Die Politik hat vergangene Woche ein neues Kapitel in Sachen Vereinbarkeitshysterie aufgeschlagen. Grund hierfür sind die neuen Geburtenzahlen: Noch nie in der Geschichte der Bundesrepublik wurden so wenige Kinder geboren wie im vergangenem Jahr.
Und so wird nun in Berlin über eine „radikale“ Kehrtwende in der Familien- und Bevölkerungspolitik diskutiert. „Eine demographische Offensive“ wird gefordert. Es müsse sich etwas ändern. Allerdings nicht so sehr wegen des Aussterbens des deutschen Volkes, sondern wegen des hochheiligen Sozialstaats.
So schlug die CSU vor, eine Quote einzuführen – und zwar für Mütter. Diese sollen nach dem Willen der Partei im Arbeitsleben künftig bevorzugt werden. Denn Eltern, die ihre familiären Pflichten ernst nehmen, litten im Berufsleben häufig unter Benachteiligungen.
Vor allem was die Beförderung anbelangt. Schließlich gälten sie als nicht so belastbar, fielen öfter aus und seien nicht so zuverlässig wie ihre kinderlosen Kollegen. Auf dem deutschen Arbeitsmarkt erleiden Mütter deshalb laut der bayerischen Sozialministerin Christine Haderthauer (CSU) einen Ansehensverlust, der weltweit seinesgleichen sucht.
Die Lösung aller familienpolitischen Probleme
Auch Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) glaubt, daß Beruf und Familie in Deutschland momentan nur schlecht zu vereinbaren sind. Dennoch hält sie Quoten nicht unbedingt für den „Stein der Weisen“. Sie fordert statt dessen eine kürzere Arbeitswoche für Eltern: Insbesondere in Führungsposition mit langen Arbeitszeiten ließen sich Familie und Arbeit nicht vereinbaren, so die Ministerin. Deshalb müsse es hier 30-Stunden-Arbeitsplätze geben.
Nun, obwohl Schröder die Dämlichkeit der Mütterquote erkannt hat, so sehr unterscheiden sich ihre eigenen Vorschläge davon auch nicht: Denn genauso wie alle anderen, sieht auch sie die Lösung aller familienpolitischen Probleme in der Vereinbarkeit von Beruf und Familie.
Geld und Quoten zeugen keine Kinder
Doch so sehr die politische Korrektheit das verlangt und die Politiker das wollen, vollkommen vereinbar sind Beruf und die Familie nun mal nicht: Wer sich als Frau für eine Karriere entscheidet, wählt häufig eben doch ein Leben ohne Kinder. Nicht, weil man keinen Krippenplatz findet oder zu wenig finanzielle Zuwendungen vom Staat bekommt, sondern weil einem schlicht der berufliche Erfolg im Leben wichtiger ist, als der Nachwuchs.
Genausowenig wie das Elterngeld die Geburtenrate umkehren konnte, werden auch die Arbeitsbedingungen der Eltern etwas an dem demographischen Niedergang ändern. Geld und Quoten allein zeugen noch keine Kinder.
Wer also glaubhaft eine nachhaltige Veränderung der Familienpolitik anstrebt und Menschen tatsächlich animieren möchte, Kinder zu bekommen, der muß die Werte verändern, auf denen die Gesellschaft beruht. Denn wer in jungen Jahren eine steile Karriere anstrebt, dem stehen Kinder tatsächlich im Weg. Wem dagegen die Familie das Wichtigste im Leben ist, der braucht auch die hochgelobte Vereinbarkeit nicht.