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Bessermenschen haben’s einfach besser

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Bessermenschen haben’s einfach besser

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Weißmann, Reich, Republik, Nachkriegsrechte

Die postpreußisch-postidealistischen Nachkriegsdeutschen haben gelernt, daß der Staat für die Bürger da ist und nicht umgekehrt. Zu den kostbaren Rechtsgütern der galant (ladies first!) und gender-sensibel anzusprechenden Bürgerinnen/Bürger gehört der Datenschutz, planstellenreich installiert. Die Frage, inwieweit der Datenschutz mit Schäubles Internetkontrolle korrespondiert, sei Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP), hauptberuflich Bürgerrechtsbesorgte, überlassen.

Jedesmal, wenn der Briefkasten unbestellte Reklamepost enthält, kommen mir Zweifel. Der Adressenhandel scheint vom Datenschutz unberührt. Sei‘s drum, wer möchte beim gezielten Wurf in den Papierkorb empfindlich sein? Was soll ich grübeln, ob für das Druckerzeugnis Finnlands EU-Inlands-Wälder herhalten mußten oder ob es sich um ungebleichtes Recycling-Papier handelt? Schließlich scheren sich auch glaubensfeste Real-Grüne im Bioladen nicht darum, ob bei ihrer Diät (Sojamilch und Tofu-Buletten) der Amazonas-Urwald wieder mal gelitten hat. Bessermenschen haben’s einfach besser: Dank ihrem Lebensgefühl kommt das Soja nicht aus einem 100.000-Hektar-Agrobetrieb, sondern von einem Caboclo (Kleinbauern), der mit fünf Hek-tar im Mato Grosso die Familie durchbringt: Fairtrade, fair handeln. Beim Ablaßhandel für manch protestantische Seele im Wohlstandsgürtel darf die deutsche Sprache verhackstückt werden.

Vor mir liegt ein Brief der Deutschen Welthungerhilfe. Bärbel Dieckmann, neue Präsidentin des Vereins, bittet um Spenden für ein Projekt in Laos, dem wohl ärmsten Land Südostasiens. Frau Dieckmann, bis dato OB in Bonn, repräsentiert die in politicis seltene Spezies, der es um die Sache geht, nicht um billige Machtvorteile. In einem FAZ-Interview äußert sie sich nüchtern über die Chancen von Hilfsprogrammen im Spannungsfeld zwischen Militärausgaben, Korruption, Bevölkerungswachstum. Ginge es allein um Persönlichkeiten wie Frau Dieckmann, wären Spenden fraglos gut aufgehoben. Wie aber kommen Spenden gegen den Welthunger im Kontext von Bevölkerungsexplosion, Bodenknappheit, Energieverbrauch, in den globalen Realitäten von Macht, Markt und Kultur zum Tragen? Nur Armin Laschet (CDU) und zivilgesellschaftliche Formationen wie Attac und Antifa wissen die Antwort: Öffnung der „Festung Europa“ für die Große Migration. Wir spenden trotzdem, damit „Tahura (?) nicht auf den Strich gehen muß“, wie uns ein diakonisches Werbeplakat erklärt.

Herbert Ammon lebt als Historiker und Publizist in Berlin.

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