt.
Unterdessen formiert sich auch im Lager der Regierungsfraktionen von Union und FDP Widerstand gegen das neue milliardenschwere Rettungspaket für Griechenland. Am Freitag soll ein gemeinsamer Antrag von Union und FDP zur Euro-Rettung beschlossen werden.
Doch aus den Reihen der FDP könnten allein 15 Abgeordnete die Rettungsmaßnahmen für Griechenland ablehnen, berichtet die Nachrichtenagentur dpa. Auch der CDU-Finanzexperte Klaus-Peter Willsch kündigte gegenüber der Mitteldeutschen Zeitung an, er werde den neuen Hilfen nicht zustimmen. Die Datenlage aus Athen sei eine Zumutung, sagte Willsch. „Das ist unterirdisch.“
Die schwarzgelbe Regierung verfügt im Bundestag über eine Mehrheit von 21 Mandaten. (cs/krk)