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Zu Gast bei Freunden

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Man gönnt sich ja sonst nichts: Das mag sich der „bunte“ Neu-Bundespräsident Christian Wulff gedacht haben, als er auf Mallorca, genauer gesagt auf der Halbinsel Sa Mola bei Port d?Andratx, samt Familie seinen wohlverdienten Urlaub machte. Nicht in irgendeinem Hotel versteht sich, sondern im Luxusdomizil eines nicht gerade unbekannten deutschen Unternehmers mit dem Namen Carsten Maschmeyer, von Freunden „Maschi“ genannt.

„Paradise Castle“ heißt diese Hütte sinnigerweise, für die Wulff Maschmeyer für einen elftägigen Urlaub müde 5.000 Euro abgedrückt haben will. Wulff zeigte sich diesmal lernfähig; eingedenk wohl des Wirbels um seinen letzten Urlaub, als er Business-Class geflogen war, aber nur Economy bezahlt hatte. Dennoch bleibt auch diesmal wieder ein „Geschmäckle“, wie Spiegel-Online, sonst ideologisch mit Wulff voll auf einer Linie funkend, mürrisch anmerkte.

Und zwar aus zwei Gründen: Einmal, weil bekannt ist, daß der Finanzunternehmer Maschmeyer zu den „Spezln“ Wulffs in seiner Zeit als Ministerpräsident von Niedersachsen gehörte, und zum anderen, weil er eine, um es vorsichtig zu sagen, nicht ganz unumstrittene Figur ist. Er gründete 1988 nämlich den „Finanzoptimierer“ AWD (Allgemeiner Wirtschaftsdienst), der als sogenannter Strukturvertrieb arbeitet. Maschmeyer war in diesem Gewerbe jahrzehntelang so etwas wie der „König unter den Strukkies“, wie deren Mitarbeiter gerne genannt werden. 

Strukturvertriebe sind pyramidenförmig organisiert, was kurz und knapp bedeutet: Unten wird angeschafft und oben, auf der Führungsebene, bei allen abgeschlossenen Verträgen mittels Provision kräftig mitkassiert. Für viele Neueinsteiger ist der Traum vom großen Geld indes dann ausgeträumt, wenn Verwandte, Freunde und Bekannte mit Geldanlagemodellen beglückt worden sind.

Rürup, Anda & Co.

Entsprechend groß ist die Fluktuation in einem Gewerbe, dessen Gewinner früher mit Goldkettchen und anderen Protzaccessoires auffielen. Heute gibt man sich gerne seriös, nennt sich „Finanzoptimierer“ und versucht, das fragwürdige Image der Branche aufzuschönen. Wer einmal einen Blick auf deren Aussteiger werfen möchte, wähle die Internetseite des „Vereins der ehemaligen AWD-Mitarbeiter“ an.

Der umtriebige Maschmeyer gehörte immer zu den Gewinnern und machte ein Millionenvermögen. Er hat wohl auch rechtzeitig begriffen, daß es angezeigt ist, der Branche allmählich den Rücken zu kehren. So verkaufte er peu à peu seine AWD-Anteile an den Schweizer Versicherungsriesen Swiss Life und beschränkt sich auf eine Tätigkeit im Verwaltungsrat. Sein vorrangiges Interesse gilt jetzt einem Unternehmen, das er zusammen mit dem ehemaligen „Wirtschaftsweisen“ und als „Rentenexperten“ gehandelten Bert Rürup im Januar 2010 gründete, nämlich der Maschmeyer-Rürup AG.

Rürup, der ach so seriöse Wissenschaftler, und Maschmeyer, die Verkaufsmaschine, bilden zweifelsohne ein bemerkenswertes Gespann; da kommt es gut, daß sich „Maschi“ mittlerweile Ehrendoktor der Universität Hildesheim nennen darf. Die Maschmeyer-Rürup AG soll Banken, Versicherungen und ausländische Regierungen in Fragen der Alters- und Gesundheitsvorsorge beraten. Rürup mimte – auf Initiative von „Maschi“ – seit 2008 den „Chefökonomen“ für den AWD. Nur um das Bild abzurunden: Bela Anda, Gerhard Schröders ehemaliger Sprecher, verdient sich beim AWD seine Brötchen als „Kommunikationschef“.

Wie ein Fisch im Wasser

Mit an Bord als Berater bei Maschmeyer und Rürup ist übrigens ein weiterer „Rentenexperte“, nämlich Walter Riester (SPD), unter Gerhard Schröder Bundesarbeitsminister. Stichwort Schröder: War es nicht Maschmeyer, der dem späteren „Kanzler der Bosse“ mit einer anonymen Anzeige in den Tageszeitungen („Der nächste Kanzler muß Niedersachse sein.“) den Weg ins Kanzleramt mit ebnete?

Maschmeyer erklärte später gegenüber dem Focus, er habe Lafontaine als Kanzler verhindern wollen. Welche Interessen Maschmeyer beziehungsweise die Finanzdienstleistungsbranche insgesamt mit Blick auf die Teilprivatisierung der Altersrente verfolgt haben, kann unter anderem bei Tom Strohschneider bei Freitag-Online nachgelesen werden.

Der Eindruck trügt nicht: Maschmeyer, der es bei Feiern gerne krachen läßt und zu diesen Anlässen auch gern „Prominenz“ aller Couleur um sich schart, bewegt sich in der Politik wie ein Fisch im Wasser. Mit Bundespräsident Christian Wulff soll er engbefreundet sein. Da hat offensichtlich zusammengefunden, was zusammengehört.

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