Nun ist sie wieder da: die Debatte über die Frage, ob die deutsche Sprache im Grundgesetz verankert werden soll. Anlaß ist die Übergabe von knapp 50.000 Unterstützerunterschriften an den Bundestagspräsidenten Norbert Lammert. Dieser nahm die Pakete mit den Unterschriften am 9. November auf einer Pressekonferenz entgegen. Lammert selbst ist nicht nur ein eifriger Verfechter einer solchen Verfassungsergänzung, sondern auch derjenige, der diese Idee vor vier Jahren im Rahmen der Föderalismusreform in die politische Debatte trug. Daß diese seither immer wieder aufflammt, ist auch das Verdienst seines unermüdlichen Werbens.
Aktion der Bild-Zeitung?
Wie bei den bisherigen Höhepunkten der Diskussion ist die Spannweite der Meinungsäußerungen groß. Sie reicht von einer recht dümmlich-provinziellen Einlassung des Anführers aller Grünen Cem Özdemir („Ich betrachte das als einen Angriff auf meine schwäbische Mundart“) bis zur kleinen Wahrheitsverdrehung durch die Bild-Zeitung. Diese schrieb sich die Aktion nämlich kurzerhand auf die eigene Fahne.
Eigentlich hatten ja der „Verein für deutsche Kulturbeziehungen im Ausland“ (VDA) und der Verein Deutsche Sprache (VDS) die Unterschriften gesammelt. Doch die Bild-Zeitung machte daraus auf einen Schlag eine „Bild-Aktion“ mit einer „Bild-Forderung“, ernannte alle Unterstützer zu Lesern der Bild-Zeitung und verkündete: „Bild übergibt Unterschriften der Leser an Norbert Lammert“. Nicht nur, weil mit Sicherheit die wenigsten der Unterzeichner Bild-Leser sind, kam diese Vereinnahmung nicht bei allen Sprachschützern gut an.
Edathy ist auf einem guten Weg
Immerhin hilft die Bild-Zeitung mit, daß das Thema weiterhin im Gespräch bleibt. Schließlich kann sie darauf vertrauen, daß repräsentativen Umfragen zufolge mehr als zwei Drittel der Deutschen das Anliegen teilen. Zudem muß das Blatt immer wieder neue Unterstützer finden, die einen gewissen Bekanntheitsgrad aufweisen.
In dieser Woche ist die Bild-Zeitung bei der SPD fündig geworden. Mit dabei sind Peter Friedrich, der Generalsekretär der baden-württembergischen SPD, und kein geringerer als der indischstämmige SPD-Innenpolitiker Sebastian Edathy. Der erklärte: „Wir müssen Kultur im Grundgesetz festschreiben, das schließt Deutsch mit ein.“ Gegen-Rechts-Kämpfer Edathy, der sogar schon der CDU einmal Vorstellungen bescheinigt hatte, die von „völkischer Ideologie“ geprägt seien, befindet sich damit auf einem guten Weg. Für die deutsche Sprache einzutreten ist allemal sinnvoller als gegen die Pressefreiheit im Bundestag zu kämpfen und zur Zensur aufzurufen; denn die Sprache ist für alle da.