Hochmut kommt vor dem Fall“, weiß der Volksmund. Diese Erfahrung erreicht jetzt die FDP. Im September erzielte sie mit 14,6 Prozent der Stimmen ihr bestes Ergebnis bei einer Bundestagswahl. Die Freude war groß. Leider glaubte sie, sie habe sich den Erfolg ehrlich verdient. Dabei kam ein großer Teil der über sechs Millionen FDP-Stimmen von Wechselwählern, die taktisch wählten, um die nur zahlenmäßig Große Koalition endlich zu beenden.
Anstatt sich in Demut zu üben ob des unverhofften Ergebnisses und zu versuchen, den Vertrauensvorschuß der Wähler durch eine betont sachorientierte Politik zu rechtfertigen, erweckte die FDP den Eindruck, vor Kraft kaum noch laufen zu können. Der Vorsitzende und Außenminister Guido Westerwelle trat auf wie ein Staatsmann, was nur albern wirkte. Zugleich brach er einen bizarren Streit mit der Vorsitzenden des Bundes der Vertriebenen, Erika Steinbach, vom Zaun, der an seiner Fähigkeit zweifeln ließ, deutsche Interessen zu vertreten. Der Fall Steinbach war der Anfang weiterer Schwierigkeiten, etwa in der Steuerpolitik. Viele FDP-Wähler trauten ihm und seiner Partei nicht mehr.
Der Absturz in Umfragen auf acht Prozent trifft die demoskopiegläubige Partei kurz vor der Wahl in NRW ins Mark. Die FDP wird wieder auf ihre Stammwähler reduziert.