Zwei Dinge vorab: Wer über Berlin schimpft, kann sich allgemeiner Zustimmung sicher sein. Berlin-Schelte kostet nichts, hat meistens einen rationalen Kern und ist trotzdem vorwiegend affektiv und vom Ressentiment geprägt. Deshalb vermeide ich seit einigen Jahren, darin einzustimmen.
Andererseits habe ich Berlins ehemaligen Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD) mit den Jahren schätzen gelernt wegen seiner Konsolidierungpolitik und seinen von keiner politischen Korrektheit angekränkelten Analysen. Jetzt ist er Bundesbank-Vorstand, und ich vermisse ihn. Was er eben in einem großen Interview mit der Zeitschrift Lettre international kritisch über die Stadt und ihre Eliten sagt, muß ich ernst nehmen.
Unter anderem äußert er: Berlin sei in seinen politischen Strömungen „nicht elitär aufgestellt, sondern in ihrer Gesinnung eher plebejisch und kleinbürgerlich“, belastet vor allem „von zwei Komponenten: Der 68er-Tradition und dem West-Berliner Schlampfaktor“.
„Weder integrationswillig noch integrationsfähig”
Mit Blick auf die Einwanderungspolitik kommt er zu dem Schluß, daß 40 Prozent aller Geburten in der Unterschicht stattfänden mit der Folge, daß das Niveau an den Schulen kontinuierlich sinke, statt zu steigen. „In Berlin gibt es stärker als anderswo das Problem einer am normalen Wirtschaftskreislauf nicht teilnehmenden Unterschicht.“
Vor allem große Teile der arabischen und türkischen Einwanderer seien weder integrationswillig noch integrationsfähig. „Ich muß niemanden anerkennen, der vom Staat lebt, diesen Staat ablehnt, für die Ausbildung seiner Kinder nicht vernünftig sorgt und ständig neue kleine Kopftuchmädchen produziert.“ Sarrazins Empfehlung: „Generell kein Zuzug mehr außer für Hochqualifizierte, und perspektivisch keine Transferleistungen für Einwanderer.“
Denn „türkische Wärmestuben“ könnten die Stadt nicht voranbringen. „Jeder, der bei uns etwas kann und anstrebt, ist willkommen; der Rest soll woanders hingehen.“ Allerdings hat er kaum Hoffnung, daß seine Ratschläge aufgegriffen werden.
Notwendiger Import von Eliten
Wenn der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) „eine Mischung aus Kurt Biedenkopf, Willy Brandt und Freiherr von und zu Guttenberg“ wäre, „könnte er natürlich mehr für die Stadt bewirken“. Ist er aber nicht. Deshalb gilt: „Berlin wird niemals von den Berlinern gerettet werden können.“ Notwendig sei der Import von Eliten, und dieser Import werde kommen, ebenso wie im New York der fünfziger Jahre.
Doch wer soll der Import auf den Weg bringen? Sarrazins Analyse trifft mehr oder weniger auf ganz Deutschland zu, in Berlin radikalisieren die Probleme sich nur. Die Deutsche Bundesbank hat sich umgehend und „entschieden in Inhalt und Form von den diskriminierenden Äußerungen von Dr. Thilo Sarrazin“ distanziert.
Schlappschwänze! Und von den Zuwanderern ist alles mögliche, nur kein intellektueller Adrenalin-Stoß zu erwarten. Die importierten Unterschichten objektivieren den Geist und vergegenständlichen das moralische Niveau der bundesdeutschen Fuktionseliten. Auf wen also sollen und dürfen wir hoffen? Auf Aliens?