Ob im kleinen, vor der eigenen Haustür, oder im allseits heftig beschworenen globalen Umweltzusammenhang: Leider ist ziemlich wahrscheinlich, daß opportunistische Politiker und stramme Öko-Ideologen dem Laienpublikum auf ihrer liebsten Spielwiese auch im neuen Jahr mindestens genausoviel vorflunkern werden wie bisher. Stichwort Weltklimakonferenz: Stur behaupteten „Experten“ auch dort wieder, daß Bangladesh in den Meeresfluten versinken würden, wenn der Erderwärmung nicht noch in letzter Sekunde Einhalt geboten werde. Tatsächlich aber ist der Meerespegel in den betreffenden Regionen nach Messungen der zuständigen Hydrographischen Institute in jüngerer Zeit so weit gesunken, daß Bangladesh an Landmasse zugenommen hat.
Doch was läuft unterdessen hier bei uns, gleich um die Ecke sozusagen? Kaum fällt Schnee, werden Straßen und Gehsteige tonnenweise munter mit Salz abgestreut – vergessen die 1980er und 1990er Jahre, in denen Umweltbewegte gegen ebendieses Teufelszeug einen regelrechten Ökokrieg führten.
Seltsam schon all dies. Aber der Mensch in Gestalt des pfiffig-findigen Tourismusmanagers setzt immer noch eins drauf. Nach einer Phase scheinbarer Ruhe und eines gewissen Innehaltens im Angesicht der großartigen Natur ist in Österreich, der Schweiz und Deutschland nachgerade ein Wettrüsten an Hängen und Skipisten, in alten und brandneuen Bergwanderregionen und Freizeitgebieten losgebrochen. Fortan gilt offenbar kaum mehr etwas von dem, was man sich einst hoch und heilig in die Hand versprochen hatte. Auch auf gut bayerisch „is fast nix mehr“ mit dem „absoluten Vorrang für unsere geliebte Bergwelt“. Feuer frei, klingt es von überall her. Beinahe schon jede fünfte bayerische Skipiste wird bei Bedarf mit Kunstschnee beschneit. Die „restriktive Genehmigung von Schneekanonen“ sei „ökologisch nicht mehr vertretbar“, hatte schlicht und entwaffnend schon im Oktober 2004 die Regierung des Freistaats befunden.
Auf der Jagd nach baulichen Superlativen wollen auch die felserprobten benachbarten Schweizer Eidgenossen nicht nachstehen. Schon testen sie nahe Zermatt und im Tiroler Pitztal den verheißungsvollen Prototyp einer Riesenschneekanone aus israelischer Produktion. Das ungetüme Wunderding, so tönen die Entwickler, könne je nach Wunsch sogar den ganzen Hochsommer lang weiße Pracht in Hülle und Fülle liefern – zur Freude der devisenbringenden Gästeschar aus vieler Herren Ländern.
Rolf Dressler war langjähriger Chefredakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld und ist nun freier Journalist.