BERLIN. Der FDP-Bundestagsabgeordnete Frank Schäffler hat die Bundesregierung aufgefordert, einen Austritt Griechenlands aus der Euro-Zone zu unterstützen. „Wir sehen jetzt, daß die Griechenland-Hilfe und die Sparauflagen wie Brandbeschleuniger gewirkt und die Krise weiter verschärft haben“, sagte Schäffler dem Handelsblatt.
Je länger die Entscheidung über eine Umschuldung Griechenlands hinausgezögert werde, desto „teurer wird es auch für den deutschen Steuerzahler“, warnte der Finanzexperte, der 2010 aus Protest gegen die Finanzhilfen für Athen als FDP-Obmann im Finanzausschuß zurückgetreten war.
Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) sprach sich dagegen für einen Verbleib des hochverschuldeten Landes im Euro-Raum aus. Der Rheinischen Post sagte Brüderle: „Ich bin eher der umgekehrten Meinung. Unser Ziel muss vielmehr sein, Europa stärker zu machen.“ Von Spekulationen um eine Neubewertung der griechischen Schulden halte er zu diesem Zeitpunkt nichts.
Henkel kritisiert mediales Tabu
Bereits am vergangenen Wochenende hatte der Chef des Ifo-Instituts, Hans-Werner Sinn, eine Abkehr Griechenlands vom Euro als „das kleinere Übel“ bezeichnet. „Wenn Griechenland aus dem Euro austritt, könnte es abwerten und wettbewerbsfähig werden“, mahnte er gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.
Unterstützung bekam er dabei vom ehemaligen Präsidenten des Bundesverbandes der Deutschen Industrie, Hans-Olaf Henkel. Die hysterische Reaktion der Politik auf einen Austritt Griechenlands aus der gemeinsamen Währung zeige, wie man das Thema mit einem Tabu belegen wolle.
Man dürfe sich nicht wundern, sagte Henkel, wenn „sich eine kleine Anzahl von nördlichen Geberländern einer größeren von „Nehmerländern“ gegenübersieht und diesen finanziell ausgeliefert sei. Die so durchgesetzte Einführung eines europäischen Zentralstaates sei undemokratisch und ein Skandal, kritisierte Henkel. (ho)